Mannheim. Die Zahl tödlicher Unfälle auf Deutschlands Straßen ist im vergangenen Jahr auf einen historischen Tiefstand gefallen - aber bei einer Gruppe von Verkehrsteilnehmern schnellen die Todeszahlen nach oben. Im Jahr 2021 ließen 70 Berufskraftfahrer (Vorjahr 48) ihr Leben auf Autobahnen an Stauenden. „Das ist ein gegenläufiger Trend, den niemand wahrhaben will“, sagt Dieter Schäfer vom Vorstand des Vereins „Hellwach mit 80 km/h“. Der Verband mit 44 Mitgliedern, darunter mittelständische und große Speditionen, setzt sich für mehr Sicherheit für Berufskraftfahrer ein.
Max Achtziger als Identifikationsfigur
Als hellwachen Vertreter seiner Zunft hat die Initiative „Max Achtziger“ kreiert. Die Identifikationsfigur ruft auf mehreren Zehntausenden Flyern in allen europäischen Sprachen zu Regeltreue auf: Kein Tippen auf dem Smartphone, kein Kochen, Essen, Umziehen oder Lesen während der Fahrt. Der Verein strebt eine Selbstverpflichtung der Fahrer und der Unternehmen auf das Zehn-Punkte-Programm an.
Schäfer hofft, bald bedeutende Autobauer mit ins Boot zu holen. Der Verkehrspolizist im Ruhestand ist zuversichtlich, in der neuen Ampelkoalition und im Bundesverkehrsministerium Mitstreiter zu finden.
Fahrassistenzsysteme können nicht immer helfen
Die Unfälle passieren meist in Spitzenzeiten mit erhöhtem Verkehrsaufkommen auf Transitstrecken am Ende eines Staus vor einer Dauerbaustelle, wie Schäfer erzählt. Fahrerassistenzsysteme sind meistens eingebaut, aber das Verhalten der Fahrer beraubt sie ihres Nutzens. „Sie schrecken kurz vor der Kollision auf und ziehen automatisch das Lenkrad zur Seite und unterbrechen dadurch die Bremskaskade“, erläutert Schäfer. Viele Fahrer seien in die mittlerweile verbreitete Technik der Notbremssysteme ihrer komplexen Fahrzeuge gar nicht eingewiesen.
Fehlleistungen sind auch Folge widriger Arbeits- und Lebensbedingungen: Die Fahrer müssen schon am Nachmittag nach einem der raren Stellplätze für die Nacht Ausschau halten. Haben sie schließlich einen Stellplatz ergattert, ist wegen des Lärms der nahen Autobahn an erholsamen Schlaf nicht zu denken. Die Fahrer stehen auch wegen eng getakteter Lieferketten unter Druck. (ste/dpa)