Magdeburg. Eine halbe Milliarde Euro hat der Bau des Magdeburger Wasserstraßenkreuzes gekostet. Die Bedingungen für die Frachtschifffahrt hat es zwar deutlich verbessert - es fehlen nur noch die Schiffe. Das Wasserstraßenkreuz Magdeburg ist das wohl größte seiner Art in Europa. Als Kernstück verbindet eine 918 Meter lange Trogbrücke Mittelland- und Elbe-Havel-Kanal. Wenige Meter darunter fließt die Elbe. Dank der 500-Millionen-Euro-Investition vor zehn Jahren bleibt Schiffen zwischen Niedersachsen und Berlin seither ein zwölf Kilometer langer Umweg erspart. Zudem konnten sie dort wegen des schwankenden Wasserstandes der Elbe nicht immer voll beladen fahren.
Das Güteraufkommen stagniert
Zahlen der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes zeigen: Das jährliche Güteraufkommen am Wasserstraßenkreuz Magdeburg ist seit 2004 in etwa konstant geblieben. 2003 wurden hier noch 3,7 Millionen Tonnen befördert, 2004 waren es dann zwar bereits 6,1 Millionen Tonnen. Doch seither bewegte sich das jährliche Güteraufkommen zwischen 5,6 und 6,8 Millionen Tonnen. Ende September dieses Jahres waren 5,1 Millionen Tonnen erreicht.
Dabei hatten einstige Prognosen quasi goldene Zeiten für die Schifffahrt vorausgesagt. 20 Millionen Tonnen waren ursprünglich für das Jahr 2010 angepeilt. Die Prognosen wurden allerdings mit den Jahren stetig heruntergeschraubt. Aktuell werden 8,6 Millionen Tonnen für das Jahr 2015 erwartet.
Projekt noch nicht abgeschlossen
Die Experten von Bund und Land weisen darauf hin, dass das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 17, zu dem das Wasserstraßenkreuz mit der Trogbrücke sowie zwei großen Schleusen gehört, noch gar nicht fertiggestellt ist. An verschiedenen Brücken und Schleusen werde noch gearbeitet. Nach Angaben der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes soll die durchgehende Wasserstraßenverbindung vom Rhein nach Berlin für große Motorgüterschiffe und Schubverbände mit zwei Lagen Containern bis Ende 2019 fertiggestellt sein und für den Verkehr freigegeben werden. „Mit der kompletten Fertigstellung des Vorhabens ist eine stetige Steigerung des Verkehrsaufkommens verbunden, so dass der Prognosewert für 2015 durchaus erreicht werden kann“, heißt es aus dem Verkehrsministerium in Magdeburg.
Eher von einem Millionengrab als von einem Segen spricht indes der Flussexperte des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Ernst Paul Dörfler. „Es zeigt sich, dass der Abschnitt nicht wirklich ein Engpass war.“ Obwohl die Tiefe von ursprünglich rund 1,60 Metern in etwa verdreifacht wurde, sei kein Effekt eingetreten. Grundsätzlich sei nur eine begrenzte Zahl von Gütern überhaupt für den Transport auf dem Wasser geeignet. Deshalb erwartet Dörfler auch in Zukunft keine deutliche Zunahme der Frachtmengen. Er fordert, daraus auch Konsequenzen für den Umgang mit der Elbe zu ziehen und dort nicht auf zunehmenden Güterverkehr zu setzen.
Während noch über das Kosten-Nutzen-Verhältnis debattiert wird, ist das Wasserstraßenkreuz allerdings schon zu einer der touristischen Sehenswürdigkeiten Magdeburg geworden. Die Trogbrücke, von der aus man den Blick weit über die naturbelassenen Elbauen schweifen lassen kann, ist regelmäßig von Spaziergängern bevölkert. (dpa/sa)