Köln. Bei Kontrollen von Paketzustellern des Online-Händlers Amazon in Köln haben Zoll und Polizei am Mittwochmorgen zahlreiche Mängel entdeckt. Gut 50 Fahrer seien auf und vor dem Amazon-Werksgelände befragt worden. In 24 Fällen seien Hinweise auf Verstöße wie Unterschreiten des Mindestlohns oder Arbeit ohne Sozialversicherung aufgefallen, sagte ein Zollsprecher am Mittwoch. Außerdem hätten mehrere Lieferwagen teils erhebliche Mängel aufgewiesen – von völlig abgefahrenen Reifen über einen abgerissenen Querlenker bis zu einem Riss in der Frontscheibe.
„Mehr als die Hälfte mit Beanstandungen – und das schon auf den ersten Blick. Meist kommt bei der genauen Auswertung der Daten später noch mehr raus“, sagte der Sprecher. Dies sei in der Zustellerbranche fast schon Normalität. Bei früheren Kontrollen anderer Lieferdienste im Kölner Raum habe es ebenfalls erhebliche Verstöße gegeben. Der Amazon-Standort habe bei den Kontrollen kooperiert, sagte der Zollsprecher. Amazon erwarte von seinen Vertragspartnern, dass sie sich an die gesetzlichen Vorgaben hielten, sagte ein Firmensprecher.
„Ich arbeite hier gar nicht, ich helfe nur für einen kranken Freund aus“, das sei eine Standard-Ausrede der Fahrer, sagte der Zollsprecher. Oft wüssten die Fahrer selbst nicht, dass sie in Deutschland nicht „für einen Fuffi pro Tag“ arbeiten müssten. Es gelte der Mindestlohn von 9,50 Euro und außerdem eine Anmeldepflicht von der ersten Minute an.
Bei 15 der 51 befragten Fahrer stellten die Kontrolleure in Köln Hinweise auf ein Unterschreiten des Mindestlohns fest. In fünf Fällen haben Fahrer möglicherweise trotz Sozialleistungsbezug unerlaubt zuverdient. Vier Fahrer waren offensichtlich „schwarz“, also ohne Anmeldung unterwegs. Ein Lieferwagen sei vor Ort stillgelegt und abgeschleppt worden, berichtete der Sprecher. (dpa/ja)
Michael Kolleczek