Stuttgart. Der Stuttgarter Automobilkonzern Daimler hat am heutigen Mittwoch der Öffentlichkeit den stark überarbeiteten Mercedes-Benz Atego vorgestellt. Den großen Erneuerungen der großen Daimler-Baureihen Actros, Antos und Arocs folgt zu guter Letzt noch die etwas kleinere Erneuerung der kleineren Baureihe Atego, die von 6,5 bis 16 Tonnen Gesamtgewicht reicht. Im Gegensatz zu seinen großen Geschwistern blieb dem Verteiler der Zugriff auf den SFTP-Kabinenbaukasten verwehrt: Er muss eiter den alten Rohbau nutzen, was Daimler Kostenvorteile bringt und dem Atego den niedrigen Einstieg wahrt, der bei Antos und Co nicht vorgesehen ist.
Unter der gelifteten, aerodynamisch optimierten Fahrerhäusern arbeiten jetzt die neuen Euro-6-Common-Rail-Motoren der der Baureihen OM 934 und OM 936 mit zwei obenliegenden Nockenwellen und verstellbaren Auslasssteuerzeiten. 2400 bar Arbeitsdruck und hohe Zünddrücke von mehr als 200 bar sollen dafür sorgen, dass die neuen Motoren trotz Euro 6 sparsamer sein sollen als die Vorgänger. Sie leisten 115 bis 170 Kilowatt (156 bis 231 PS beim OM 934) und 175 bis 220 Kilowatt (238 bis 299 PS beim OM 936). Die Drehmomente reichen von 650 bis 900 Newtonmeter bei den Vierzylindern und von 1000 bis 1200 Newtonmeter bei den Sechszylindern, die je zwischen 1200 und 1600 Touren anliegen. Die Serviceintervalle mit bis zu 120.000 Kilometern rund 20.000 Kilometer länger aus als beim Vorgänger. Außerdem will Mercedes-Benz die Schmiermittelmenge um die Hälfte reduziert haben, was die Wartungskosten trotz Euro 6 im Rahmen halten sollte.
Auch den Atego stattet Daimler jetzt in Serie mit Powershift 3 aus, in Sechs- und Achtgangversion. Die Betätigung erfolgt über den Lenkstockhebel. Fahrprogramme und Eco-Roll entsprechen den größeren Baureihen. Auch beim Atego gibt es jetzt eine Baustellenversion und für die Feuerwehren ein „Fire-Service“-Fahrprogramm des G140-8-Getriebes mit schnellen Schaltvorgängen. Optional gibt es weiterhin jetzt seilzugbetätigte Sechs- und Neungang-Handschalter. In dem Fall wandert der Schalthebel nah ans Armaturenbrett, was den Durchstieg verbessert. Für ganz spezielle Einsätze gibt es das ZF 9S 1115 mit Crawler oder einen Fünfstufen-Wandlerautomaten von Allison.
Zweistufige Hochleistungs-Dekompressionsmotorbremse
Ebenfalls Serie ist jetzt ESP und die zweistufige Hochleistungs-Dekompressionsmotorbremse, die beim Sechszylinder bis zu 300 Kilowatt leistet. Dazu packt Daimler optional einen Permanent-Magnet-Retarder, der 650 Newtonmeter Bremsleistung bietet. Damit ist der Sternenverteiler auch für schwere Hängerzugaufgaben gerüstet.
Auch fahrwerksseitig legte Mercedes-Benz nach: Die Vorderachse wurde neu abgestimmt und bekam eine neue Kugelumlauflenkung spendiert. Die straffer ausgelegte neue Vierpunkt-Fahrerhauslagerung soll weniger Nick- und Wankbewegungen zulassen. An der Hinterachse änderten die Ingenieure die Anlenkung, was vor allem das Eigenlenkverhalten bei schnellen Spurwechseln fühlbar verbessern soll.
Keine Fortschritte beim Gewicht
Keine Fortschritte gibt es beim Gewicht: Das zusätzliche Euro-6-Mehrgewicht versuchte Daimler durch Änderungen am Rahmen weitgehend zu kompensieren. Wer mit einzelnen Kilos rechnen muss, kann statt des 120-Liter-Stahltanks ein 80-Liter-Kunststoffreservoir ordern. Dazu kommen je nach Version optional Einblattparabelfedern an der Hinterachse und ein gewichtsoptimierter Seitenanfahrschutz (bis 10,5 Tonnen).
Auch beim Atego weitet Daimler das Aufbauangebot den einzelnen Berufssparten entsprechend aus: Neben der sechssitzigen Doka kann man den Atego jetzt auch als für Straßenkehr- oder Feuerwehreinsätze mit 9,8 Tonnen Gesamtgewicht vorkonfigurieren. 15 Radstände zwischen 3020 und 6260 Millimeter samt Sattelzugmaschine stehen zur Wahl. (gs)