Verlagern Sie Transporte vom Schiff auf den Lkw?

Wie lange müssen Ihre Binnenschiffe in den Terminals in Rotterdam und Antwerpen warten? Unsere Schiffe warten zwischen 24 Stunden, was noch akzeptabel ist, bis zu 120 Stunden auf die Be- oder Entladung. Das geht mittlerweile schon einige Wochen so. Was sind die Gründe? Dafür gibt es viele Gründe. Ein Terminal war einem Hacker-Angriff ausgesetzt, weshalb die gesamte IT nicht zur Verfügung stand. Das gravierendste Problem ist aber die Neuaufteilung der Linien durch die Reedereien in Kombination mit dem hohen Aufkommen. Einige Terminals sind deutlich über 90 Prozent ausgelastet. Wenn dann durch die neuen Reederei-Allianzen neue Abläufe notwendig sind, bricht in einigen Terminals ein Chaos aus. Was sagen Ihre Kunden, wenn Sie denen sagen müssen: Sorry, wir haben das Schiff nicht erreicht? Das finden die natürlich nicht gut. Wir diskutieren darüber mit den Kunden, auch mit dem Seeverladerkomitee im Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Die Forderung lautet: Die Probleme müssen gelöst werden, ansonsten ist der Verkehrsträger Binnenschiff hochgradig gefährdet. Gibt es Kunden, die angesichts der Probleme die Bahn oder den Lkw nutzen wollen? Das kommt vor, allerdings sind das bisher Einzelstimmen. Auch deshalb, weil wir es meistens irgendwie doch hinbekommen, die Auswirkungen in Grenzen zu halten. Aber damit ist ein riesiger Kraftakt verbunden, der uns richtig Geld kostet. Wenn wir beispielsweise ein Schiff, das im Hafen festhängt, nicht mehr für die Beladung am Rhein einsetzen können und dann ein anderes Schiff chartern müssen. Und Contargo bleibt auf den Mehrkosten sitzen. Die Binnenschifffahrt insgesamt bleibt darauf sitzen. Contargo hat deshalb einen Stauzuschlag für Rotterdam und erstmals auch für Antwerpen beschlossen. Damit wollen wir einen Teil der Mehrkosten abdecken. Der Zuschlag beträgt 19,50 Euro pro Container. Wie hoch sind die Kosten, die Contargo durch die Verspätungen entstehen? Das ist schwer in Zahlen zu beziffern. Aber für die gesamte Branche liegen die Zusatzkosten sicherlich im Millionenbereich. Verlagern Sie jetzt vermehrt Transporte auf den Lkw? Nein, weniger auf den Lkw, weil das doch sehr viel teurer ist. Auf die Bahn verlagern wir hingegen schon. Aber dort haben wir nicht beliebig freie Kapazitäten, weil unsere Züge gut ausgelastet sind. Dort ist also nicht mehr viel Platz und Sonderzüge fahren wir deshalb nicht. Vor dem Hintergrund der schon seit Jahren geäußerten Kritik, lautet da das Fazit: Die Binnenschifffahrt ist für Containertransporte nicht geeignet? Nein, das kann man nicht sagen. Immerhin werden in Deutschland jährlich 2,3 Millionen TEU per Binnenschiff transportiert. Nur leider gibt es immer wieder neue Probleme, die die Abläufe in der Binnenschifffahrt beeinträchtigen. Und besser wäre es, wenn man mit den Beteiligten auch die aus den Komplikationen entstehenden Kosten fair aufteilen könnte. Der Ausblick nach vorne: Wann bekommen die Seehäfen die Situation in den Griff? Wir befürchten, dass diese unerfreuliche Lage mindestens noch bis Ende August anhalten wird. Desaster bei der Containerabfertigung Die Containerabfertigung in den Seehäfen Rotterdam und Antwerpen wird zunehmend zum Desaster: So beschreibt der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) die Lage in den Westhäfen für seine Klientel. Alle Versprechungen der Terminalbetreiber, die Probleme in den Griff zu bekommen, hätten sich als haltlos erwiesen. Contargo als trimodaler Container-Hinterland-Dienstleister ist von diesen Schwierigkeiten besonders betroffen. cd

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