Was tun, wenn die Elektrik streikt?

Das hätte schlimm ausgehen können: Im bayerischen Wemding fiel an einem Lkw das Licht aus, als der Fahrer von einem Speditionsgelände auf die Straße einbog. Auch der Motor ließ sich nicht mehr starten. Als der Fahrer aussteigen wollte, um sein Pannenfahrzeug abzusichern, fuhr ein Pkw ins Fahrzeugheck. Die 52-jährige Fahrerin und ihre 70-jährige Beifahrerin hatten großes Glück, dass sie den Unfall mit nur leichten Verletzungen überstanden. Der Sachschaden betrug 5000 Euro. So dramatisch geht es zum Glück nicht immer aus, wenn die Elektronik streikt. An den Lkw-Pannenursachen sind Defekte an Elektrik und Elektronik allerdings prominent beteiligt. Laut einer Statistik des ADAC TruckService liegt der Anteil an den gesamten Schäden bei 32 Prozent. Fällt die Lichtmaschine aus, wird es teuer, da allein das Ersatzteil mit 700 bis 1000 Euro zu Buche schlägt. Dazu kommen zwei bis drei Stunden Reparaturdauer für den Aus- und Einbau. Auch ein neuer Anlasser geht mit 600 bis 1500 Euro kräftig ins Geld, so die Experten des ADAC TruckService. Und ein Fahrzeugbrand könne sogar zum Totalverlust von Fahrzeug und Ladung führen. Bei vielen anderen Schäden an der Elektrik und Elektronik ist die Suche nach der Fehlerquelle der größere Aufwand gegenüber den Kosten für die Ersatzteile. Ursachen für eine Panne Die Ursachen für Schäden an Elektrik und Elektronik sind indes vielfältig. Defekte Lichtmaschine: Ein helles pfeifendes Geräusch und eine Warnlampe kündigen den Defekt der Lichtmaschine an. Der Lkw fährt zwar noch, aber nur solange der Batteriestrom reicht. Dann geht plötzlich gar nichts mehr. Der Lkw bleibt liegen. Kurzschluss in der Beleuchtung: Durch gesplitterte Gläser oder poröse Dichtungen dringt Feuchtigkeit in Scheinwerfer ein und führt zu einem Kurzschluss. Der betroffene Teil der Beleuchtung fällt aus. Früher trat diese Art von Schaden oft auf, mittlerweile werden LED-Leuchten verwendet, sodass ein solcher Defekt seltener geworden ist. Batterie versagt: Die Lebensdauer einer Fahrzeugbatterie ist begrenzt. Hält eine Erstausrüsterbatterie durchaus sieben Jahre oder länger, haben billigere Austauschbatterien erfahrungsgemäß eine kürzere Lebensdauer. Ausfälle von Batterien häufen sich in der ersten kalten Nacht des Jahres und den ersten heißen Tagen. Neben der Batterie selbst kann Korrosion an den Verbindungskabeln ein Grund für Startprobleme sein. Korrosion: Korrosion kann gerade in den Wintermonaten zu einem Grund für einen Fahrzeugausfall werden. Durch Nässe und Salz entstehen an den Steckverbindungsteilen aus Metall Ablagerungen, die zu Übergangswiderständen führen. Plötzlich fließt kein Strom mehr. Ein besonders großes Pannenthema sind Anhängersteckdosen, die beim Koppeln der ziehenden Einheit mit dem Anhänger oder Auflieger beansprucht und nicht selten beschädigt werden. Da die Steckdosen ständig der Nässe ausgesetzt sind, sind sie ein häufiger Angriffspunkt. Defekter Anlasser: Unerfreulich, aber leider kaum vermeidbar: Nach einer bestimmten Zahl von Zündvorgängen versagt der Anlasser. Im Verteilerverkehr mit vielen Starts und Stopps kommt das häufiger vor. Elektronikschaden: Der verstärkte Einsatz von Sensoren und anderen Elektronikbauteilen im Lkw bringt auch die Möglichkeit von zusätzlichen Defekten, die von Fahrer und Betreiber kaum zu beeinflussen sind. Kabelbrand: Im Vergleich zu anderen Defekten selten, aber in der Folge verheerend. Kabelbrände treten auf, wenn zwei stromführende Kabel sich berühren und es zu einem Kurzschluss kommt. Auch Überlastung der Kabelbäume kann ein Brandauslöser sein - beispielsweise durch den Anschluss zusätzlicher Geräte an die Fahrzeugelektronik. Was bei einer Panne zu tun ist Bleibt der Lkw bei der Abfahrt oder nach einer Pause aufgrund eines Schadens an der Elektrik oder Elektronik stehen, hilft meistens nur der Ruf nach dem Pannendienst, so der ADAC. Dramatischer sei die Situation, wenn es während der Fahrt zu Problemen kommt. Dann heißt es, den nächsten Parkplatz anfahren oder den Lkw zumindest kontrolliert auf den Pannenstreifen lenken und dort sichern. Wichtig, so ein Sicherheitstipp der ADAC-Experten: "Reparieren Sie niemals auf dem Pannenstreifen ohne zusätzliche Absicherung. Es besteht Lebensgefahr!" Am besten immer die Polizei informieren. Beachten Sie außerdem: - Bei Qualm oder Brandgeruch auf den Seitenstreifen oder einen anderen sicheren Platz fahren und die Warnblinkanlage einschalten. Keine Panik! Ein Brand braucht laut ADAC erfahrungsgemäß rund fünf Minuten, bevor er aus dem Motorraum in die Kabine vordringt. Verlassen Sie das Fahrzeug und alarmieren Sie die Feuerwehr. Sofern möglich, die Brandursache mit einem Feuerlöscher bekämpfen. Nach dem Löschen die Batterie abklemmen. - Der Defekt einer Lichtmaschine kündigt sich in der Regel an, beispielsweise durch ein helles Pfeifen oder eine Warnlampe. Es empfiehlt sich, den nächstgelegenen Parkplatz anzufahren, um dort die Reparatur in Ruhe durchführen zu lassen. Manche Fahrer versuchen mit dem restlichen Batteriestrom noch eine Werkstatt zu erreichen. Dabei besteht aber die Gefahr, mit dem Fahrzeug liegenzubleiben. - Bei Schäden an der Elektronik immer den Fehlercode ablesen und dem Pannendienst mitteilen. So lässt sich der Fehler bereits vor Eintreffen der Pannenhelfer eingrenzen. Generell bei Schäden an Elektrik und Elektronik die Symptome genau beschreiben und Fehlercodes übermitteln. Das spart die Zeit der Pannenhelfer und sorgt oft dafür, dass das Pannenhilfefahrzeug auf Anhieb die benötigten Ersatzteile an Bord hat. - Erkennbare Schäden an der Beleuchtung sofort beheben, sonst ist die Verkehrssicherheit beeinträchtigt. Vermeiden lassen sich Pannen laut ADAC durch eine gute Abfahrtskontrolle. Diese umfasst viele Checks, beispielsweise Zustand der Reifen, einen letzten Blick auf die Ladungssicherung und die Schlösser am Auflieger. Im Winter gehört die Befreiung des gesamten Fahrzeugs (einschließlich des Daches) von Schnee und Eis dazu. Seitens der Fahrzeugelektrik sei die Reinigung der Scheinwerfer eine wichtige Aufgabe, so der ADAC. Außerdem sollte der Fahrer prüfen, ob die seitlichen Begrenzungsleuchten angelaufen sind. Das lässt auf Wasser in der Leuchte schließen und kann zu einem Kurzschluss führen. Auch die Anhängersteckdose sollte als notorischer Pannenherd einem Sichtcheck unterzogen werden. Mehr zum Thema im Dossier Werkstatt und Service www.verkehrsrundschau.de/dossiers Experten-Tipp So beugen Sie einer Panne wegen Elektrikschäden vor - Batterieausfälle sind häufig unnötig. Bei geplanten Werkstattaufenthalten sollten ab einem bestimmten Fahrzeugalter Batterietests gemacht werden. Sie ermöglichen relativ präzise eine Prognose der restlichen Lebensdauer und ein Austausch lässt sich rechtzeitig vornehmen.- Bei Werkstattaufenthalten und bei Checks auf Scheuerstellen an der Verkabelung achten.- Eine sorgfältige Abfahrtskontrolle ist immer Pflicht.- Defekte Anhängersteckdosen umgehend tauschen. Manche Transportunternehmen geben ihren Fahrern gleich passende Ersatzsteckdosen samt Kabel mit auf Tour. Beim Abkoppeln der gezogenen Einheit daran denken, auch die Steckverbindung zu lösen. Abgerissene Stecker sind eine ebenso vermeidbare wie häufige Pannenursache.- Korrosionsanfällige Teile der Elektrik - vor allem die Batterieübergabepunkte - bei den Wartungsarbeiten regelmäßig überprüfen und reinigen lassen.- Bei der Beleuchtung nicht sparen. Leuchten mit hoher Qualität haben eine höhere Lebensdauer als Billigprodukte.- Gerade in den Wintermonaten sollte das Fahrzeug regelmäßig und gründlich gereinigt werden, um Korrosionsschäden vorzubeugen.- Der Anschluss zusätzlicher Geräte (Kaffeemaschinen etc.) sollte in einer Fachwerkstatt durchgeführt werden, aber nicht vom Fahrer selbst. Bei unsachgemäßer Montage droht ein Kurzschluss oder im Extremfall eine Überlastung des Kabelbaums.

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