-- Anzeige --

Verwirrung um Schienenprojekt Lyon-Turin

02.06.2014 00:20 Uhr
Verwirrung um Schienenprojekt Lyon-Turin
Die Fertigstellung der Hochgeschwindigkeitslinie zwischen Lyon und Turin erfolgt erst in 14 Jahren
© Foto: DB AG

Laut einem Papier der EU-Kommission soll die Bahnlinie, anders als ursprünglich geplant, ausschließlich dem Personenverkehr dienen.

-- Anzeige --

Paris. Nach einer Meldung des ökologisch ausgerichteten Internet-Infodienstes Reporterre soll die geplante Hochgeschwindigkeitslinie zwischen Lyon und Turin nicht mehr auch für den Transport von Bahnfracht vorgesehen sein, sondern ausschliesslich für den Personenverkehr zwischen Frankreich und Italien. Dies gehe aus einem Papier der EU-Kommission vom Oktober letzten Jahres hervor, das von den Gegnern des Milliardenprojekts auf italienischer Seite Mitte dieses Monats der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden sei. Darin heiße es, für den Bahnfrachtverkehr zwischen den beiden Ländern solle die schon bestehende „Schienenautobahn“ durch den Fréjus-Mont-Cenis-Tunnel entsprechend eingerichtet und genutzt werden.

Bei dem fraglichen Papier handelt es sich um den Jahresbericht 2012-2013 der Kommission zum Dringlichkeitsprojekt Nummer 6, mit dessen Koordinierung der EU-Kommissar Laurens Jan Brinkhorst beauftragt ist. Bestandteil des Projekts ist unterem auch der Bau einer Bahnlinie von 1638 Kilomtern Länge, mit dessen Hilfe auch die iberische Halbinsel an das westeuropäische Schienennetz angeschlossen bzw. mit diesem besser als bisher verbunden werden soll. Die Planung, Koordonierung und Kontrolle der Arbeiten daran obliegt dem Bericht zufolge einem Gremium namens „plateforme du corridor Lyon-Turin (PCLT)“, das seit 2011 schon dreimal getagt hat, im vergangenen Jahr in Brüssel. Bei dem letzten Zusammentreffen habe Brinkhorst erklärt, alle an dem Projekt Beteiligten seien sich einig darin, dass in Zukunft der Schienengütertransport zwischen Frankreich und Italien über die schon bestehende Verbindung Fréjus/Mont-Cenis als Hauptachse erfolgen solle.

Zweifel an ausreichender Kapazität der bestehenden Verbindung

Ob deren Kapazitäten dafür ausreichen, darüber gehen die Meinungen noch auseinander. Für Louis Besson von der italienisch-französischen Kommission „Lyon-Turin“ steht fest, dass die alte Linie „aus dem 19. Jahrhundert“ selbst nach den inzwischen vollzogenen Ausbauarbeiten mit Tunnelvebreiterung und Modernisierung der elektrischen Anlagen dieser Aufgabe nicht gewachsen sein werde. Brinkhorst dagegen ist offnebar vom Gegenteil überzeugt und ficht für die Fortsetzung der Anpassungsbemühungen unter dem Mont-Cenis-Massif. Er weist unter anderem darauf hin, dass die jetzige Tunnelverbindung bislang erst zu 20 Prozent ausgelastet sei. Sollte er sich mit seiner Position durchsetzen können, würde dies die bislang propagierte Begründung für das Mammutvorhaben mit seinem 50-Kilometer-Tunnel über den Haufen werfen, denn dessen Verfechter hatten bis dato immer wieder beteuert, der Hauptzweck des Unternehmens liege beim Gütertransport über die westlichen Alpen.

Besson vermutet, der EU-Koordinator wolle den Mitgliedern der PLCT lediglich nahelegen, mit der Verlagerung des Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene nicht erst bis zur spätestens erst in 14 Jahren erwarteten Inbetriebnahme der neuen Linie zu warten, sondern schon jetzt mittels der bestehenende Verbindung auf diese umweltfreundlichere Karte zu setzen. Für ihn steht indessen ausser Frage, dass der zukünftige Bahnfrachtumschlag im wesentlichen über das Projekt Lyon-Turin erfolgen muss, und dies sei ja zudem auch die offizielle EU-Position.

Aus Pariser Sicht scheint sich an den bisherigen Projektbegründungen nichts geändert zu haben. Aus Anlass der Eröffnung einer Ausschreibung für den Bau eines Probetunnels bei Saint-Martin La Porte hat sich erst kürzlich Verkehrs- und Transportminister Frédérique Cuvillier befriedigt über den zeitplangetreuen Fortgang der Vorarbeiten gezeigt und dabei erneut betont, das Tunnelvorhaben werde das Herzstück des zukünftigen Güterverkehrs über die Schiene zwischen seinem Land und Italien darstellen. (jb)

-- Anzeige --
-- Anzeige --

HASHTAG


#Schienenverkehr

-- Anzeige --

MEISTGELESEN


-- Anzeige --

STELLENANGEBOTE


-- Anzeige --

KOMMENTARE


SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --

WEITERLESEN




NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Die VerkehrsRundschau ist eine unabhängige und kompetente Abo-Fachzeitschrift für Spedition, Transport und Logistik und ein tagesaktuelles Online-Portal. VerkehrsRunschau.de bietet aktuelle Nachrichten, Hintergrundberichte, Analysen und informiert unter anderem zu Themen rund um Nutzfahrzeuge, Transport, Lager, Umschlag, Lkw-Maut, Fahrverbote, Fuhrparkmanagement, KEP sowie Ausbildung und Karriere, Recht und Geld, Test und Technik. Informative Dossiers bietet die VerkehrsRundschau auch zu Produkten und Dienstleistungen wie schwere Lkw, Trailer, Gabelstapler, Lagertechnik oder Versicherungen. Die Leser der VerkehrsRundschau sind Inhaber, Geschäftsführer, leitende Angestellte bei Logistikdienstleistern aus Transport, Spedition und Lagerei, Transportlogistik-Entscheider aus der verladenden Wirtschaft und Industrie.