Transport Logistic 2023: Eine Rekordmesse

In Kürze Die Transport Logistic 2023 wird in vielerlei Hinsicht in Erinnerung bleiben. Noch nie waren so viele Besucher auf der Leitmesse für die Branche. Thematisch dominierte vor allem der Schwerpunkt Nachhaltigkeit. Der Andrang war so groß, dass die Verantwortlichen sogar über eine Vergrößerung nachdenken. Sie gilt nicht ohne Grund als eine der wichtigsten Branchenveranstaltungen: Die Transport Logistic findet normalerweise alle zwei Jahre statt, wurde 2021 allerdings Opfer der Pandemie und musste notgedrungen in ein reines Online-Format umstrukturiert werden. Dass die digitale Welt aber nicht alles ersetzen kann, wurde in der ersten Maiwoche auf dem Münchener Messegelände bewiesen: Über 75.000 Besucher zählten die Organisatoren der Transport Logistic an den insgesamt vier Öffnungstagen - ein neuer Rekord! "Wir sind insgesamt sehr zufrieden. Es ist eine große Erleichterung, dass die Messe so gut verlaufen ist", sagt Robert Schönberger, der Messeverantwortliche. "Mein Gefühl ist, dass die Besucher und Aussteller die Transport Logistic als wichtige Branchenveranstaltung nach wie vor sehr wertschätzen. Wir haben aber auch Dinge festgestellt, die wir gerne in der Zukunft für eine Weiterentwicklung angehen möchten." Das Format der Messe war gleichermaßen bewährt und neu: Die Aussteller zeigten an ihren Ständen, wozu die Logistik in der Lage ist; gleichzeitig passten die Veranstalter das Programm an aktuelle Gegebenheiten an. Das zeigte sich zum Beispiel am Konferenzprogramm: Es gab so viele Vorträge und Fachforen wie noch nie. Über 50 Gesprächsrunden standen im Veranstaltungskalender der Transport Logistic. Eine Neuheit: Alle Panels waren auf eine Stunde Maximallänge begrenzt, um den Zuhörern Zugang zu vielen Themen verschaffen zu können. Mini-Vorträge auf der Campus Plaza Ein weiteres Novum stellte die neu geschaffene Campus Plaza dar - eine kleine Bühne, auf der sich auch Unternehmen präsentieren konnten, die keinen eigenen Messestand besitzen. Maximal 15 Minuten dauerten die Vorträge in der sogenannten "Speaker's Corner" - danach ging es zum Networking. Schönberger zeigte sich zufrieden mit dieser Variante: "Das Konzept, jeden Tag mit einem bestimmten Thema zu verknüpfen, hat unserer Ansicht nach gut funktioniert." Allerdings gibt es auch noch Potenziale.Der letzte Messetag, der traditionell dem Thema Human Resources und Karriere gewidmet ist, soll künftig stärker fokussiert werden. An jenem Tag waren auch in diesem Jahr spürbar weniger Besucher auf der Transport Logistic zu Gast. Auch die VerkehrsRundschau war mit insgesamt vier Panels an dem Konferenzprogramm der Transport Logistic beteiligt. Am ersten Messetag sprach Chefredakteur Gerhard Grünig mit führenden Transportunternehmern für Straße, Bahn und Schiff über die marode Infrastruktur in Deutschland. "Ich habe anfangs nicht gedacht, dass ich so einen schlechten Zustand vorfinde", sagte etwa Christian Lippold von der Autobahn GmbH zur derzeitigen Gesundheitslage von Deutschlands Straßen. Das Thema Binnenschifffahrt behandelte Martin Heying vom Verkehrsrundschau-Schwestermagazin "Schifffahrt und Technik" am zweiten Messetag. Hier stand die Frage im Fokus, wie die Dekarbonisierung auf dem Wasser angegriffen werden kann. Ist die Zukunft intermodal? Ob und wie sich Warentransporte von der Straße auf die Schiene verlagern lassen, und an welchen Stellschrauben gedreht werden muss, damit der Kombinierte Verkehr zukunftsfähig bleibt - darüber diskutierte VR-Redakteurin Eva Hassa im Panel "Kombinierter Verkehr 4.0 - verspätet und auf falschen Wegen?" mit namhaften Experten. Ihre Gäste: Jürgen Albersmann (Contargo), Detlef Berndt (Westfälische Landeseisenbahn) Clemens Bochynek (Studiengesellschaft für den Kombinierten Verkehr SGKV), Yvonne Bounin (DB Netz), Georg Dettendorfer (Johann Dettendorfer Spedition Ferntrans) und Daniel Küster (Warsteiner Brauerei). Einhelliges Fazit: Kombinierter Verkehr hat eine Zukunft - doch die anstehende Großsanierung des deutschen Schienennetzes von 2024 bis 2030 wird den Unternehmen Etliches abverlangen. Auch das Thema Nachwuchsarbeit wurde in einer Gesprächsrunde der VR angegriffen: Redakteurin Mareike Haus begrüßte in der Runde unter anderem Leon Eismann, der nach seiner Ausbildung zum Speditionskaufmann auch noch die BKF-Ausbildung absolviert. Der 21-Jährige erklärte munter, dass er auch später noch im Büro arbeiten könne und deshalb jetzt erst einmal in das Abenteuer Fernverkehr starten wolle. Eine absolute Seltenheit, die auch dem Logistiker Jakob Weets ein Schmunzeln abverlangte: "Warte mal, bis die erste Freundin kommt", lachte der Unternehmer. So grün wie nie Ein weiteres, wenn auch nicht messbares Novum zeigte sich durchgehend auf der Transport Logistic: An fast jedem Stand gab es einen Bezug zum Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit. "Das war auf der ganzen Messe spürbar, von den Ausstellern über das Konferenzprogramm bis hin zum Messebau", meint Robert Schönberger. Dem Messeverantwortlichen zeigt das, dass die Branche das Thema Umweltschutz ernst nehme und sich damit intensiv auseinandersetze. Abgesehen davon, dass die Messe selbst auf Ökostrom setzt und deutlich weniger Teppichböden auslegen ließ, reisten auch viele Besucher mit E-Fahrzeugen an, die an rund 100 Ladestationen "aufgetankt" werden konnten. Der Messekatalog wurde aus Nachhaltigkeitsgründen gestrichen und lediglich ein kleiner Besucherguide ausgegeben - übrigens erstmals in der Geschichte der Transport Logistic. E-Lkw im Fokus Auch die in München vertretenen Nutzfahrzeugproduzenten legten ihren Fokus, abgesehen von ihren Dienstleistungsangeboten, auf Elektro. Wobei sich lediglich Scania und Volvo Trucks in den Hallen des Messegeländes blicken ließen. Ebenso mancher Fahrzeugumbauer wie Quantron oder Keyou. Letzterer stellte auf der Messe die Alternative Wasserstoff-Verbrenner aus. Dagegen baut Quantron Nutzfahrzeuge auf batterieelektrischen oder Brennstoffzellenantrieb um und will bei beidem bereits lieferfähig sein. Unter anderem elektrisierende Lösungen auch bei den Vertretern der gezogenen Einheiten. Schmitz Cargobull stellte Details seiner elektrifizierten Trailerachse und des intelligenten Batteriemanagements aus. Als Nachhaltigkeits-Flaggschiff zeigte Krone den gemeinsam mit Trailer Dynamics entwickelten E-Trailer - die Redaktion fiebert bereits einem Test entgegen. Eine zeitsparende Alltagslösung, um Anhänger und Auflieger an- und abzukuppeln, konnten Besucher am Stand von Hersteller Fliegl testen: Nur zwei Handgriffe sind dazu beim neuen F-CON Schnellkuppelsystem nötig bei nahezu ausgeschlossener Verletzungsgefahr. Ausblick auf 2025 An einem künftig womöglich vierjährigen Messerhythmus will Robert Schönberger keinen Gefallen finden. "Die Branche braucht die Messe alle zwei Jahre, deshalb planen wir jetzt schon für das Jahr 2025." Unklar ist derweil noch, welche Auswirkungen der regelrechte Besucheransturm in diesem Jahr auf das Konzept nach sich ziehen wird. Man spiele mit dem Gedanken, eine weitere Halle zu öffnen, verrät Schönberger. Das mache man aber auch davon abhängig, wie groß die Nachfrage sei. Das Datum für die Transport Logistic 2025 steht auf jeden Fall bereits fest: Vom 2. bis 5. Juni findet die Messe wie üblich im Münchener Osten statt. Erstmals übrigens von Montag bis Donnerstag. Und vielleicht sogar wieder mit einem Besucherrekord.

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