Bonn. Die Angst vor Zahlungsausfällen wächst: Deutsche Speditions- und Transportunternehmen, die derzeit Güter nach Griechenland befördern, sollten dies nur gegen Zahlung per Vorkasse tun. Daran erinnert Helmut Große, Experte für den internationalen Straßengüterverkehr im Deutschen Speditions- und Logistikverband (DSLV). Egal, ob der Auftrag direkt von der Halbinsel kommt oder Industrie- und Handelsunternehmen auf Bestellung eines Kunden dorthin liefern lassen: Angesichts der Tatsache, dass ein Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone und eine Staatspleite immer wahrscheinlicher werden, sollten sich Dienstleister aus Deutschland bezahlen lassen, bevor die Fracht im Lkw in Richtung Südosteuropa rollt. Handlungsbedarf sieht Große darüber hinaus bisher nicht. „Die meisten der betroffenen Spediteure und Transporteure wissen um die Bonität ihrer Geschäftspartner und sind gut vorbereitet – die Finanzprobleme in Griechenland bestehen ja nicht erst seit gestern.“
Nach dem Scheitern der Verhandlungen über weitere Finanzhilfen zwischen den internationalen Geldgebern und der Athener Regierung hat sich Griechenlands Schuldenkrise weiter verschärft. Erstmals haben im Euroland seit dem Wochenende alle Banken geschlossen. Zudem sollen Kapitalverkehrskontrollen eingeführt werden, teilte Ministerpräsident Alexis Tsipras am Sonntagabend mit. Das sei die Reaktion auf die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, die Notkredite für griechische Banken einzufrieren. Diese sollen bis zum 6. Juli und damit bis nach der geplanten Volksabstimmung geschlossen bleiben. Jeder griechische Bürger darf aktuell pro Tag nur noch 60 Euro abheben. Überweisungen ins Ausland sind nicht möglich. Große vom DSLV rät dennoch abzuwarten, ob der Grexit kommt oder nicht, statt vorschnell alle Griechenland-Aktivitäten einzustellen. (ag/dpa)