München. Logistikdienstleister fahren beim Thema Digitalisierung anderen Branchen hinterher. Zu dem Ergebnis kommt zumindest die Studie „Branchenatlas digitale Transformation“, die das Digital Intelligence Institut (DII) im Auftrag der Softwarefirma D.Velop erstellt hat. Laut dieser Untersuchung belegen Speditionen und Transportunternehmen den zehnten und damit letzten Platz unter den analysierten Branchen.
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Von wegen trendige Schlagworte. „Digitalisierung kommt nicht – sie ist schon da“, mahnt Ayelt Komus, Wissenschaftlicher Leiter des DII. Dass das Thema keine abstrakte Angelegenheit nur für IT-Freaks ist, zeigen seine Beispiele. Fast schon ein alter Hut: die Online-Sendungsverfolgung bei Paketdiensten. Allerdings funktioniere in der Logistikbranche längst noch nicht alles so mustergültig digital wie das Tracking und Tracing im E-Commerce. Ein weiteres Feld sei das Mitwirken an zukünftigen Systemen zur Verkehrssteuerung, da Logistiker hierfür umfangreiche Informationen bereitstellen können.
Derzeit, so die Studienautoren, herrschen noch in hohem Maß analoge Abläufe vor. Manuelle und papierlastige Prozesse sowie das Telefon als wesentliches Kommunikationsmedium seien jedoch kein Ausdruck von digitalem Reifegrad. Nur in jedem fünften Logistikunternehmen sind die Geschäftsprozesse zu 80 Prozent und mehr vornehmlich digital organisiert und frei von Medienbrüchen. Auch beim Verhältnis der elektronisch gespeicherten zu papierbasierten Informationen in Unternehmen spricht bislang wenig für eine digitale Ausrichtung.
Ebenso ernüchternd seien die Planungen, mit digitalen Technologien neues Geschäft zu generieren. Gerade einmal 20 Prozent der Logistiker hätten hierzu hoch priorisiert Vorhaben im Visier. Der große Rest der Unternehmen trete weitgehend auf die Bremse, ein Viertel habe momentan mit neuen digitalen Geschäftsmodellen sogar noch gar nichts im Sinn.
Kein Geld für Digitales eingeplant
Diese Zurückhaltung geht auch mit den Investitionsplanungen einher. So haben gegenwärtig fast zwei Drittel der untersuchten Firmen für Projekte zur digitalen Transformation keine oder nur geringe zusätzliche Mittel eingeplant. Ambitionierte Ziele verfolgen lediglich 17 Prozent. „So verwundert es nicht, dass der Digital Process Index der Logistikbranche lediglich einen Wert von 46,8 erreicht, der deutlich unter dem Durchschnitt aller zehn untersuchten Branchen liegt“, so Komus.
Zu den zentralen Ursachen dieses Ergebnisses dürfte die schwache Verbreitung von Digitalisierungsstrategien gehören: Sie wurde erst bei 18 Prozent der Unternehmen oben auf der Agenda positioniert. Bei allen anderen sei meist nicht einmal klar, wer die Entwicklung der Strategien überhaupt in die Hand nehmen und verantwortlich steuern soll. (sv/ks)