Die Wettbewerber der Deutschen Bahn vermissen bei der umfassenden Modernisierung wichtiger Strecken bis 2030 eine verlässliche Planung. "Kaum ein Stein steht noch auf dem anderen", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands Die Güterbahnen, Peter Westenberger, mit Blick auf den im vergangenen Jahr vorgelegten Zeitplan für die sogenannte Generalsanierung. "Das geht vor allem zulasten der Eisenbahnkunden und der Bauwirtschaft, die keine langfristigen Planungen mehr für bare Münze nehmen können."
Während die Bahn bei der bereits begonnenen Sanierung zwischen Frankfurt und Mannheim, der sogenannten Riedbahn, gut vorankomme, drohten schon bei den nachfolgenden Vorhaben größere Herausforderungen.
Monatelange Streckensperrungen
Für mehrere der insgesamt 41 Korridore seien die geplanten Modernisierungszeiträume verschoben worden, kritisierte Westenberger.
Anders als angekündigt, dauerten die damit einhergehenden Sperrzeiten auf den Abschnitten in manchen Fällen länger als fünf Monate. So soll etwa die Schnellfahrstrecke zwischen Berlin und Lehrte bei Hannover, deren Sanierung 2027 ansteht, mit rund zehn Monaten etwa doppelt so lange gesperrt werden.
Auch für die im kommenden Jahr beginnende Sanierung zwischen Hamburg und Berlin hatte die Bahn schon frühzeitig einen längeren Sperrungszeitraum eingeräumt.
Bahn weist Kritik zurück
Der bundeseigene Konzern wies die Kritik deutlich zurück, sie entbehre "jeder Grundlage", teilte ein Sprecher mit. Die Planungen für Sanierungsprojekte in den Jahren 2025 und 2026 gingen stabil voran. "Die Branche ist hier aktiv einbezogen", betonte die Bahn. Die für die Infrastruktur zuständige Tochter InfraGo "evaluiert ihre Projekte für die Generalsanierung des hochbelasteten Schienennetzes regelmäßig und hat die Branche zuletzt bei zwei Terminen Mitte August und Ende Oktober über notwendige Anpassungen informiert."
Zwar gebe es vereinzelt längere Sperrdauern, wie etwa zwischen Berlin und Lehrte. "In diesem Fall ist der Grund nicht die Generalsanierung selbst, sondern eine parallel durchgeführte sowie seit Langem geplante Sanierungs- und Ausbaumaßnahme, um die in den 1990er-Jahren auf der Strecke verbaute Fahrbahn zu erneuern", hieß es.
Politik soll für Klarheit sorgen
Der Verband forderte derweil auch die Bundesregierung sowie die Oppositionsparteien auf, bei der Finanzierung der Infrastruktur im Haushalt schnell für Klarheit zu sorgen. "Das Regierungsende darf nicht zu einem Abriss bei der Finanzierung der Sanierungsmaßnahmen und des weiteren Aus- und Neubaus führen", betonte Westenberger.
Mit der Generalsanierung will die Bahn in den kommenden Jahren vielbefahrene Korridore in einem Rutsch umfassend modernisieren und damit für mehr Verlässlichkeit im Schienennetz sorgen. Vor allem wegen der maroden Infrastruktur steckt der Konzern bei der Zuverlässigkeit in einer schweren Krise.