Tankkarten: Moderne Zeiten

Energiewende und Elektromobilität sowie Digitalisierung - dies sind die aktuellen Trends, die die Landschaft der Mobilitätsdienstleister und Tankkartenanbieter dominieren. Eine Branche, die seit diesem Jahr übrigens den Schulterschluss mit dem neuen Verband Fleet Cards Europe (FCE) sucht, um in Brüssel ihre Interessen auf politischer Ebene zu platzieren. FCE wurde von den unabhängigen Anbietern DKV, UTA und Radius ins Leben gerufen. Weitere Mitglieder sind E100, Eurowag, Fleetcor, Tankpool24 und Wex. Erster Präsident des Verbands ist Sven Mehringer, Managing Director Energy & Vehicle Services bei DKV Mobility (siehe Interview). Auch sein Unternehmen setzt auf den Ausbau des Elektro-Ladepunktnetzes und nicht zuletzt auf digitale Mehrwerte. Nachdem mit dem Daten-Tool DKV Analytics, der DKV-Mobility-App und DKV Live - einem digitalen Assistenten auf Basis eines Telematiksystems - bereits mehrere digitale Tools entwickelt wurden, wurde nun mit InNuce Solutions ein Software-Anbieter erworben. Dessen zentrales Produkt ist FleetScape IP, eine cloudbasierte Flottenmanagement-Software. UTA Edenred hat sich zuletzt vor allem auf den Ausbau von Lösungen für das Laden von Elektrofahrzeugen konzentriert. So ist im September die Ladelösung UTA eCharge an den Start gegangen, über die 295.000 öffentliche Ladepunkte in 32 europäischen Ländern zur Verfügung stehen. Passend dazu wird die UTA Full Service Card von der neuen UTA eCard abgelöst, die alle Leistungen (Kraftstoffe, E-Laden, Maut, Plus-Services) in einer Karte und einer Rechnung kombiniert. TotalEnergies Marketing Deutschland hat ihre Aktivitäten im Bereich der E-Mobilität jüngst in einer eigenen Tochtergesellschaft gebündelt: der TotalEnergies Charging Solutions Deutschland. Das Angebot soll den Betrieb von Ladepunkten und integrierten Ladelösungen im öffentlichen sowie nichtöffentlichen Bereich abdecken. "Das Ladeverhalten unserer Kundinnen und Kunden wird sich gegenüber dem Tankverhalten von Kraftstoffen stark verändern, der Großteil der Beladungen wird außerhalb von Tankstellen stattfinden. Die TotalEnergies Charging Solutions trägt dieser Entwicklung Rechnung und wird für Geschäfts- sowie Endkunden ein kompetenter und verlässlicher Partner sein", so Jan Petersen, bis dato Direktor Mobilität und Neue Energien bei TotalEnergies Marketing Deutschland und Leiter der neuen Gesellschaft. Factoring meets Tankkarte Ein noch recht junges Feature von Tankkarten ist die Rechnungsvorfinanzierung. Diesen Service treibt seit diesem Jahr der Factoring-Spezialist Jitpay voran, der gemeinsam mit Shell die Tankkarte Jitfuel auf den Markt gebracht hat. Kunden können so bereits nach Beladung der Ware einen Teil des zukünftigen Rechnungsbetrags für den Auftrag als Vorauszahlung auf die JITfuel-Tankkarte übertragen lassen und damit Produkte und Services beziehen und ihre Fahrzeuge betanken - übrigens mit CO2-kompensiertem Treibstoff. Das Konzept hat schon Interesse bei einem weiteren Mobilitätsdienstleister geweckt. So ist Eurowag als strategischer Partner bei Jitpay eingestiegen. Gemeinsam wollen die Unternehmen ein umfängliches digitales Ökosystem für kleine und mittelständische Transportunternehmen bauen. Erste Jitpay-Services sollen noch in diesem Jahr in das Eurowag-Ökosystem integriert werden, kündigt Jitpay an. Logpay gibt bei Mobile Payment Gas Ein weiterer Trend, dem immer mehr Anbieter Rechnung zollen, ist Pay@Pump. Auf das Zahlen direkt an der Zapfsäule mit dem Smartphone setzt auch die VW-Tochter Logpay, die ihre Mobile-Payment-Lösung "Mobile Fueling" seit 2021 hierzulande anbietet. Ab nächstem Jahr soll das digitale Bezahlen über die Charge&Fuel-App auch an Aral-Zapfsäulen möglich sein. Schon jetzt können Logpay-Kunden an allen Aral-Tankstellen in Deutschland mit ihrer Charge&Fuel-Card bezahlen. Durch die Kooperation mit Aral soll das "Mobile Fueling"-Netz von Logpay 2023 auf über 5400 Tankstellen und damit zum größten Akzeptanznetz für digitales Bezahlen in Deutschland avancieren. Auch Tankpool24 setzt den Fokus auf die Weiterentwicklung seines Serviceangebots. Eine wichtige Rolle spielen dabei die automatische Führerscheinprüfung direkt beim Tankvorgang, das Tanken mit der amtlichen digitalen Fahrerkarte und eine neu entwickelte Smartphone-App, mit der man innerhalb der nächsten Monate den Tankvorgang autorisieren können werde, wie das Unternehmen bestätigt. "Die ersten Tests sind überaus positiv verlaufen, sodass wir guter Dinge sind, diese Funktion in einigen Monaten all unseren Kunden anbieten zu können", blickt Geschäftsführer Klaus Kiunke voraus. Mehr zum Thema finden Sie unter #Tankkarten www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Tankkarten bieten über die Begleichung von Dieseltankfüllung, Waschanlage und Maut hinaus zahlreiche Mehrwerte. Ob integrierte Lösungen fürs Tanken und Laden von E-Fahrzeugen, Zahlen per App an der Zapfsäule oder neuerdings auch Factoring-Konstrukte - wie die Mobilitätsdienstleister ihr Angebot ins digitale und elektrische Zeitalter überführen. "Entscheidungsträger bei der Transformation beraten" Sie haben mit sieben weiteren Tank- und Servicekartenanbietern den Verband Fleet Cards Europe (FCE) als Interessenvertretung gegründet. Was sind auf regulatorischer Ebene die derzeit brennendsten Themen im Bereich Mobilitäts-Dienstleistungen für die Transportbranche?Die Energiewende wird den gewerblichen Straßenverkehr in Europa verändern. Unsere Aufgabe ist es, die Entscheidungsträger bei dieser Transformation zu beraten und den Wandel positiv zu gestalten, damit unsere Kunden auch in Zukunft von den Vorteilen einer Tank- und Servicekarte profitieren können und deren Einsatz für sie im Geschäftsalltag geeignet bleibt.Welche Trends dominieren aus Kundensicht das Produkt Tank- und Servicekarte für Lkw-Flotten aktuell?Energiewende und Digitalisierung haben auch Einfluss auf das Angebotsspektrum der Tank- und Servicekarten. Neben herkömmlichen Kraftstoffen bieten viele Tankund Servicekarten mittlerweile Zugang zu Ladepunkten und alternativen Kraftstoffen wie LNG, CNG oder Wasserstoff. Neben der physischen Karte setzen die Anbieter inzwischen auch digitale Tankkarten ein, sodass Produkte und Dienstleistungen über eine App abgerechnet werden können.Die Schaffung einer öffentlichen Ladeinfrastruktur für schwere E-Lkw steht noch am Anfang. Inwiefern engagiert sich der FCE beim Aufbau eines entsprechenden Schnellladenetzes?Jede Antriebsart benötigt eine akkurate Versorgungsinfrastruktur, um praxistauglich zu sein. Hier agiert Fleet Cards Europe technologieoffen und setzt sich dafür ein, dass sowohl Schnelladepunkte für E-Lkw als auch Alternativen wie etwa Wasserstoff und LNG im großen Maßstab zur Verfügung stehen. Denn unsere Kunden müssen diese Alternativen nutzen können und trotzdem wettbewerbsfähig bleiben. mhSven Mehringer ist Managing Director Energy & Vehicle Services bei DKV Mobility und erster Präsident des Verbands Fleet Cards Europe (FCE)

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