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American Airlines flüchtet sich in die Insolvenz

29.11.2011 13:41 Uhr
American Airlines flüchtet sich in die Insolvenz
Gerüchte über eine mögliche Insolvenz gab es schon länger
© Foto: Yevgeny Pashnin/ ddp

Hohe Spritkosten und Missmanagement sind der drittgrößten Fluggesellschaft der USA zum Verhängnis geworden

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New York/Fort Worth. Die verlustreiche US-Fluggesellschaft American Airlines versucht mit einem radikalen Schnitt den Neustart. Um hohe Kosten und überbordende Schulden abzuschütteln, flüchtet sich der Mutterkonzern AMR mitsamt Tochtergesellschaften in den sogenannten Gläubigerschutz nach Kapitel elf des US-Insolvenzrechts. Damit kann American Airlines erstmal wie gewohnt weiterarbeiten, ist aber vor dem Zugriff seiner Geldgeber sicher.

"Das war eine schwierige Entscheidung", sagte der neue Konzernchef Thomas Horton am Dienstag. "Es ist aber notwendig und richtig, dass wir diesen Weg gehen." Horton hat per sofort den Veteranen Gerard Arpey abgelöst, der in den Ruhestand geht. Der neue Mann an der Spitze versicherte, dass der Flugbetrieb wie geplant weiterlaufe. "Unsere Kunden stehen bei uns an erster Stelle."

Schon seit längerem gab es Gerüchte über eine bevorstehende Pleite der drittgrößten US-Fluggesellschaft. Sie plagen seit langem hohe Verluste. Allein in den ersten neun Monaten diesen Jahres war ein Minus von unterm Strich 884 Millionen Dollar (663 Millionen Euro) angefallen. Damit liegt der Verlust mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahreszeitraum.

Viele der mehr als 900 Maschinen von American Airlines und der für Regionalstrecken zuständigen Schwestergesellschaft American Eagle sind alt, sie verbrauchen viel Sprit und benötigen eine intensive Wartung. So fliegt American Airlines noch die längst eingestellten Boeing MD-80, die im Schnitt 20 Jahre auf dem Buckel haben und 35 Prozent mehr Sprit als moderne Flieger verbrauchen.

Allein in diesem Jahr musste American Airlines ein Drittel mehr für Kerosin ausgeben. Der Gesellschaft gelang es nicht, die höheren Kosten komplett auf die Ticketpreise draufzuschlagen. Um Kosten einzusparen, schlossen sich etwa die Rivalen United und Continental zur neuen Nummer eins der Branche zusammen. Das hat den Druck auf American Airlines noch verstärkt.

In den USA herrscht ein gnadenloser Preiskampf in der Luft. Es gibt Dutzende Fluggesellschaften, die mit Billigpreisen um die Kundschaft werben. Angesichts der Größe des Landes und angesichts des schlecht ausgebauten Bahnnetzes ist Fliegen an der Tagesordnung. Allein American Airlines bietet täglich mehr als 3 300 Flüge an.

Noch ist unklar, welche langfristigen Auswirkungen die Insolvenz haben wird. American Airlines ist Teil des Luftfahrtbündnisses Oneworld, dem die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin 2012 beitreten will.

Neue Aufträge an Airbus und Boeing vergeben

Zudem hatte American Airlines erst vor einigen Monaten einen gigantischen Auftrag für neue Flugzeuge an Airbus und Boeing vergeben. Insgesamt 460 Kurz- und Mittelstreckenmaschinen vom Typ Boeing 737 und Airbus A320 sollen die Flotte erneuern. Der Listenpreis der Bestellung liegt bei 40 Milliarden Dollar, wobei allerdings satte Rabatte üblich sind.

Zumindest vorerst sollen die Geschäftspartner aber ihr Geld pünktlich bekommen. American Airlines hat dafür 4,1 Milliarden Dollar auf der hohen Kante liegen. Das reiche vermutlich mehr als aus, um durch die Insolvenz zu steuern, teilte das Management mit. Die neuen Flugzeuge werden erst in den kommenden Jahren ausgeliefert.

American Airlines ist nicht die erste US-Fluggesellschaft, die wiedergeboren aus einer Insolvenz hervorgeht. So war der Rivale Delta Air Lines fast zwei Jahre bis 2007 unter Gläubigerschutz geflogen. Diese Zeit nutzte das Management zu Massenentlassungen und zur Streichung von unrentablen Strecken. Heute steht Delta wieder solide da und ist die Nummer zwei unter den US-Linien.

Die Investoren fürchten aber, dass sie letztlich die Zeche für einen Neustart von American Airlines zahlen müssen. Der Kurs stürzte am Dienstag vorbörslich um 60 Prozent ab. (dpa)

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