Interview: "Wir brauchen einen Masterplan"

Spüren Sie als Logistikdienstleister, dass die Infrastruktur an ihre Grenzen stößt? Steffen Bauer: Natürlich. Durch Baustellen verlängern sich die Transportzeiten und entstehen damit ungeplante Kosten. Bezogen auf die Chemiebranche hat dies erhebliche Auswirkungen. Die Logistikkosten bei Basis-Chemikalien machen bis zu 40 Prozent aus. Der Transport chemischer Produkte benötigt zwingend effiziente Prozesse und eine gute Infrastruktur. Gibt es eine Vollsperrung wie auf der A 1-Brücke, kann es schnell eng werden, auch wirtschaftlich. Aber es gibt natürlich auch andere Engpässe, zum Beispiel im Hinterlandverkehr rund um den Hamburger Hafen. Das würde ja eher für einen Neubau sprechen als für eine Modernisierung ... Wir brauchen beides. Denn die Wirtschaft wächst ja und damit auch das Güterverkehrsaufkommen. Es reicht nicht, den Status quo zu halten, sondern wir müssen die Infrastruktur kontinuierlich weiterentwickeln. Den stärksten Zuwachs der Verkehrsleistung mit mehr als 40 Prozent wird die Bahn haben. Es steht jedoch fest: Alleine über den Ausbau der Straßen- und Schienennetze wird das Verkehrswachstum, dem wir entgegensteuern, nicht zu bewältigen sein. Auch unsere Binnenwasserstraßen, Kanäle, Brücken und Schleusen müssen zwingend modernisiert werden. Wie beurteilen Sie die VCI-Initiative? Ich begrüße sie. Wenn wir jetzt nicht mehr für die Infrastruktur tun, kommen wir in einen Rückstand, den wir nicht mehr aufholen können. Damit hätte Deutschland einen wichtigen Wettbewerbsvorteil verspielt. Wenn Sie einen Tag lang Verkehrsminister wären: Welche Maßnahme würden sie angehen? Es macht keinen Sinn, über Einzelmaßnahmen zu reden. Was wir am dringendsten brauchen, ist ein Masterplan, in dem zunächst der Status quo erfasst wird, der den tatsächlichen Bedarf aufzeigt und damit als Entscheidungsgrundlage dienen könnte. Basierend auf diesem Infrastrukturbericht sollte man darüber sprechen, woher die Mittel kommen.