Köln. Trotz Mengen- und Leistungssteigerung steht das Güterverkehrsgewerbe unter Druck. Das geht aus der Marktbeobachtung 2014 des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) hervor. Der hohe Wettbewerbsdruck im erweiterten EU-Wirtschaftsraum führt laut der Erhebung dazu, dass viele deutsche Straßen-Transportunternehmen im Jahr 2014 ihre Selbsteintrittsquote reduzierten und Teil- oder Komplettladungsverkehre vermehrt auf Unterfrachtführer verteilten. Viele Unternehmen gaben in der Untersuchung an, den bisher dafür eingesetzten Fuhrpark abgebaut zu haben oder anderweitig einzusetzen. Ein Teil der Unternehmen beschränkte dabei beispielsweise den Einsatz des Eigenfuhrparks nach Möglichkeit auf ein Einzugsgebiet von etwa 300 Kilometer um den Betriebsstandort. Zu beobachten ist laut der Erhebung auch, dass die Unternehmen in höherem Maße speditionelle Leistungen sowie Lagerei- und Logistikdienstleistungen anboten.
Dieselpreis: Kunden fordern Preisabschläge
Auch der billige Kraftstoff bescherte den befragten Transportunternehmen keine Entlastung. In der Erhebung geben die Marktteilnehmer an, dass die geringen Kraftstoffkosten allein zumeist nicht ausreichen, um die Kostensteigerungen in anderen Bereichen zu kompensieren. Unternehmen, die mit ihren Auftraggebern Dieselpreisgleitklauseln vereinbart haben, verzeichneten laut BAG im Jahr 2014 zum Teil gesunkene Entgelte. Unternehmen, die keinen Dieselfloater nutzen, sahen sich vor allem zum Jahresende 2014 vermehrt mit Anfragen von Kunden nach Preisabschlägen konfrontiert. Diese wurden jedoch mit Hinweis auf zum Beispiel gestiegene Personalkosten meist abgelehnt.
Überdurchschnittliche Entgelterhöhungen konnten laut der Marktbeobachtung vorwiegend die Unternehmen durchsetzen, die in Marktnischen tätig sind oder stark in die Prozessketten ihrer Auftraggeber eingebunden waren. Vor dem Hintergrund der niedrigen Treibstoffkosten und dem geringen Rückgang der Mautsätze für Euro-5 Fahrzeuge für das Jahr 2015 traten zum Jahreswechsel 2014/2015 viele Transportunternehmen gar nicht erst an ihre Stammkunden heran, um höhere Entgelte auszuhandeln.
Allerdings verzeichnete die Straße von allen Landverkehrsträgern im Jahr 2014 die höchsten prozentualen und absoluten Mengen- und Leistungssteigerungen. Sowohl der gewerbliche Verkehr als auch der Werkverkehr verbuchten demnach Zuwächse. Im Schienengüterverkehr kam es laut dem Bericht dagegen zu Mengenrückgängen und einer Stagnation der Verkehrsleistung. Daran dürften vor allem die Streiks im Herbst 2014 Schuld sein.
Konjunktur beflügelt Geschäft
Insgesamt legte der Güterverkehr in Deutschland weiter zu: Nach vorläufigen Angaben erhöhte sich die im Straßen-, Schienen- und Binnenschiffsgüterverkehr beförderte Gütermenge im Vergleich zum Jahr 2013 insgesamt um rund 2,5 Prozent auf 3,61 Milliarden Tonnen, die Verkehrsleistung im Inland stieg um 0,5 Prozent auf 455,9 Milliarden Tonnenkilometer (ohne Straßengüterverkehr ausländischer Fahrzeuge in Deutschland). Beflügelt wurde der Güterverkehr laut BAG von einer positiven Konjunktur. Wachstumsimpulse kamen, getrieben von dem milden Winter, vor allem aus dem Baubereich.
Der seit Jahren zu beobachtende Rückgang der grenzüberschreitenden Verkehre mit deutschen Lkw setzte sich allerdings fort – trotz neuerlicher Anstiege der deutschen Im- und Exporte. Die Binnenschifffahrt und der Schienengüterverkehr, der unter anderem durch die Streiks im Herbst 2014 beeinträchtigt wurde, verloren Anteile am Modal Split. (ks)