Verkehr muss nicht liefern

Ein wesentliches Ziel des neuen Klimaschutzpakets der Bundesregierung ist die Stärkung des Schienengüterverkehrs. Eine gute Idee? Das ist aus Klimasicht eine gute Idee. Der gesamte Mobilitätssektor profitiert, wenn man eine wichtige Säule im Modal Split stärkt. Sie haben sich kritisch zu den Chancen einer Verlagerung von Güterströmen auf die Bahn geäußert. Warum soll man investieren, wenn es Ihrer Ansicht nach nichts bringt? Da muss man differenzieren. Wir haben einerseits ein träges System. Der Lkw hat im Modal Split einen Anteil von über 80 Prozent bezogen auf die Transportmenge. Würde man davon nur zehn Prozent auf die Bahn verlagern, müsste man dort die Kapazitäten fast verdoppeln. Es gibt aber schon heute Engpässe, die ein Zeichen für Ineffizienzen sind. Höhere Investitionen helfen, die Engpässe zu verringern. Welche Anteile im Modal Split bei der Verkehrsleistung halten Sie für erreichbar? Wenn die Schiene in den nächsten zehn Jahren ihren Modal Split von derzeit knapp 19 Prozent auf 20 bis 22 Prozent steigern könnte, wäre das schon ein Riesenerfolg. Alles andere halte ich für eine Illusion, was auch der Blick in die Vergangenheit zeigt: Zwischen 2000 und 2017 konnte die Bahn nur um gut zwei Prozentpunkte im Modal Split hinzugewinnen, zulasten der Binnenschifffahrt. Die Bundesregierung will die CO2-Emissionen im Verkehr verringern. Ist das mit den im Klimaschutzprogramm beschlossenen Maßnahmen im Güterverkehr realisierbar? Der Einstieg in die Bepreisung von CO2 dürfte kaum zu einer Emissionsminderung im Güterverkehr führen. Der Preis von zehn Euro pro Tonne CO2 ab 2021 und ab 2025 35 Euro hat nur eine geringe Lenkungswirkung. 35 Euro pro Tonne entsprechen weniger als zehn Cent Preisaufschlag beim Diesel. Ferner werden Effizienzgewinne bis 2025 dafür sorgen, dass der Kraftstoffverbrauch sinkt. Doch die entscheidende Botschaft, die dahinter steht: Es ist sehr teuer, CO2 im Verkehr zu vermeiden. In anderen Sektoren sind die CO2-Vermeidungskosten niedriger, etwa bei Kraftwerken. Dann bringt der Emissionshandel nichts? Doch, auf jeden Fall. Nur wird der Verkehrssektor andere Sektoren auspreisen: Es ist günstiger, zum Beispiel Ölheizungen zu ersetzen, als den Güterverkehr auf ein neues Antriebssystem umzustellen. Die Folge wird sein, dass die anderen Sektoren stärker CO2 einsparen, der Güterverkehr hingegen deutlich weniger. Das ist kosteneffizient. Aber die anderen Sektoren werden sich beschweren: Warum trägt der Güterverkehr nicht stärker zum Klimaschutz bei? Ja, aber dieser Vorwurf ist unberechtigt. Er kommt aus der politischen Ecke. Wirtschaftlich betrachtet ist ein solcher Mechanismus erwünscht, und das Ziel des Emissionshandels lautet, Emissionen dort zu verringern, wo die Kosten am geringsten sind, unabhängig vom Sektor. Eric Heymann Analyst für Klima, Verkehr, Automobil bei der Deutschen Bank Research Kritik am Klimapaket Große Erwartungen waren an das Klimaschutzpaket der Bundesregierung geknüpft. Doch die Begeisterung darüber hielt sich in Grenzen. Kritisiert wurde, die Maßnahmen könnten nicht ausreichend sein, die CO2-Einsparziele zu erreichen. Vor allem der Verkehrssektor mache seine Hausaufgaben nicht. Eric Heymann von der Deutschen Bank erklärt, warum dieser Vorwurf unberechtigt ist und die Verlagerung von Güterverkehren auf die Schiene nur schwer vorangeht.

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