Vielversprechende Möglichkeiten

MIT SENSOREN können Logistiker unzählige Sendungsdaten erfassen - den Standort, Wärme- und Kältegrade, eindringende Feuchtigkeit oder starke Erschütterungen. Das Spektrum ist noch lange nicht ausgeschöpft. Auf der Logimat 2019 in Stuttgart präsentierten das Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik (IML) und Rhenus ein neues Produkt, welches Füllstand und Bewegungen von Behältern misst und die Ergebnisse in die Cloud des Logistikkonzerns verschickt. Rhenus-Vorstand Stephan Peters kündigte mit dem Kunden genau abgestimmte Logistikprozesse an. "In Zukunft wird es möglich sein, die Behälterfüllstände täglich zu übermitteln und in Absprache zu leeren", so der Logistikmanager. Tatsächlich eröffnet dieser neue Sensor vielversprechende Möglichkeiten beispielsweise für eine kostensparende Entsorgungslogistik. Rhenus kann Tourenplanungen auf Behälter konzentrieren, die voll sind oder deren Entleerung der Kunde ausdrücklich wünscht. Gleichzeitig demonstriert der Logistikkonzern, welches Potenzial in Asset Tracking steckt. In vielen Containern, Wechselbrücken und sonstigen Ladeeinheiten überwachen solar- oder batteriebetriebene Sensoren die Ladungsinhalte. Sogar einzelne Stückgüter und Packstücke können abhängig von Sensor- und Übertragungstechnologien gecheckt werden. Der technische Zustand der Ladeeinheiten selbst wird ebenfalls von Sensoren erfasst. Die neuesten Produkte können nicht nur messen, sondern auch diagnostizieren. Wenn sie Fehler beispielsweise beim Elektronischen Bremssystem (EBS) oder bei den Kühlaggregaten ermitteln, melden sie die Ursache. Der Kundendienst kann entsprechend schnell handeln. Tracking und Ferndiagnosen in einem Wabcos TX-Trailerpulse, das jüngste Telematikprodukt des Automotive-Zulieferers, ist so eine Konnektivitätslösung für gezogene Einheiten, die in Echtzeit Track & Trace-Funktionen mit Anhängerzustands- und Diagnoseinformationen kombiniert. "Mit dieser Lösung können unsere Kunden Fahrzeugwartungspläne optimieren und die Produktivität ihres Flottenbetriebs steigern" versichert Philippe Colpron, Vice President and Fleet Solutions Global Business Leader von Wabco. Vor allem Anbieter von Verteiler- und anderen verschleißstarken Verkehren dürften am neuen Wabco-Produkt interessiert sein. Andere Akzente setzt ZF mit Openmatics. Die Asset-Tracking-Lösung dieser Produktfamilie soll die Überwachung besonders wertvoller Ladegüter mit rund sechs Zentimeter großen Bluetooth-Tags erleichtern. Wenn die Fahrzeuglesegeräte ans Flottenmanagement Zwischenfälle melden, kann der Fahrer gegebenenfalls sofort eingreifen. Ein Tag-Finder hilft ihm hierbei. Narrowband-IoT als Alternative zu LTE Auch BPW hat mit dem Cargotracer eine neue Tracking-Lösung im Portfolio. Für die Überwachung von Sendungen und Ladungsträgern hat das Innovation Lab des Herstellers eine neue Technologie zur Sendungsverfolgung entwickelt, welche über die eigene Cloud kundenspezifische Informationen in deren Softwares einspeist. "Der Empfänger wird über die 'Estimated Time of Arrival' (ETA) informiert und kann die Entladung vorbereiten", zählt Alexander Lutze, Leiter des Innovation Lab, Beispiele auf. "Und der Logistiker wird über seine Ladungsträger auf dem Laufenden gehalten und kann deren Management optimieren." Beim Cargotracer sieht der Nutzer ausschließlich diejenigen Informationen, die er wünscht. Das unterscheidet dieses Produkt von anderen Angeboten wie TC Track & Trace, der Telematiklösung der BPW-Tochter Idem Telematics mit Schnittstellen zu allen gängigen Portalen. Außerdem versendet CargoTracer Daten über Sigfox. Das Funknetz dieses französischen Telekommunikationsunternehmens, das wohl bekannteste Narrowband-Network für Internet of Things (NB IoT), will Endgeräte über ein globales Schmalbandnetz ans Internet anbinden und gilt als kostengünstige Alternative zu den Mobilfunkstandards der neuesten Generation wie LTE. Batterielaufzeiten von über zehn Jahren Von einer "extrem energiesparenden" Datenübertragung schwärmt Aurelius Wosylus, Deutschland-Vertriebschef von Sigfox. Bei Lösungen mit besonders sparsamer Datenübertragung seien Batterielaufzeiten von über zehn Jahren möglich. Von einer flächendeckenden europäischen Verbreitung ist Sigfox noch weit entfernt. Während in Deutschland fast 90 Prozent des Bundesgebiets erreicht werden, gibt es in der Schweiz und in Österreich vor allem in den alpinen Regionen große Lücken. Trotzdem räumen Marktkenner wie Philipp Wrycza, Teamleiter AutoID-Technologien am Fraunhofer IML, Sigfox und anderen Narrowband-Lösungen langfristig gute Chancen ein. "Vor allem für die Übertragung von kleinen Datenmengen ist diese Übertragungstechnologie optimal", sagt der Wissenschaftler. "Auch für stationäres Tracking auf Lager- und Werksstandorten kann diese eingesetzt werden." (siehe Interview). Wohl auch deshalb hat sich Rhenus bei seiner Behältermanagement-Lösung für NB-IoT-Übertragungen entschieden. Der Schmalband-Standard kann im Gegensatz zu konventionellen Mobilfunknetzen auch schwer zugängliche Standorte wie Kellerräume - wo Abfallbehälter häufig stehen - erreichen. Jetzt muss sich NB-IoT auch für internationale Verkehre beweisen. Insbesondere für verkehrsträgerübergreifende Touren werden noch kostengünstige Lösungen gesucht. Wenn Schiffsverkehre integriert sind, kommen die Anwender an Satellitennetzwerken kaum vorbei. Und deren Betreiber haben in den letzten Jahren kräftig in ihre Technologie investiert. "Als Betreiber des ersten kommerziellen Satellitennetzwerks der Welt, das ausschließlich für IoT-Anwendungen bestimmt ist, stellen wir bidirektionale Datenkommunikation in den entlegensten Gebieten der Welt über ein Netz von Satelliten und Bodenstationen bereit", streicht Carsten Holtrup, Vice President Transportation Sales Europe von Orbcomm, die Übertragungssicherheit dieser Technologie heraus. "Außerdem sind viele Trailer-Tracking-Systeme mit einem zusätzlichen Satelliten-Modem als Backup ausgestattet." Interview: "Je genauer die Daten, desto teurer wird es" Philipp Wrycza, Teamleiter AutoID-Technologien am Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik (IML) in Dortmund, zu den Perspektiven von Narrowband- IoTWIE SOLL EIN LOGISTIKDIENSTLEISTER BEI SEINEN PLANUNGEN FÜRS ASSET TRACKING VORGEHEN?Er sollte sich genau überlegen, welche Informationen er benötigt. Wichtig sind Ortungsdaten, welche mit Mobilfunk, GPS oder WLAN abgerufen werden können. Auch Bewegungs- und Temperatursensoren sind weitverbreitet. Außerdem muss der Dienstleister wissen, welche Datenmengen entstehen und wie häufig diese abgerufen werden. Je genauere Daten er wünscht, desto mehr Energie benötigt er und desto teurer wird es.WAS IST VON NARROWBAND- IOT ZU HALTEN?Technologien im Bereich der nicht lizenzierten Bänder wie Sigfox oder LoRa würde ich empfehlen, wenn es eine überschaubare Zahl von Quellen und Senken gibt. Für Werksgelände und Lagerstandorte machen solche Lösungen Sinn. Für flächendeckendes Tracking von Packstücken, Wechselbrücken und anderen mobilen Einheiten sind diese Lösungen durch fehlende Netzabdeckung noch ungeeignet. Der Dienstleister sollte dann auf öffentliche Mobilfunknetze ausweichen. Für kleine Datenmengen bietet sich dort NB-IoT oder LTE-M an, bei größeren Datenmengen eignet sich tendenziell eher LTE.MIT WELCHEN KOSTEN IST ZU RECHNEN?Wir kalkulieren nach dem Preisverfall der letzten Jahre mit zehn bis 20 Euro Hardwarekosten pro Asset und ein bis zehn Euro Übertragungskosten im Jahr. bot

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