Berlin. Im Kampf gegen Lohndumping in der deutschen Bahn- Branche wollen die Gewerkschaften mit massivem Druck einheitliche Tarifstandards erzwingen. Voraussetzung für alle Einkommensabschlüsse mit der Deutschen Bahn wie privaten Konkurrenten in diesem Jahr sei ein Durchbruch für einen Branchentarifvertrag, teilten die beiden großen Gewerkschaften Transnet und GDBA am Mittwoch in Berlin mit. Die Lokführergewerkschaft GDL stellte bereits mögliche Streiks in Aussicht. Arbeitnehmervertreter beklagen seit längerem, dass private Bahnen teils 20 Prozent weniger Geld zahlen als die Deutsche Bahn. Auch der Branchenprimus gliedere nicht-tarifgebundene Töchter aus. Ziel sei ein Tarifvertrag für alle Branchenunternehmen, sagte Transnet-Chef Alexander Kirchner. Bisher sei mit drei konkurrierenden Arbeitgeberverbänden und den Unternehmen keine Verständigung erreicht worden. Neben der anstehenden Tarifrunde bei der Deutschen Bahn gebe es derzeit 38 „offene Tarifbaustellen“ mit privaten Gesellschaften. Die Auseinandersetzung drohe auf „einen großen Showdown im Sommer“ hinauszulaufen. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) verlangte ebenfalls, einen Wettbewerb über die Lohnkosten unmöglich zu machen. Sollte es bei Verhandlungen über einen Branchentarif bis zum Sommer kein Ergebnis geben, „werden wir um schmerzhafte Arbeitskämpfe nicht herumkommen. Und zwar auch bei der Deutschen Bahn“, sagte der GDL- Vorsitzende Claus Weselsky dem „Tagesspiegel“ (Donnerstag). In die Tarifrunde bei der Bahn gehen Transnet und GDBA mit einem Forderungspaket von sechs Prozent mehr Geld. Neben einer „echten Einkommensanhebung“ über einen Inflationsausgleich hinaus verlangen sie unter anderem höhere Zulagen für Schichtdienste. Der bundeseigene Konzern könne sich dies trotz Gewinneinbußen leisten. Der bestehende Einkommenstarifvertrag für 125.000 Mitarbeiter läuft Ende Juli aus. Parallel wollen Transnet und GDBA mit der Deutschen Bahn über eine Verlängerung des Beschäftigungspakts verhandeln, der am 31. Dezember endet. Angestrebt werde eine mehrjährige Laufzeit, sagte GDBA-Vize Heinz Fuhrmann. Dieser Tarifvertrag bietet einen Schutz vor Entlassungen für 165 000 Beschäftigte. Daneben sollten Regelungen für eine Übernahme von Auszubildenden und für ältere Beschäftigte aufgenommen werden. Transnet und GDBA bedauerten, dass mit der GDL kein gemeinsames Vorgehen vereinbart werden konnte. Die Bahn wollte sich nicht zu den Forderungen äußern. Verhandlungstermine standen zunächst nicht fest. (dpa)
Transnet und GDBA wollen bei der Bahn sechs Prozent mehr
Gewerkschaften fordern Einkommensanhebung und höhere Zulagen der Schichtdienste / Beschäftigungspakt soll verlängert werden