Wilhelmshaven. Nach wochenlanger Irrfahrt durch den Atlantik hat der havarierte Containerfrachter „Flaminia“ in Deutschland angelegt. Sechs Schlepper zogen das stark beschädigte Schiff am Sonntagabend im Tiefwasserhafen von Wilhelmshaven an die Kaimauer. „Es ist alles planmäßig verlaufen“, sagte der stellvertretende Stabsleiter vom Havariekommando, Jens Rauterberg. Experten sollen den Frachter in den nächsten Tagen genau untersuchen.
Auf der „Flaminia“ war Mitte Juli ein Feuer ausgebrochen. Dabei verbrannten zahlreiche mit Gefahrgut beladene Container, giftige Stoffe traten aus. Ein Seemann kam ums Leben, ein anderer wird seither vermisst. Mehrere Wochen trieb der Unglücksfrachter auf dem Atlantik, weil Großbritannien und Frankreich ihn in keinen Hafen einlaufen lassen wollten. Schlepper mussten den 300 Meter langen Containerriesen deshalb durch den Ärmelkanal bis nach Deutschland bringen.
In Wilhelmshaven soll die „Flaminia“ entladen, die beschädigten Container und das mit Giftstoffen belastete Löschwasser sollen entsorgt werden. Das werde mehrere Woche dauern, sagte Rauterberg. An diesem Montag werden als erstes Spezialisten an Bord gehen, die nach der Brandursache suchen sollen. Erst wenn die Staatsanwaltschaft das Schiff freigibt, kann mit der Entsorgung begonnen werden. Eine Firma, die das übernimmt, ist noch nicht gefunden.
Experten: Keine Gefahr durch „Flaminia“
„An Deck ist die Luft sauber“, sagte Rauterberg. Das hatte eine erste Auswertung von Proben ergeben, die ein Expertenteam am Samstag genommen hatte. Unter Deck werden die Brandermittler jedoch noch eine Atemmaske tragen müssen, weil die Luft nach wie vor belastet ist. Wie stark die 20 Millionen Liter Löschwasser kontaminiert seien, stehe noch nicht endgültig fest, sagte Rauterberg. Das würden erst die genauen Analysen zeigen.
Der Liegeplatz am Containerterminal im neuen JadeWeserPort ist weiträumig abgesperrt. Der Hafen wird in knapp zwei Wochen eröffnen. Die „Flaminia“ soll auch danach dort liegen bleiben. Von dem Schiff geht nach Angaben des Havariekommandos keine Gefahr aus. „Sonst hätten wir es nicht hierher geschleppt“, sagte Rauterberg. Die „Flaminia“ hatte mehr als 2800 Container geladen, 151 mit Gefahrgut. Um die Bergung hatte es viel Streit gegeben. Kritiker fürchteten, dass das zum Weltnaturerbe zählende Wattenmeer zu Schaden komme könnte. (dpa/bw)