Die auf der südhessischen Raststätte Gräfenhausen um ausstehenden Lohn streikenden osteuropäischen Lastwagenfahrer haben ihrem Auftraggeber ein Ultimatum gestellt. Bis 13.30 Uhr am Freitag, 21. April, solle ein Angebot vorgelegt werden, sagte Anna Weirich vom Beratungsnetzwerk Faire Mobilität zu den Forderungen der vor allem aus Georgien und Usbekistan stammenden Fahrer eines polnischen Speditionsunternehmens.
Die geforderte Summe stehe nach wie vor aus, es fehlten Dokumente.
Die Streikenden werden von den Beratern von Faire Mobilität sowie deutschen und niederländischen Gewerkschaftern unterstützt. Anwohner und andere Fahrer unterstützen die Männer mit Lebensmitteln. Der Fall hat mittlerweile weit über den Streik hinaus den Blick auf die Arbeitsbedingungen im internationalen Güterverkehr gelenkt.
So forderte die Gewerkschaft Verdi am Freitag, 21. April, verbesserte Regelungen für den Gütertransport auf der Straße wie etwa eine Durchgriffshaftung, eine Transparenzpflicht, die konsequente Einführung von elektronischen Frachtbriefen und die Ausweitung behördlicher Kontrollen, um Fahrerinnen und Fahrer vor Ausbeutung und unzumutbaren Lebensbedingungen zu schützen.
"Der Widerstand der Lkw-Fahrer in Gräfenhausen wirft auch ein Schlaglicht auf die Situation von Zehntausenden Fahrerinnen und Fahrern in der Europäischen Union", sagte die stellvertretende Vorsitzende Andrea Kocsis. Standards wie das Recht auf angemessene Bezahlung, Zugang zu sauberem Wasser, Sanitäranlagen und angemessenen Schlafplätzen würden permanent unterlaufen.
"Insbesondere bei Fahrern aus Drittstaaten, deren Aufenthaltsrechte an ihre Arbeitsverträge gekoppelt sind, entstehen zusätzliche Abhängigkeiten von den Arbeitgebern. Hier findet Ausbeutung in besonderem Maße statt", sagte Kocsis.
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