Ein Ende des Streiks osteuropäischer Lastwagenfahrer im Kampf um ausstehende Löhne auf der südhessischen Raststätte Gräfenhausen ist auch nach rund einem Monat nicht abzusehen: Zwar hat der polnische Speditionsunternehmer, für den die meist aus Georgien und Usbekistan stammenden Männer arbeiten, mittlerweile nach Einzelverhandlungen einen Teil des strittigen Geldes überwiesen. Aber noch immer fehlten mehr als 97 000 Euro Lohn und nicht gezahlte Tagessätze, berichtete die hessische Fraktionsvorsitzende der Linken, Elisabeth Kula, nach einem Besuch bei den Fahrern.
Nach Angaben des niederländischen Gewerkschafters Edwin Atema, der im Auftrag der Fahrer verhandelt, habe noch keiner die gesamte ausstehende Summe erhalten. Die Fahrer wollen in Gräfenhausen bleiben, bis alle ihr Geld haben.
"Das ist eine Form von moderner Sklaverei", sagte Kula zu den Arbeitsbedingungen der Fahrer, die mit dubiosen Verträgen als Scheinselbständige bei dem polnischen Spediteur arbeiteten. Nach Angaben des Beraternetzwerks "faire Mobilität" hat der Streik in Gräfenhausen mittlerweile zwar Aufmerksamkeit weit über die Grenzen Hessens heraus bekommen, die Arbeitsbedingungen der Fahrer seien aber alles andere als ein Einzelfall. Politisch sei das Problem hauptsächlich eine europapolitische Angelegenheit, räumte Kula ein. Wenn es um Kontrollen auf hessischen Straßen gehe, sei aber auch die Landesregierung gefragt. Ein Problem sei, dass die Regeln für Arbeitsentsendung innerhalb Europas teils sehr unterschiedlich seien und viele Schlupflöcher enthielten - "die müssen wir stopfen."