Deutschland soll ein fünftes staatlich gemietetes Terminal zur Anlandung von Flüssiggas (LNG) mit Standort in Wilhelmshaven bekommen. Das teilte das Bundeswirtschaftsministerium am Donnerstag, 1. September, in Berlin mit. Das schwimmende Terminal soll im übernächsten Winter, also 2023/2024, an den Start gehen. Parallel soll die Möglichkeit zur Anlandung von „grünem“ Wasserstoff geschaffen werden. „Mit dem Import von Flüssigerdgas machen wir uns unabhängiger von Importen russischen Pipelinegases“, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). „Gleichzeitig bauen wir parallel die Anlandung von grünem Wasserstoff auf.“
Die Bundesregierung will den Import von Flüssiggas vorantreiben. Bislang fehlen aber die dafür nötigen Import-Terminals. LNG wird mit minus 162 Grad tiefgekühlt, flüssig per Schiff transportiert, angelandet, erwärmt, regasifiziert und dann in die Netze eingegeben. Das Spezialschiff hat laut Ministerium eine Kapazität von mindestens fünf Milliarden Kubikmeter pro Jahr und soll im vierten Quartal 2023 in Betrieb gehen, also zwischen Oktober und Dezember. Der Eigentümer, das Unternehmen Excelerate, soll das Schiff demnach gemeinsam mit einem Konsortium aus Tree Energy Solutions (TES), Eon Green Gas und Engie betreiben.
Infrastruktur soll einmal privat betrieben werden
Das schwimmende Flüssiggas-Terminal werde zwar für fünf Jahre gechartert, aber nur so lange betrieben werden, bis das Wasserstoff-Terminal an den Start gehe, sagte Habeck. Dies solle nach Angaben des Konsortiums voraussichtlich im Laufe des Jahres 2025 der Fall sein, so sein Ministerium. Der Vertrag sei zwar noch nicht geschlossen, räumte Habeck ein, aber wie auch die übrigen LNG-Schiffe sie auch dieses „vorreserviert, so fest, dass wir weiter planen können und loslegen können“. Er betonte: „Dieses Schiff ist gechartert.“ Bislang waren Planungen zu vier staatlich gecharterten LNG-Terminals geplant. Früher oder später solle die Infrastruktur aber privat geführt werden, betonte Habeck. „Wir sind ja nicht das Gasbeschaffungsministerium.“
Zwei schwimmende Anlagen in Wilhelmshaven und in Brunsbüttel sollen zum Jahreswechsel mit einer Leitungsanbindung zum Weitertransport in Betrieb gehen. Im kommenden Winter sollen die bestehenden Anbindungsleistungen hier eine Kapazität von im Schnitt mindestens 3,5 Milliarden Kubikmeter pro Schiff und Jahr ermöglichen, so das Ministerium. Nach Bau und Inbetriebnahme einer neuen, 55 Kilometer langen Gasleitung könne die Kapazität ab Ende 2023 pro Schiff auf mindestens fünf Milliarden Kubikmeter im Jahr gesteigert werden.
Die beiden Terminals in Brunsbüttel und Wilhelmshaven sollen von RWE und Uniper betrieben werden. Um die Terminals vollständig auszulasten, sind auch EnBW und die EnBW-Tochter VNG ab dem Jahreswechsel 2023/2024 bis Ende März 2024 mit an Bord. (tb/dpa)