Der derzeit größte Milence E-Lkw-Ladepark in Europa wurde am Donnerstag, 13. Juni, in Hafen von Antwerpen eröffnet. Anwesend waren neben den Partnern, Kunden und am Bau beteiligten Unternehmern, auch die CEO von Milence, Anja Van Niersen, der CEO des Hafens Antwerpen-Brügge, Jacques Vandermeiren, und der Vize-Präsident der Europäischen Kommission und Verantwortlicher für den European Green Deal, Maroš Šefčovič. Erst vor etwa einem halben Jahr habe Milence ihr Projekt vor der Europäischen Kommission präsentiert, berichtete Šefčovič. Er habe zuvor nicht an die Etablierung von E-Lkw geglaubt. Nun ist von der Geschwindigkeit, in der die Ladeparks entstanden sind, beeindruckt und glaubt, dass dies der Weg der Zukunft sei, um die CO2-Emissionen der Transport-Industrie in Europa zu reduzieren.
Der Ladepark-Ketenis
Der dritte Ladepark von Milence umfasst 10 CCS-Ladesäulen mit einer Ladeleistung von bis zu 400 kW und mit je zwei Stationen. Mit den zwanzig Stellplätzen ist der Ladepark-Ketenis einer der größten in Europa und der erste Milence-Ladepark in Belgien – soll aber, wie später alle Milence-Ladeparks, noch weiter wachsen. Zusätzlich steht ein Prototyp einer MCS-Station bereit, die in Zukunft verbreitet an den Ladeparks von Milence zu finden sein und die CCS-Stationen ersetzten sollen. (Weitere Informationen hier)
Lokale, grüne Energie-Partner
Jeder Ladepark von Milence bezieht den Strom von örtlichen, möglichst erneuerbaren Strom-Anbieter; Im Falle von dem Park Antwerpen von einem Anbieter, der seinen Strom unter anderem in Offshore-Windparks erzeugt. Idealer wäre der Bezug direkt von dem Windrad nebenan (Siehe Bildergalerie unten) – ob ein so direktes Beziehen von grünem Strom möglich ist, hängt natürlich stets von der Politik und entsprechenden Regelungen ab und ist in jedem der fünfzehn europäischen Länder, in denen Milence agiert, anders, sagte Roel Vissers, der CCO von Milence.
App mit Buchungssystem
Die Milence App verrät schon, wo die Parks sich befinden, wie viele Stationen frei sind, und ermöglicht das digitale Bezahlen. Nur das Buchungssystem, um vorausschauend eine Ladesäule zu reservieren, ist noch nicht aktiv. Dafür haben sie viel Zeit damit verbracht, sich kommerzielle Systeme anzusehen – von Buchungssystemen der Container-Terminals in Häfen über Systeme für Docking-Stationen in Logistik-Hubs – doch diese seien alle nicht genau passend für die Lade-Situation, erzählte Vissers weiter. Statt diese also zu übernehmen, hat Milence eine eigene Plattform programmiert, die all die speziellen Anforderungen von Lkw-Ladeparks abdeckt. Das Buchungssystem soll nach dem Sommer verfügbar sein.
Toiletten des Ladeparks
Es gibt neben weiteren Parkmöglichkeiten auf dem eingezäunten Grundstück auch eine überdachte Sitzgelegenheit neben zwei Getränke- und Snackautomaten und einem Trinkbrunnen, sowie Sanitäre Anlagen mit getrennten Toiletten und Duschräumen. Fahrer Richard von Scania Schweden erzählte, als er vor zwei Tagen mit dem E-Lkw von Schweden nach Antwerpen gefahren war, sei es schwierig gewesen, unterwegs Lademöglichkeiten zu finden. Deshalb sei es wichtig, dass immer mehr Ladeparks kommen, denn sie seien dringend nötig. Das Konzept von Milence findet er gut und einfach zu erreichen – von den Sanitären-Anlagen zeigte er sich jedoch nicht beeindruckt: „Es ist ok, es ist ein Waschraum und eine Toilette. In Venlo gibt es ein Restaurant, ein Café, man kann seine Wäsche waschen… Ein kleines Café wäre nett.“ Im Gegensatz zu der dürftigen Einrichtung in Antwerpen verfügen die beiden bestehenden Ladeparks in Venlo, Niederlande, und in Heudebouville, Frankreich, über ein Restaurant. Dort hat Milence Glück gehabt und einen interessierten Betreiber gefunden. In Antwerpen gebe es jedoch direkt neben dem Ladepark fußläufig ein bestehendes Restaurant.
Lkw-Ladeinfrastruktur in Deutschland
Für Deutschland sind zwei Ladeparks angekündigt, die im September 2024 eröffnet werden – an der A9 in Vockerode, Sachsen-Anhalt, und an der A4 am Hermsdorfer Kreuz, Thüringen, nur 120 Kilometer voneinander entfernt. Dem sollen schon bald weitere folgen, über ganz Deutschland – und ganz Mitteleuropa – verteilt, wie Anja Van Niersen mitteilt. Der Plan ist, dass eine Infrastruktur in Europa entsteht, bei der etwa alle 100 Kilometer eine Stationen von Milence verfügbar ist. „Dies ist die richtige Entfernung, um die grundlegende Infrastruktur zu planen. Wir würden gerne die ganze europäische Infrastruktur so planen, dass Stationen stets 100 bis 120 Kilometer voneinander entfernt sind, sodass Lkw-Fahrer genügend Optionen haben, um einen Platz auf der Strecke zu finden“, sagte die CEO von Milence. Transportunternehmen sollen demnach ihre Routen flexibel planen können und sich nicht nach den Ladeparks ausrichten müssen. Diese beiden ersten Parks, so nah beieinander gelegen, haben sich durch die Schnelligkeit der örtlichen Erlaubnisse und Netzanschlüsse ergeben. In Deutschland sind noch viele weitere Ladeparks geplant: Es soll ein ganzes Netzwerk entstehen, mit zunächst vier bis sechs Stationen pro Standort, die weiter ausgebaut werden, wenn sich der Markt etabliert hat und die Netzversorgung besser ist. Weitere Stationen in Deutschland werden in den kommenden Wochen und Monaten mitgeteilt. Das Ziel ist bis 2027 in Europa mindestens 1700 Stationen einzurichten, sodass der Verkehr mit E-Lkw nicht mehr an der fehlenden Infrastruktur scheitert.