Trotz klar formulierter Ziele zur Förderung von grünem Wasserstoff der Bundesregierung sei in der Praxis bislang zu wenig passiert, so die Kritik der VDI-Initiative „Zukunft Deutschland 2050“. In erster Linie liege dies „an fehlendem Pragmatismus und einer Überregulierung beim Einsatz von Wasserstoff“, sagte VDI-Direktor Adrian Willig. „Der Koalitionsvertrag beinhaltet zwar einige positive Signale – darunter schnellere Genehmigungsverfahren – dennoch ist vieles noch zu unkonkret.“
Professor Michael Sterner, VDI-Wasserstoffexperte und Professor an der OTH Regensburg, ging im Rahmen eines Pressegesprächs auf die Hemmnisse bei Investitionen ein: „Der Hochlauf einer Wasserstoffwirtschaft scheitert aktuell am Henne-Ei-Problem: Sowohl potenzielle Erzeuger als auch Anwender von grünem Wasserstoff und seiner Derivate werden mit substanziellen Abnahme- bzw. Versorgungsrisiken sowie hohen Erlösrisiken konfrontiert.“ VDI-Direktor Adrian Willig sagte daher: „Es braucht jetzt eine koordinierte politische Unterstützung, die beide Risiken gezielt adressiert – und das über 2030 hinaus.“
VDI legt Maßnahmenpakete vor
Das vom VDI vorgeschlagene erste Maßnahmenpaket zielt darauf ab, die Erzeugung von grünem Wasserstoff zu fördern und ihn wettbewerbsfähig gegenüber fossilen Energieträgern zu machen. Derzeit stammen laut Energieversorgungsunternehmen nur rund fünf Prozent des in Deutschland produzierten Wasserstoffs aus erneuerbaren Quellen. Das zweite Paket soll die Nachfrage stärken, etwa durch den Aufbau eines Handels mit grünem Wasserstoff.
Zu den weiteren Ergebnissen zählen 28 Einzelmaßnahmen in Form von Steckbriefen. Die Empfehlungen reichen von Steuervergünstigungen über gezielte Förderinstrumente wie Differenzkostenmodelle bis hin zu einer Weiterentwicklung der THG-Quote und Grüngasquote. Grüner Wasserstoff ist laut VDI ein Schlüssel zur Defossilisierung der Industrie. Zudem benötigten schwer elektrifizierbare Prozesse – etwa in der Luft- und Schifffahrt sowie im Schwerlastverkehr – Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe als klimaneutrale Alternative.
Wettbewerbsfähige Preise und Planungssicherheit für industrielle Unternehmen bilden nach dem Energieexperten Sterner die Basis. „Preis- und Abnahmegarantien helfen dem Hochlauf. Nur wenn Unternehmen verlässlich mit Wasserstoff planen können, investieren sie in die nötige Infrastruktur und Technologien.“