Paderborn. Knapp ein Jahr nach einer schweren Karambolage auf der A44 mit vier Toten und mehreren Verletzten ist ein Lastwagenfahrer zu einer einjährigen Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt worden. Der 34-Jährige war im vergangenen September mit einer Geschwindigkeit von 87 Stundenkilometern ungebremst auf ein Stauende bei Lichtenau in Ostwestfalen aufgefahren. Er habe noch gesehen, dass es sich auf der linken Spur gestaut habe, dann habe es auch schon gekracht, gab der Angeklagte vor dem Amtsgericht an. An das Unfallgeschehen habe er keine Erinnerungen. Er wünsche, er könne den Unfall rückgängig machen.
Bei dem Aufprall wurde ein Kleinbus mit fünf Insassen mit derartiger Wucht auf den davor stehenden Sattelzug gedrückt, dass die Ersthelfer das Wrack im ersten Moment nicht bemerkt hatten. Vier Menschen im Alter zwischen 27 und 48 Jahren, darunter drei Frauen, starben, ein Mann überlebte. Ein weiterer Lastwagenfahrer wurde schwer verletzt. Insgesamt waren acht bereits im Stau stehende Fahrzeuge betroffen.
Fahrer offenkundig traumatisiert
Nach der Verhandlung gegen den reumütigen und offenkundig traumatisierten Lkw-Fahrer hielten sowohl Staatsanwalt als auch Verteidigung die einjährige Haftstrafe auf Bewährung für angemessen. Dem folgte die Richterin. Eine Unachtsamkeit habe viele Opfer gefordert, sagte sie. Der Angeklagte sei vom Geschehen „arg gestraft“. So war er selbst verletzt worden, hat seinen Job verloren und leidet bis heute unter Alpträumen. Außerdem wurde ihm zu Gute gehalten, dass er sich dem Prozess trotz nicht fristgerechter Ladung gestellt habe: Diese war ihm in seinem Heimatland Rumänien erst vor zwei Tagen zugestellt worden. (dpa)