Ausbildung im Fokus

Wir haben die Ausbildung der Berufskraftfahrer wieder zu uns ins Haus geholt", sagte Hendrik Jansen, Geschäftsführer der Dachser Services und Ausbildungs GmbH auf dem ersten Symposium "Berufskraftfahrer: Aus- und Weiterbildung 2015" (siehe Kasten Seite 31). Zuletzt hatte die Spedition das ihren Subunternehmern überlassen. Mittlerweile seien dazu an fast allen Niederlassungen Fuhrparkmanager angestellt worden, die sich in Zusammenarbeit mit lokalen Fahrschulen um die derzeit 90 Auszubildenden kümmern. Das Unternehmen setzt dabei auf die dreijährige Ausbildung und nicht auf die beschleunigte Grundqualifikation. Der Grund, so Jansen, sei neben der Qualifikation die hohe Bindung der Auszubildenden an das Unternehmen, die sich in Zeiten des Fahrermangels auszahle. Fördermittel nicht entscheidend Die aktuelle politische Diskussion um Fördermittel habe auf diese Entscheidung keinen Einfluss. Danach darf alles, was gesetzlich vorgeschrieben ist, nicht mehr über die Programme Aus- und Weiterbildung gefördert werden (siehe VerkehrsRundschau 36/2015). Zudem, glaubt Jansen, hätten viele Unternehmer alleine aus Zeitmangel oder Unwissenheit Fördermittel für die Aus- und Weiterbildung gar nicht beantragt. Die Weiterbildungen seien umgesetzt worden, weil der Gesetzgeber das gefordert habe. Wie wichtig das Thema Ausbildung für das Gewerbe ist, unterstrich Veit Steinle aus dem Bundesverkehrsministerium: "Nur für das altersbedingte Ausscheiden von Berufskraftfahrern brauchen wir jährlich 20.000 neue". Derzeit würden sich aber nicht genügend Jugendliche für die Ausbildung entscheiden. Diese Nachwuchssorgen ließen sich am besten durch gute Arbeitsbedingungen bekämpfen. Dazu zählen neben Respekt und Wertschätzung gegenüber den Fahrern ein attraktiver Lohn und eine Disposition der Touren, die Luft für Freizeit und die Familie lasse. Mit Blick auf die von der EU untersagten Fördermittel sagte Steinle: "Das Rad werden wir nicht zurückdrehen", aber sein Ministerium arbeite derzeit mit allen Beteiligten an Alternativen. Wann die vorliegen, ist noch nicht klar. "Wir versuchen, uns zu beeilen." Es gehe darum, Dinge zu identifizieren, die nicht gesetzlich vorgeschrieben sind. Allerdings gibt es durchaus noch Maßnahmen, die sich durch das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) fördern lassen. Für 2015 neu im Förderkatalog aufgenommen wurden beispielsweise Vorbereitungslehrgänge auf die Grundqualifikation, Kurse zum Thema Behaviour Based Safety, Deutschkurse für Nicht-Muttersprachler und Erste-Hilfe-Kurse zum Verhalten am Unfallort, nicht aber die Kurse zum Erlangen der Fahrerlaubnis. "Weitere Vorschläge für die Aufnahme in den Maßnahmenkatalog sind willkommen", warb Jana Kruger vom BAG um Mitarbeit. Diese müssten einen Bezug zur Branche haben und dürften nicht gesetzlich vorgeschrieben sein. Ihr Vorschlag: Die Verbände ansprechen oder eine E-Mail ans BAG schreiben. Mit Blick auf die anstehenden Änderungen des Berufskfraftfahrer-Qualifikations-Gesetzes fordert der Verband Moving unter anderem ein zentrales Online-Register. "Ziel ist es, die Teilnehmer und die Aus- und Weiterbildungsstätten zentral zu verwalten, effektive Kontrollen zu ermöglichen und nicht zuletzt den Handel mit Weiterbildungsbescheinigungen zu unterbinden", erklärte Jörg-Michael Satz von Moving. Auch bei der Europäischen Union wird derzeit die Richtlinie 2003/59/EU zehn Jahre nach ihrem Inkrafttreten intensiv hinterfragt. "Selbst wenn es kleinere Probleme gibt, insgesamt hat sich die Richtlinie positiv auf die Verkehrssicherheit ausgewirkt", bilanzierte Espen Rindedal von der Generaldirektion DG MOVE der Europäischen Kommission. Zu den Problemen zählen die Anerkennung der Weiterbildungen zwischen den Mitgliedstaaten, zu viel Interpretationsspielraum bei einigen Formulierungen in der Richtlinie und veraltete Lernmethoden. Ob und in welchem Umfang die Richtlinie aber geändert werde, sei noch nicht klar. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier BKrFQG www.verkehrsrundschau.de/dossiers Prominente Redner Espen Rindedal, DG MOVE, Europäische Kommission Veit Steinle, Bundesverkehrsministerium Jörg-Michael Satz, Verband Moving Jana Kruger, Bundesamt für Güterverkehr (BAG) Die Redner gaben einen Ausblick auf die geplanten gesetzlichen Änderungen rund um die Aus- und Weiterbildung von Berufskraftfahrern. Im Mittelpunkt standen die Überarbeitung der Richtlinie 2003/59/EU und die Förderung der Weiterbildung. sv Die Veranstaltung in Kürze Symposium "Berufskraftfahrer: Aus- und Weiterbildung 2015" Die Magazine VerkehrsRundschau und Trucker aus dem Verlag Heinrich Vogel veranstalteten vom 7. bis 8. Oktober 2015 erstmals das Symposium "Berufskraftfahrer: Aus- und Weiterbildung". Initiator war der Verband Moving International Road Safety Association. Zu dem Symposium kamen über 400 Teilnehmer nach Kassel. Die Veranstaltung bot neben fünf Fachvorträgen, einer Podiumsdiskussion und sechs spannenden Workshops eine begleitende Fachausstellung rund um das Thema Aus- und Weiterbildung von Berufskraftfahrern. Neben rein fachlichen Themen, wie Sozialvorschriften oder Ladungssicherung, kamen auch pädagogische Themen, wie Blended Learning und der Simulatoreinsatz, nicht zu kurz.Unterstützt wurde das Symposium von Audi, Citroën, Dolezych, Softwarebüro Zauner, SVG und Vogel EU-BKF. sv