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Lkw-Hersteller MAN kündigt vorzeitig Jobgarantie

29.09.2020 15:07 Uhr
Zehn Jahre vor ihrem geplanten Auslaufen hat der Lkw-Hersteller MAN eine Vereinbarung zur Standort- und Beschäftigungssicherung gekündigt

Vor Wochen hat die VW-Tochter bekannt gegeben, 9500 Stellen abbauen zu wollen. Dafür schafft das Unternehmen jetzt die Voraussetzungen: Ein eigentlich noch bis 2030 geltender Pakt mit der Belegschaft wird gekündigt.

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München. Zehn Jahre vor ihrem geplanten Auslaufen hat der Lkw- und Bushersteller MAN eine Vereinbarung zur Standort- und Beschäftigungssicherung gekündigt. Das zum VW-Konzern gehörende Unternehmen will mit der Nutzung einer sogenannten Schlechtwetterklausel den bereits angekündigten Abbau von 9500 der rund 36.000 Stellen vorantreiben. Um die geplante Neuausrichtung einzuleiten, sehe sich das Unternehmen gezwungen, die für die Standorte in Deutschland und Österreich geltenden Verträge zum 30. September zu kündigen, teilte MAN am Dienstag in München mit.

Ursprünglich sollte die Standortsicherung bis zum Jahr 2030 laufen. Von der Kündigung betroffen seien auch tarifliche Vereinbarungen. Das Unternehmen erklärte, dass die Verträge ganz oder teilweise wieder in Kraft gesetzt werden können, wenn „sich Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite bis Jahresende auf ein gemeinsames Programm zur Neuausrichtung von MAN“ einigten.

Heftiger Widerstand geplant

Der Betriebsrat bezeichnete den Schritt der Firmenleitung als „Kulturbruch“ und kündigte starken Widerstand an. „Wir haben kein Interesse an Eskalation, sagen aber auch klar, dass wir für unsere Rechte kämpfen werden“, sagte der MAN-Konzernbetriebsratsvorsitzende Saki Stimoniaris. Er bezeichnete den Schritt der Konzernspitze als Fehler. „Wer einen Vertrag zehn Jahre vor Ablauf kündigt, ohne Alternativen ausgelotet zu haben, sollte sich genau überlegen, was er damit auslöst.“

Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger will sich einschalten: „Wir tun alles, um auf die Unternehmensspitze einzuwirken“, sagte der Freie Wähler-Chef in Garmisch-Partenkirchen. Aiwanger forderte die MAN-Spitze insbesondere auf, die Entwicklung von Wasserstoff-Lkw als zukunftsträchtiger Technologie zu forcieren. Stoppen könnte die Politik nach Aiwangers Worten die geplanten harten Einschnitte aber nicht: „Wenn die nicht anders können, können wir als Politik das zwar massiv kritisieren, aber am Ende nicht verhindern.“

Betriebsratschef: „Angriff auf die gesamte Volkswagen-Familie“

Auch der Konzernbetriebsratschef der MAN-Mutter Volkswagen wählte deutliche Worte. „Es handelt sich hierbei um einen Angriff auf die gesamte Volkswagen-Familie“, sagte Bernd Osterloh. „Eine solche Vorgehensweise wird nicht ansatzweise zum Erfolg führen. Daher werden wir im Laufe der Verhandlungen dafür sorgen, dass die umfangreiche Beschäftigungssicherung wieder in Kraft tritt.“ Osterloh sprach von einem „fatalen Signal nach innen und außen“.

Die MAN-Standort- und Beschäftigungssicherung basiert nach Angaben des Betriebsrates auf verschiedenen Vereinbarungen zwischen Unternehmensleitung und Belegschaft. Durch diese Vereinbarungen sollten betriebsbedingte Kündigungen bis zum 31. Dezember 2030 ausgeschlossen werden. Durch die Kündigung der Vereinbarung sind Entlassungen ab dem 1. Januar 2021 denkbar und vom 1. Oktober 2021 an flächendeckend möglich.

Fehler aus der Vergangenheit rächen sich

Der Lkw- und Bushersteller ist seit langem mäßig profitabel. „Die MAN hat wegen Managementversäumnissen aus der Vergangenheit großen Restrukturierungsbedarf“, sagte Osterloh. Wegen anstehender Investitionen in modernere Antriebstechnologien sowie in die Digitalisierung seiner Fahrzeuge stehen die Werke Steyr in Österreich, Plauen und Wittlich vor dem Aus. Ein großer Stellenabbau wird auch in anderen Werken wie München und Nürnberg erwartet. Details zu den Standorten sind bislang aber nicht bekannt. (dpa/sn)

 

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