Die Weltwirtschaft stabilisiert sich einer Prognose der Weltbank zufolge trotz geopolitischer Spannungen und hoher Zinsen erstmals seit drei Jahren wieder – allerdings auf niedrigem Niveau. Wie im vergangenen Jahr werde die Weltwirtschaft in diesem Jahr um 2,6 Prozent wachsen, teilte die Weltbank in Washington am Dienstag, 11. Juni, mit. Damit hob sie Prognose für 2024 im Vergleich zum Januar leicht an (plus 0,2 Prozentpunkte).
Dass sich die Weltwirtschaft schneller als erwartet stabilisiere und die Inflation zurückgehe, sei ein gutes Zeichen, sagte Chefökonom Indermit Gill. Weniger positiv sei allerdings, dass das durchschnittliche Wachstum im Prognosezeitraum rund einen halben Prozentpunkt niedriger als im Jahrzehnt vor der Coronapandemie sei.
Für die Jahre 2025 und 2026 sagt die Weltbank ein Wirtschaftswachstum um 2,7 Prozent voraus. Die Weltwirtschaft scheine sich endgültig auf eine sogenannte sanfte Landung einzustellen, heißt es in dem Bericht. Das bedeutet weniger Inflation, ohne dass es zu einer Rezession und hoher Arbeitslosigkeit kommt. Doch mehr als vier Jahre nach dem Beginn der Pandemie und den nachfolgenden globalen Schocks sei klar, dass die Welt – und insbesondere die Entwicklungsländer – noch keinen verlässlichen Weg zum Wohlstand gefunden hätten, warnt die Weltbank.
USA mit wirtschaftlicher Dynamik
Mit Blick auf die Konjunkturentwicklung in den USA spricht die Weltbank von einem „bemerkenswerten Lichtblick“. Die US-Wirtschaft habe eine beeindruckende Widerstandsfähigkeit bewiesen. Die Dynamik in den USA sei ein Grund dafür, dass die Weltwirtschaft in den kommenden zwei Jahren ein gewisses Aufwärtspotenzial habe.
Für Europa zieht die Weltbank eine gemischte Bilanz. Nachdem sich das Wachstum im Jahr 2023 im Euroraum deutlich verlangsamt hatte, prognostiziert die Weltbank für 2024 ein Wachstum von 0,7 Prozent (Januar: 0,7 Prozent) und für das kommende Jahr 1,4 Prozent (Januar: 1,6 Prozent). Das Wachstum scheine die Talsohle durchschritten zu haben, wenn auch mit deutlichen Unterschieden zwischen einzelnen Sektoren und Mitgliedsländern, heißt es in dem Bericht.
Die Weltbank blickt mit Sorge in den Nahen Osten und die Ukraine. Konfliktbedingte Unterbrechungen der Öllieferungen aus dem Nahen Osten könnten zu beträchtlichen Ölpreiserhöhungen führen, warnt der Bericht. Auch der russische Angriffskrieg in der Ukraine berge Unsicherheiten für die Rohstoffmärkte – besonders mit Blick Öl und Getreide.