Laut Webasto wird der Unternehmensberater Johann Stohner als Chief Restructuring Officer in den Vorstand berufen. Bis Anfang des zweiten Quartals will der vergrößerte Vorstand gemeinsam mit Aufsichtsrat und Betriebsrat Maßnahmen ausarbeiten. Die Webasto-Gruppe mit Hauptsitz in Stockdorf bei Münchens stellt vor allem Heiz-, Kühl- und Lüftungssysteme, Schiebe- und Panoramadächer sowie Batteriesysteme für E-Autos her.
Vorstandschef Holger Engelmann hatte wegen eines starken Gewinnrückgangs bereits im Frühling vergangenen Jahres ein „Optimierungsprogramm“ mit umfangreichem Stellenabbau angekündigt. Mit dem Sanierer Stohner im Vorstand will Webasto nun grundsätzlich an die Strukturen. Zu erwarten sind die Verkleinerung der Kapazitäten in Produktion und Entwicklung sowie der Organisation, wie sich aus der Mitteilung ergibt. Zudem will Webasto das Produktangebot „schärfen“.
Restrukturierung statt Optimierung
Ende 2023 beschäftigte Webasto weltweit 16.000 Mitarbeiter. 2024 hatte das Unternehmen unter anderem zwei chinesische Werke geschlossen. Das Optimierungsprogramm genügt nun nicht mehr. Wie Webasto jetzt mitteilte, wurde bereits am 23. Dezember eine Stabilisierungsvereinbarung mit wichtigen Gläubigern geschlossen. Die „Wirtschaftswoche“ hatte über Restrukturierung und Umschuldung berichtet, wozu sich das Unternehmen bislang aber nicht offiziell äußerte.
Die Stabilisierungsvereinbarung sichert laut Webasto den notwendigen Finanzrahmen bis zum 31. Mai 2025, anschließend sollen auch die mittel- und langfristigen Kredite neu geordnet werden. Bereits bis Ende März 2025 soll ein bei einem unabhängigen Beratungsunternehmen in Auftrag gegebenes Restrukturierungsgutachten vorliegen.
China als schwieriger Markt
Vorstandschef Engelmann hatte in guten Jahren sehr auf das Chinageschäft gesetzt, doch ist die deutsche Autobranche insgesamt in ihrem wichtigsten Absatzmarkt in Schwierigkeiten geraten. Chinesische Hersteller sind der deutschen Konkurrenz inzwischen mit ihren Elektroautos davongefahren.
Finanziell werden viele Zulieferer noch härter getroffen als die eigentlichen Autohersteller. Dabei stellen bedeutende Zulieferer nicht nur Teile her, sondern waren in den vergangenen Jahren auch maßgeblich an Innovationen beteiligt. Namhafte Firmen – darunter auch Bosch und Continental – haben massive Sparprogramme angekündigt.