Köln. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) sieht es als falsch an, dem Oberleitungs-LKW eine zentrale Rolle in den Konzepten zu einer Klimawende im Verkehr zuzuweisen. „Der Oberleitungs-Lkw ist keine realistische Alternative, um im Transportgewerbe in Sachen Klimaschutz voran zu kommen. Von Konzepten, die weder technisch, finanziell noch europaweit politisch tragfähig sind, sollte man lieber gleich die Finger lassen“, sagte VDV-Vizepräsident Joachim Berends. Der Oberleitungsbetrieb von Lkw auf Autobahnen sei extrem teuer und ökologisch ineffizient.
Vor allem der enorme Aufwand und die hohen Kosten für die Stromversorgung, die aus physikalischen Gründen weit aufwendiger ist als bei Eisenbahnen, würden ökonomisch und auch ökologisch keinen Sinn machen, betonte der Verband. Auch die notwendigen Hybridfahrzeuge, so der VDV, seien teuer, schwer und ineffizient. Billiger und schneller erreichbar sei statt dessen der Ausbau des Schienennetzes für den Ferngüterverkehr.
Kostspielige Infrastruktur
Allein auf der Infrastrukturseite könnte eine Vollelektrifizierung des Autobahnnetzes leicht einen dreistelligen Milliardenbetrag kosten, führte der Verband weiter an. Technische Entwicklungen, die zu einer nennenswerten Preissenkung führen könnten, seien nicht ersichtlich. Bei einer bloßen Teilelektrifizierung ließen sich aber Oberleitungs-LKW nicht frei einsetzen und kaum verkaufen, hieß es weiter.
Darüber hinaus müssten Oberleitungs-Lkw mit einem zweiten Antrieb ausgestattet sein, um außerhalb elektrifizierter Autobahnen fahren zu können. Das mache die Fahrzeuge teurer, um Tonnen schwerer, reduziere die Nutzlast und verschlechtere die Ökobilanz.
Am Montag hatte Hessens grüner Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir den symbolischen Startschuss für Deutschlands ersten E-Highway gegeben. So sollen auf der Autobahn 5 auf einem fünf Kilometer langen Teilstück erstmals Lastwagen mit Stromabnehmern im realen Verkehr getestet werden. Die Bauarbeiten sind für 2018 angesetzt, die ersten Fahrten könnten 2019 stattfinden. (sno)