Bonn. Erstmals ist in Deutschland die Nachfrage von Jugendlichen nach dualen Ausbildungsplätzen unter die Zahl von 600.000 gefallen. Mit 598.800 jungen Menschen, die entweder einen Ausbildungsvertrag abschlossen oder noch auf Ausbildungsplatzsuche waren, lag die Nachfrage zum Stichtag 30. September um 11.200 unter dem Vorjahreswert. Damit haben die seit 2016 wieder sinkenden Schulabgängerzahlen den Ausbildungsmarkt erreicht. Parallel zur gesunkenen Ausbildungsplatznachfrage ging 2019 auch die Zahl der neu abgeschlossenen dualen Ausbildungsverträge zurück. Mit 525.100 fiel sie um 6.300 niedriger aus als 2018. Dies sind zentrale Ergebnisse der Analysen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zur Entwicklung des Ausbildungsmarktes im Jahr 2019. Sie basieren auf der BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge sowie auf der Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA).
Ausbildungsnachfrage Geflüchteter stagniert
Bereits zwischen 2016 und 2018 war laut Statistischem Bundesamt die Zahl der Abgänger aus allgemeinbildenden Schulen um 43.400 gefallen. 2019 dürfte sie nach ersten Schätzungen nochmals um rund 7.000 gesunken sein. Ausschlaggebend hierfür ist aus BIBB-Sicht die demografische Entwicklung. Bislang konnten die daraus resultierenden Nachfragerückgänge nach dualer Berufsausbildung jedoch durch eine wachsende Ausbildungsnachfrage junger Geflüchteter kompensiert werden, teilen die Experten mit. 2019 stieg die Zahl der Geflüchteten, die sich bei der BA als Ausbildungsstellenbewerber registrieren ließen, aber nicht mehr an. Mit 38.100 verharrte sie auf dem Vorjahreswert.
Abweichende Vorstellungen der Betriebe und Jugendlichen
Insgesamt blieben der BIBB-Bilanz zufolge in diesem Jahr rund 53.000 und damit fast zehn Prozent aller von Betrieben angebotenen Ausbildungsplätze unbesetzt. Nach jahrelangem Anstieg gab es einen leichten Rückgang bei den offenen Stellen um 4500. Gleichzeitig suchten fast 74.000 Jugendliche (12,3 %) vergeblich nach einem passenden Ausbildungsplatz, darunter auch auffallend viele – knapp zwei Drittel – mit mittlerem Schulabschluss oder Studienberechtigung. Voneinander abweichende Vorstellungen der Betriebe und Jugendlichen waren hierfür die Ursache, resümiert das BIBB.
Passungsprobleme werden angepackt
Immerhin sei es 2019 erstmals gelungen, die seit zehn Jahren stetig zunehmenden Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt nicht weiter anwachsen zu lassen, sondern zumindest auf das Niveau des Jahres 2017 zurückzudrängen. Dies habe mit dazu beigetragen, dass 2019 die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Vergleich zum Vorjahr weniger stark sank (-1,2 %) als die Zahl der Ausbildungsplatzangebote und der Ausbildungsplatznachfrage (jeweils -1,8 %).