Uber legt los

Jetzt ist es offiziell: Uber Freight steigt in den deutschen Markt ein. Das kündigt das US-amerikanische Unternehmen an. "Dieser Schritt war schon länger von Speditionen gefürchtet worden. Jetzt wird das Ganze Realität", beschreibt Jörg Frommeyer, der lange Jahre Senior Vice President Road Networks bei Kühne + Nagel war und heute CEO von Colo21 ist, die Stimmungslage in der Branche. Gefürchtet deshalb, begründet der Marktexperte, weil Uber mit seinem Geschäftsmodell den US-amerikanischen Taximarkt disrumpiert, ja dort komplett neue Marktstrukturen geschaffen habe. Warum sollte also das, was Uber im Taximarkt geschafft hatte, so die Befürchtung vieler Spediteure, nicht auch im Speditionsmarkt gelingen - sprich das Zusammenbringen von Frachtgut und freien Transportkapazitäten über eine Online-Plattform - ohne Mittelsmänner wie Speditionen? In Echtzeit Zugang zu Preis und Kapazität So funktioniert die Lösung von Uber Freight nach Angaben des Unternehmens: Der Frachtmarktplatz biete Verladern in Echtzeit Zugang zu Preis und Kapazität und ermögliche es ihnen, Fracht nahtlos, transparent und zuverlässig zu bewegen. Sie erhalten zudem Echtzeit-Performance-Informationen. Wie die Auftraggeber angebunden werden sollen, sagt Uber Freight nicht. Transportunternehmer können sich über die Uber-Freight-App oder unter www.uberfreight.com registrieren, heißt es. Sie erhalten dann ein Paket mit der Bitte um Firmendaten, Versicherungsunterlagen, entsprechende Lizenz- und Zahlungsinformationen. Ein Compliance-Team von Uber Freight stelle sicher, dass alle Unterlagen in Ordnung seien. Zudem sehen die Transportfirmen laut Uber Freight alle relevanten Informationen zu einer Ladung. Auf Anfrage, wie die Preisermittlung erfolgt und auf Basis welcher Parameter, antwortet das Unternehmen eher vage: Versender bekommen demnach einen Fixpreis automatisch übermittelt, sobald sie ihren Transportauftrag auf der Plattform eingestellt haben. Registrierte Transportunternehmen erhalten dann die entsprechenden Ladungs-Eckdaten via App übermittelt inklusive eines automatisch generierten Transportpreises, der laut Uber die aktuelle Marktsituation widerspiegele. Nimmt der Transporteur den Transportauftrag auf Basis dieser Konditionen an und führt diesen durch, schreibt ihm Uber Freight diesen Betrag im Schnitt sieben Tage nach Vorlage des Liefernachweises durch die App gut. Etliche Anbieter im ähnlichen Segment Ob Uber Freight in Deutschland punkten kann, bleibt abzuwarten. "Das Ganze ist zumindest nicht wirklich neu", urteilt Frommeyer. So gebe es etliche Anbieter, die im ähnlichen Segment tätig seien und die über die entsprechende Technologie verfügen. Insbesondere das Geschäftsmodell des Berliner Logistik-Start-ups Sennder sei fast deckungsgleich mit der Uber-Freight-Lösung. So verbindet Sennder über eine Softwareplattform E-Commerce-Anbieter und Transportbetriebe über ein automatisches Matching und umgeht so Mittelsmänner wie Sofaspediteure; automatische Transportpreisermittlung und Sendungstracking inklusive. "Technologisch ist das Ganze kein Hexenwerk", sagt Frommeyer. "Die Herausforderung besteht darin, die Auftraggeber und Transportbetriebe auf die Plattform zu bekommen." Der Name Uber könne aber sicher ein Türöffner sein. "Uber Freight wird die Speditionsbranche in Europa nicht disrumpieren, auch wenn die Lösung anwenderfreundlich wirkt", ist auch Joris D'Incà, Transportexperte und Partner bei der Unternehmensberatung Oliver Wyman, überzeugt. Der Vorteil sei aber, dass Uber Freight Transportbetrieben im Schnitt sieben Tage nach Vorlage des Liefernachweises durch die App eine Gutschrift zusichere. "Unterm Strich sehe ich aber kein wirkliches Alleinstellungsmerkmal. Das ist alles nicht neu." Zumal namhafte Frachtenbörsen wie Timocom mittlerweile ebenfalls digital seien, sagt er. Auch die großen Speditionsnetze bieten laut D'Incà ähnliche Matching-Plattform-Lösungen, zum Beispiel DHL mit seiner Frachtplattform Saloodo und DB Schenker über seine Beteiligung an der Online-Frachtenbörse UShip. "Es wird also nicht so sein", urteilt der Marktkenner, "dass Uber Freight in zehn Jahren 70 Prozent Marktvolumen im europäischen Speditionsmarkt haben wird." Zumal Uber Freight nur im Komplettladungsmarkt aktiv sei, was nur einen Teil des Transportmarkts ausmache. "Die meisten Aufträge sind deutlich komplexer. Die lassen sich nicht über eine Plattform matchen - das geht nur über Ausschreibungen", so der Transportexperte Keine Angst vor Uber Freight Der Zeitpunkt für den Uber-Markteintritt in Deutschland ist klug gewählt: "Das Unternehmen konnte zwischenzeitlich von den Fehlern anderer Logistik-Start-ups lernen, die in diesem Markt vorgeprescht sind, und muss auch sein Geschäftsmodell nicht mehr erklären", meint Branchenkenner Frommeyer. Dies mache es Uber hierzulande jetzt leichter. Zudem stünden die Unternehmen dem Thema Internetplattformen mittlerweile offener gegenüber. Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) rät: "Finger weg, wenn die Preise nicht stimmen. Wenn dagegen faire Transportpreise winken, kann Uber Freight eine sinnvolle Ergänzung sein, um den Disponenten die Arbeit zu erleichtern. Kurz gesagt: Transportbetriebe mit einem eigenen Fuhrpark müssen vor Uber Freight keine Angst haben. Für manche Sofaspediteure könnte die Lösung aber durchaus eine Bedrohung werden." Mehr zum Thema im Dossier "Logistik-Start-ups" www.verkehrsrundschau.de/dossiers In Kürze Über den Markteintritt war schon seit Jahren spekuliert worden: Nun macht das US- Unternehmen Uber Freight Nägel mit Köpfen und hat den Start seiner digitalen Plattform in Deutschland angekündigt. Experten sehen den Markteintritt aber eher gelassen. "Nach deutschem Recht sind wir ein digitaler Fixkostenspediteur" Was ist Uber Freight: eine digitale Spedition, eine Frachtenbörse oder eine Internetplattform?Uber Freight ist eine On-Demand-Logistikplattform, deren Technologie Spediteure mit verfügbaren Ladungen und Verlader mit einem großen Netzwerk von Echtzeitkapazitäten verbindet. Nach deutschem Recht sind wir ein digitaler Fixkostenspediteur. Das entspricht einem Frachtvermittler in den USA.Was ist das Geschäftsmodell?Als Fixkostenspediteur behalten wir eine Marge zwischen dem, was der Absender an Uber Freight zahlt, und dem, was Uber Freight an das Transportunternehmen zahlt. Diese Preise basieren auf vielen Marktfaktoren. Die Frachtbranche ist ein ausgereifter Markt, in dem sowohl Transportunternehmen als auch Verlader die aktuellen Marktpreise kennen und Alternativen haben. Beide Seiten werden unseren Service nur bei einer marktgerechten Marge nutzen. Und diese hängt vom Mehrwert ab, den wir unseren Partnern bieten.Allerdings gibt es in Ihrem Segment schon Lösungen von CH Robinson, freight.amazon.com sowie von digitalen Speditionen wie Instafreight. Wie will Uber Freight gegen diese Anbieter punkten?Wir helfen Verladern und Spediteuren dort, wo sie Bedarf haben. Wir sind in der Lage, kundenspezifische Integrationen umzusetzen und Anwendungen zu entwickeln, die die gesamte Branche voranbringen. Beispielsweise Facility Ratings, mit denen Fahrer Abhol- und Anlieferanlagen bewerten können. Das hilft Verladern, ihre Abläufe zu verbessern. Und die gewonnenen Informationen helfen Kunden bei einer Schwachstelle der Straßengüterlogistik.Bislang startet Uber Freight hierzulande nur im Komplettladungssegment. Wann steht Ihr Markteintritt im Teilladungssegment an?Wir prüfen künftige Erweiterungen, aber ich kann Ihnen dazu noch nichts Konkretes sagen. Wir starten ja gerade erst. ehDaniel Buczkowski, Leiter Europäische Expansion bei Uber Freight

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