Hannover. Der Autozulieferer Continental startet weiter durch. Neben der brummenden Branchenkonjunktur sorgten der gute Winterreifen-Absatz und der Sparkurs im Konzern dafür, dass die Geschäfte nach den Rekordumsätzen 2010 auch im ersten Quartal dieses Jahres rund liefen. Als letzte Sparte kehrte die Antriebstechnik nach herben Verlusten in der Wirtschaftskrise in die Gewinnzone zurück.
Insgesamt verdiente Conti zwischen Januar und März vor Zinsen und Steuern knapp 634 Millionen Euro. Das waren etwa 140 Millionen mehr als im Vorjahreszeitraum, wie das Unternehmen am Donnerstag in Hannover berichtete. Es sei das beste Quartal seit Ende 2007 gewesen. Der Umsatz legte um fast ein Viertel auf über 7,3 Milliarden Euro zu. In der Antriebssparte stiegen die Verkäufe um mehr als ein Viertel.
Vorstandschef Elmar Degenhart sprach von einer soliden Basis, um die für 2011 gesteckten Ziele erreichen zu können. Die Hannoveraner wollen ihre Erlöse um zehn Prozent auf über 28,5 Milliarden Euro steigern. „Wir gehen außerdem davon aus, dass wir unsere in Höhe von 1,5 Milliarden Euro geplanten Investitionen noch aufstocken werden", erklärte der Conti-Chef. Alle Geschäftsbereiche schlugen sich zuletzt besser als der Gesamtmarkt. Im ersten Vierteljahr wurden 6500 neue Jobs geschaffen, der Konzern hat nun weltweit 154.000 Beschäftigte.
Finanzvorstand Wolfgang Schäfer kündigte im Gespräch mit Analysten einen Ausbau sowohl der Reifen- als auch der Autotechnik-Sparte um bis zu 20 Prozent an. „Beide Marktsegmente entwickeln sich deutlich besser, als wir das noch vor einigen Monaten vorhergesehen haben", sagte er zur Begründung. Conti wolle global investieren: „Das betrifft den asiatischen Bereich, aber genauso die USA und Europa."
Ein Unsicherheitsfaktor bleibt die Preisexplosion bei Rohstoffen wie Naturkautschuk. Die Reifensparte, die zum Jahresauftakt mit 2,8 Milliarden Euro über ein Viertel mehr umsetzte als Anfang 2010, müsse mit hohen Belastungen rechnen, schätzte Schäfer. Bis zum Jahresende drohten Zusatzkosten von 700 Millionen Euro. „Wir sehen keine große Chance, dass dieser Wert noch deutlich absinken wird." Die großen Reifenhersteller haben inzwischen einen Großteil ihrer Mehrausgaben auf die Kunden abgewälzt. „Wenn es nicht ausreicht, werden wir in der zweiten Jahreshälfte weitere Preiserhöhungen haben", sagte Schäfer.
Auch die Nachwirkungen der Erdbeben-Katastrophe in Japan seien noch nicht abzusehen, hob der Finanzchef hervor: „126 Lieferanten waren mittel- oder unmittelbar betroffen, 26 sind immer noch kritisch." Außerhalb Japans würden die Folgen für Abnehmer mechanischer und elektronischer Teile aber wohl gering bleiben. Die sechs japanischen Conti-Standorte seien dem Beben „nur begrenzt ausgesetzt" gewesen.
Der durch die Übernahme der früheren Siemens-Sparte VDO angehäufte Schuldenberg werde Stück für Stück abgetragen, betonte Schäfer. Anfang April habe der Konzern die Verbindlichkeiten um eine halbe Milliarde Euro verringern können. Bei der Hauptversammlung in der vergangenen Woche hatte die Conti-Spitze bekräftigt, bis zum Ende des Jahres mit weniger als sieben Milliarden Euro in der Kreide stehen zu wollen. «"Auf diesem Weg befinden wir uns", meinte Schäfer. Auch Steuer-Rückzahlungen aus der Bewertung von Tochtergesellschaften in Großbritannien und Italien spülten zusätzliches Geld in die Kasse. (dpa)