Berlin. Afrika stand im Mittelpunkt einer Sequenz auf dem 34. Deutschen Logistik-Kongress, in dem es um humanitäre Logistik ging. „Afrika ist ein wichtiger Markt, für alle, die sich am Aufbau neuer Infrastruktur beteiligen und damit aber auch für alle Logistik“, sagte Helmut Baumgarten, emeritierter Professor an der Technischen Universität Berlin und Ehrenmitglied der BVL. Er begründete dies mit der Größe des Marktes und seinem Wachstum: „Afrika ist 83 mal größer als Deutschland. Und die Bevölkerung soll sich von 1,25 Milliarden auf 2,5 Milliarden im Jahr 2050 verdoppeln.“ Da das Niveau der Infrastruktur im Vergleich zu Europa gering sei, gäbe es auf dem Kontinent einen großen Nachholbedarf.
39 Prozent: Diesen Wert nannte Stefan Oswald, Leiter der Unterabteilung Sub-Sahara Afrika im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Berlin, für den Anteil der Frachtkosten am Warenwert in Mali. „In Westeuropa beträgt er vier Prozent“, sagte der Ministerialbeamte. Waren in und nach Afrika zu transportieren sei teuer. „Das zeigt aber auch, wie riesig das Potential für Effizienzsteigerungen ist“, so Oswald weiter. Er bezeichnete den Markt daher als eine große Chance für deutsche Logistikunternehmen. Als begleitendes Instrumentarium sei der Marshall-Plan für Afrika gedacht, der den Kontinent und die Aktivitäten dort unterstützen soll.
Für Afrika gibt es kein Patentrezept
Zudem verdeutlichte Oswald, dass weder Osteuropa noch Asien solche nennenswerte Wachstumspotentiale hätten wie Afrika. „Wir dürfen den Kuchen nicht den Türken oder den Chinesen überlassen“, wies er darauf hin, dass es Staaten gibt, die sich stärker in Afrika engagieren. Mit der Afrika-Priorität auf dem G-20-Gipfel in Hamburg habe die Bundesregierung die Grundlage gelegt für eine neue politische Partnerschaft. Teil dieser Initiative sei die Förderung von Investitionen, aber auch die Forderung nach mehr Rechtsstaatlichkeit in diesen Ländern.
Einer, der in Afrika sowohl mit seinem Unternehmen, wie aber auch mit seiner Stiftung tätig ist, ist Klaus-Michael Kühne, Präsident der Kühne-Stiftung und Mehrheitsaktionär von Kühne + Nagel International. Kühne wies darauf hin, dass es für Afrika kein Patentrezept gäbe. „Man muss von Land zu Land sehr stark differenzieren und punktuell vorgehen, die jeweiligen Verhältnisse berücksichtigen.“ Seine Stiftung hat einen Sitz Nairobi und versucht, vor allem in den ostafrikanischen Ländern Hilfsorganisationen zu schulen, damit die Ware die Not leidende Bevölkerung auch erreicht. „Die Hilfsorganisationen müssen wissen, wie Logistik gehandhabt wird. Sonst laufen Hilfsmaßnahmen ins Leere“, sagte Kühne.
Besonders im Hinterland ist noch viel zu tun
Martin Ohlsen, ehemaliger Direktor der Transport und Logistics Division des Welternährungsprogrammes der UN, wies darauf hin, dass die Digitalisierung große Möglichkeiten eröffne, mehr Arbeitsplätze in Afrika zu schaffen. Dadurch, dass keine Leitungen mehr benötigt würden, könnte das Kommunikations- und Informationsbedürfnis viel schneller befriedigt werden. Martin Keßler, Engagement Manager bei McKinsey & Company, führte positive Beispiele auf: „In Umschlagpunkten wie in einigen Häfen wurde viel investiert. Aber im Hinterland ist noch enorm zu tun. Den Gütertransport per Bahn gibt es fast nicht“, so der Berater.
Kühne kündigte an, dass sein Unternehmen und seine Stiftung die Investitionen in Afrika von Jahr zu Jahr erhöhen und den Aktionsradius erweitern werden. „Aber wir alleine können es natürlich nicht schaffen, dazu gehören Aktivitäten von Staaten und Unternehmen“, sagte er. Und fügte mit einem Lächeln hinzu: „Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn unser böser Feind – die Post – dort auch aktiv wird.“ (cd)