München. Das Ifo-Institut hat seine Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft gesenkt. In diesem Jahr dürfte die Wirtschaftsleistung nur um 2,5 Prozent zulegen - 0,8 Prozentpunkte weniger als bisher vorhergesagt. „Die ursprünglich für den Sommer erwartete kräftige Erholung nach Corona verschiebt sich weiter“, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser am Mittwoch. 2020 war die Wirtschaftsleistung Deutschlands um 4,9 Prozent zum Vorjahr eingebrochen. Für 2022 erhöhten die Wirtschaftsforscher ihre Wachstumsprognose um 0,8 Punkte auf 5,1 Prozent.
„Derzeit schrumpft die Produktion der Industrie als Folge von Lieferengpässen bei wichtigen Vorprodukten“, sagte Wollmershäuser. Die weltweite Nachfrage nach langlebigen Konsumgütern und elektronischen Artikeln habe viele Hersteller an ihre Kapazitätsgrenzen gebracht. Zudem hätten veränderte Warenströme die globalen Lieferketten vor enorme Herausforderungen gestellt.
Weniger Arbeitslose und Kurzarbeit, mehr Inflation
Auf der anderen Seite erholten sich die Dienstleister. Der Beschäftigungsaufbau dort habe sich im zweiten Quartal kräftig beschleunigt. „Die Konjunktur ist gespalten“, sagte Wollmershäuser.
Die Zahl der Arbeitslosen dürfte dieses Jahr auf 2,6 Millionen und 2022 auf 2,4 Millionen sinken. „Auch die Kurzarbeit wurde spürbar abgebaut und wird im kommenden Jahr ihr Vorkrisenniveau erreichen“, sagten die Wirtschaftsforscher voraus. Die Inflationsrate dürfte in diesem Jahr auf 3,0 Prozent steigen, für das kommende Jahr erwartet das Institut eine Teuerung von 2,3 Prozent.
Ausgeglichener Staatshaushalt in zwei Jahren
Das Staatsdefizit - die Neuverschuldung von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungen - dürfte in diesem Jahr 157 Milliarden Euro erreichen und im kommenden 52 Milliarden. Für 2023 rechnen die Wirtschaftsforscher mit einem ausgeglichen Staatshaushalt.
Auch andere Forschungsinstitute hatten ihre Prognosen jüngst gesenkt. Das RWI in Essen erwartet in diesem Jahr 3,5 Prozent Wirtschaftswachstum, das IWH in Halle 2,2 Prozent und das DIW in Berlin 2,1 Prozent. Eine gemeinsame Herbstprognose wollen die führenden Forschungsinstitute Mitte Oktober vorlegen. (dpa/sn)