-- Anzeige --

Verbände fordern fairen Wettbewerb

01.12.2015 13:50 Uhr
Verbände fordern fairen Wettbewerb
Karlheinz Schmidt, Hauptgeschäftsführer des BGL, spricht von einem unfairen Verdrängungswettbewerb
© Foto: VR/Michael Cordes

Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten des heimischen Gewerbes und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen osteuropäischer Lkw-Fahrer - auf einer Fachtagung diskutiert die SPD-Bundestagsfraktion die Lage des Gewerbes.

-- Anzeige --

Berlin. Schonungslos hatte Karlheinz Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), in seinem Impulsreferat den Finger in die Wunde gelegt. Mit der EU-Erweiterung 2004 sei eine Ausflaggung großer Fuhrparkflotten in die osteuropäischen Beitrittsländer einhergegangen, die das Lohn- und Sozialkostengefälle erheblich verstärkt habe. „Unfairer Verdrängungswettbewerb unter Einsatz von Personal aus den Ausflaggungsländern mit niedrigen Sozial- und Lohnkosten ist die Folge“. In einem norddeutschen Hafen habe sich ein lettisches Unternehmen, das philippinische Arbeitnehmer mit lettischer Arbeitserlaubnis einsetzt, fest etabliert, berichtete Schmidt. Es biete in erster Linie Seehafenhinterlandverkehre innerhalb Deutschlands aber auch EU-weit zu lettischen Arbeits- und Sozialbedingungen an, ohne sich an die Standortbedingungen in Deutschland halten zu müssen. Es fehle an wirksamen Kontrollen, Gesetzesverstöße blieben ohne erkennbare Folgen. Ausländische Fahrer verfügten über Arbeitserlaubnis und Fahrerkarten, von denen nicht klar sei, wie die Papiere in die Hände der Unternehmen kämen.

Der Fall der lettischen Firma ist kein Einzelfall. Andreas Mossyrsch, Vorstand von Camion Pro e. V. Deutschland, liegt die Kopie der Fuhrparkliste mit den Nummernschildern eines rumänisch-bulgarisch Transportunternehmens vor, das die digitalen Tachographen ihrer 70 Lkw manipuliert hat. Der Informant des Berufsverbands für Unternehmen der Transportbranche fürchtet um sein Leben. „Wenn die rausfinden, dass ihr das von mir habt, zieht man mich tot aus einem Fluss“, schildert Mossyrsch die bedrängte Lage seines Gesprächspartners.

Lösungsansätze für faire Wettbewerbsbedingungen

Schmidt hatte vor den rund 70 Teilnehmern im Berliner Reichstagsgebäude einen möglichen Lösungsansatz aufgezeigt, um faire Wettbewerbsbedingungen herzustellen. Es gehe um eine rechtliche Abgrenzung zwischen Niederlassungs- und Dienstleistungsfreiheit im Verkehrssektor. „Dabei kommt es darauf an, die Dienstleistungsfreiheit in der Praxis tatsächlich auf eine „vorübergehende“ Betätigung in den jeweiligen Mitgliedsstaaten zu begrenzen. Von Dienstleistungsfreiheit könne nicht gesprochen werden, wenn Lkw dauerhaft in Ländern stationiert würden, in denen diese nicht registriert seien, aber dennoch erheblich grenzüberschreitende oder Kabotageverkehre durchführten.

Mit seiner Bestandsaufnahme stieß der BGL-Hauptgeschäftsführer bei den Vertretern des Zolls, der Gewerkschaften und der Branchenverbände auf weitgehende Zustimmung. In Sachen Kontrollen müsse die Regierung endlich handeln, forderte Frank Huster, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes (DSLV). Er sprach auch das „Fahrernomadentum“ an, eben jene osteuropäischen Fahrer, die zum Teil bis zu vier Monaten getrennt von ihren Angehörigen in ihren Lkw „hausen“. Raymond Lausberg, Leiter des Transportkontrolldienstes Autobahnpolizei Battice in Belgien, berichtete, unwürdige Arbeitsbedingungen und schlechte Bezahlung führten bei den Fahrern zu Frustration und Alkoholmissbrauch. Auf den Autobahnen seien „rollende Bomben“ unterwegs. „Die Bußgelder in Deutschland gegen Rechtsverstöße sind ein Witz“.

Udo Schiefner, SPD-Berichterstatter für Transport und Logistik, forderte eine bessere Kontrolle der Lenk- und Ruhezeiten und eine Einhaltung der Kabotageregelungen. Zusammen mit der SPD-Verkehrspolitikerin Kirsten Lühmann machte er sich die Sorgen des Gewerbes zu Eigen. „In der Nachbearbeitung werden wir aus den Vorschlägen parlamentarische Anträge entwickeln, die dieses Ziel verfolgen“. (jök)

-- Anzeige --
-- Anzeige --

HASHTAG


#Verkehrspolitik Deutschland

-- Anzeige --

MEISTGELESEN


-- Anzeige --

STELLENANGEBOTE


-- Anzeige --

KOMMENTARE


SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --

WEITERLESEN




NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Die VerkehrsRundschau ist eine unabhängige und kompetente Abo-Fachzeitschrift für Spedition, Transport und Logistik und ein tagesaktuelles Online-Portal. VerkehrsRunschau.de bietet aktuelle Nachrichten, Hintergrundberichte, Analysen und informiert unter anderem zu Themen rund um Nutzfahrzeuge, Transport, Lager, Umschlag, Lkw-Maut, Fahrverbote, Fuhrparkmanagement, KEP sowie Ausbildung und Karriere, Recht und Geld, Test und Technik. Informative Dossiers bietet die VerkehrsRundschau auch zu Produkten und Dienstleistungen wie schwere Lkw, Trailer, Gabelstapler, Lagertechnik oder Versicherungen. Die Leser der VerkehrsRundschau sind Inhaber, Geschäftsführer, leitende Angestellte bei Logistikdienstleistern aus Transport, Spedition und Lagerei, Transportlogistik-Entscheider aus der verladenden Wirtschaft und Industrie.