Der Kreditversicherer Allianz Trade rechnet mit gewissen Problemen für die weltweiten Lieferketten, sollten die Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer trotz der internationalen Gegenwehr länger andauern. "Verschärft sich die Situation und hält länger an, kann es zum Beispiel wie in der Corona-Pandemie zu Lieferkettenproblemen kommen, allerdings bei weitem nicht im gleichen Ausmaß", sagte Volkswirtin Jasmin Gröschl mit Verweis einer am Freitag veröffentlichten Studie der Allianz-Tochter.
Seit Beginn des Gaza-Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas greifen die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen immer wieder Schiffe mit angeblich israelischer Verbindung im Roten Meer an. Die USA und Großbritannien reagierten in der Nacht zum Freitag mit Angriffen auf Ziele im Jemen.
Große Reedereien meiden die Route zunehmend. Etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer. Der Suezkanal verbindet es mit dem Mittelmeer und bietet die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa.
Die Huthi-Attacken haben laut Allianz Trade spürbare Auswirkungen auf das Schifffahrtsaufkommen: In den zehn Tagen vor dem 7. Januar sei das Schiffsaufkommen im Suezkanal um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen, während die Meerenge Bab al-Mandab, die ins Rote Meer führt, einen noch stärkeren Rückgang verzeichne. Die Zahl der Frachtschiffe, die den Suezkanal passierten, sank demnach um 30 Prozent und um 19 Prozent bei Tankern. "Im Gegensatz dazu hat sich der Schiffsverkehr um das Kap der Guten Hoffnung im gleichen Zeitraum fast verdoppelt", hieß es.
Die Preise für Schiffstransporte, insbesondere für Container, sind laut Allianz Trade seit November 2023 bis Anfang Januar um 240 Prozent gestiegen, liegen aber immer noch bei nur einem Viertel des Höchststands im Jahr 2021. "Dies ist zum Teil auf die schwache Nachfrage und die höheren Lagerbestände in den meisten Konsumgütersegmenten zurückzuführen." Zudem hätten Reedereien Kapazitäten mit neuen Containerschiffen erweitert, so dass die Risiken zwar beträchtlich seien, aber geringer als 2021.
"Insbesondere, wenn diese Krise über das erste Halbjahr hinaus andauern, könnten sich die Auswirkungen auf die globalen Lieferketten verschärfen", hieß es.