Brüssel. Die geplante Neubahnstrecke Ulm-Stuttgart wird im Abschnitt Wendlingen-Ulm noch weniger tauglich für den Gütertransport sein als die bisherige Strecke über die Geislinger Steige. Das hat die EU-Kommission jetzt dem verkehrspolitischen Sprecher der Grünen im Europaparlament, Michael Cramer, auf dessen Anfrage mitgeteilt. Beide Texte liegen der VerkehrsRundschau vor.
Die Kommission bestätigt eine durchschnittliche Steigung von 24,5 Prozent auf der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm und eine Maximalsteigung von 31 Prozent auf einem Streckenabschnitt von 1,5 Kilometer. Die durchschnittliche Steigung auf der bestehenden Strecke über die Geislinger Steige beträgt 22,5 Prozent.
„Generell sind stärkere Steigungen, insbesondere für Güterzüge, nachteilig, da die Kostenwirksamkeit und somit die Wettbewerbsfähigkeit sehr von einer hohen Transportkapazität pro Zug bezogen auf eine bestimmte Zugkraft und Leistung abhängen“, heißt es in der Kommissions-Antwort, die im Auftrag von EU-Verkehrskommissar Siim Kallas verfasst wurde. Außerdem bestätigt das Schreiben, dass „für die Neubaustrecke Gewichtsbegrenzungen beziehungsweise eine stärkere Leistung/Zugkraft erwogen“ werden.
Ohne Güterverkehr wird die Strecke nicht rentabel
„Mit anderen Worten: Ein normaler Schienengüterverkehr wird dort - wie auch auf der Geislinger Steige - unmöglich sein“, kommentiert das Cramer. Dadurch sei die Neubaustrecke nicht mehr zu rechtfertigen. Denn alleine durch den Personenverkehr könne die neue Strecke nicht rentabel werden.
„Nicht nur die Projektträger in Deutschland, sondern auch die EU müssen diese Realität zur Kenntnis nehmen. Denn die Europäische Kommission hat je nach Abschnitt eine finanzielle Beteiligung zwischen zwölf und 14,35 Prozent an den auf insgesamt rund drei Milliarden Euro geschätzten Kosten der Strecke von Stuttgart über Wendlingen nach Ulm zugesagt - die sich nach den letzten Erfahrungen locker verdoppeln können“, so Cramer.
Er plädiert dafür, die neue Strecke nicht zu bauen und das Geld dafür in grenzüberschreitende Schienenverbindungen zu investieren, zum Beispiel für Verbindungen von Baden-Württemberg in die Nachbarländer: über die Gäubahn nach Zürich, die Südbahn nach Bregenz oder über den Rhein nach Colmar. (kw)