Stahlexperten

Hans Georg Schmitz hat für sein Unternehmen die richtige Strategie gefunden. "Wir sind ein reiner Nischenspezialanbieter", erklärt er. Sein Betrieb, die Robert Schmitz Spedition Hagen, ist auf Transport und Lagerung von Stahl in unterschiedlichsten Formen spezialisiert - ob Coils aus gewalztem Stahl, Walzdraht oder Stahlbrammen. Im Stahlgeschäft hat sich Schmitz einen Namen gemacht, liefert Brammen zum Ofen, holt Draht und Walzstahl wieder ab und liefert die Stahlzwischenprodukte zur verarbeitenden Industrie. "Wir haben uns den Kunden angepasst", erklärt der Geschäftsführer. Das gilt auch für die Fahrzeugflotte. "Coil-Trailer sind eine Wissenschaft für sich", weiß Schmitz. Daher setzt das Hagener Unternehmen ausschließlich auf individuell entwickelte Auflieger. Die neueste Entwicklung ist ein ultraleichter Trailer für schwere Stahlcoils. Gerade einmal 12,3 Tonnen Leergewicht bringen der Spezialtrailer der Firma Eisel Nutzfahrzeuge und seine Zugmaschine, ein Volvo FH, zusammen auf die Waage. "In Nordrhein-Westfalen dürfen wir auf immer mehr Strecken nur noch mit maximal 44 Tonnen fahren", erklärt Schmitz. "Ein Coil allein wiegt schon mal 33 Tonnen." Also musste ein leichteres Fahrzeuggespann her. Der neue Trailer ist so leicht wie irgend möglich gebaut: Das Chassis aus leichtem Spezialstahl, eine hauchdünne Stirnwand, jede Menge Aluminium statt schwerer Metalle. Dabei ist er äußerst stabil und ideal an die zu transportierenden Coils angepasst - und das bei nur 4,5 Tonnen Leergewicht. "Nun muss er dem Alltagstest standhalten", sagt Fuhrparkleiter Patrick Klein, der den Trailer mitentwickelt hat. Erst die Praxis werde zeigen, ob das Design hält, was sich er und sein Chef davon versprochen haben. Innovation und ein offenes Ohr Das Risiko nimmt Hans Georg Schmitz in Kauf. "Innovation ist nicht etwas, das uns bei Schmitz nur so nebenbei beschäftigt, sondern das, was uns ausmacht", sagt er. Diesen Satz bete er seinen Mitarbeitern regelmäßig vor. Innovation sichere ihnen den Platz als Spezialanbieter. Für den Transport von Walzdraht zum Beispiel hat sich Schmitz von Eisenbahnwaggons inspirieren lassen. Mit speziellen Sicherungsstreben und Keilen muss nun die unterste Lage nicht mehr verzurrt werden. Das spart Arbeit und Zeit. "Am Tag haben wir etwa 4000 bis 5000 Tonnen Durchsatz", erklärt der Geschäftsführer. Ein Großteil davon kommt per Schiene, etwa 1500 bis 2200 Tonnen pro Zug. Die eigene Gleisanbindung bringt der Spedition einen weiteren Pluspunkt im Wettbewerb. "Wir sind ein neutrales Terminal mitten im Ruhrgebiet. Uns können sowohl private Eisenbahnunternehmen als auch die deutsche Bahn anfahren", erklärt Schmitz die Vorteile. Mit dem Zug können die Coils direkt in die Lagerhalle gefahren und dort per Kran abgeladen werden. In fünf Hallen lagert Schmitz auf 45.000 Quadratmetern Stahldrähte und Coils für Kunden, die hauptsächlich in der unmittelbaren Umgebung beheimatet sind. Etwa die Hälfte der Tonnage wird im Nahverkehr, im Umkreis von circa 50 Kilometern, transportiert, 30 Prozent in einem Umkreis von 100 Kilometern und nur etwa 20 Prozent darüber hinaus. "Der Kunde hat das Material schnellstmöglich vom Hof und es lagert dennoch quasi vor der Tür", erläutert Schmitz. Der Service seines Unternehmens geht dabei über die reine Lagerung hinaus. Schmitz übernimmt für Kunden das Produktmanagement, die Disposition bis hin zum vollständigen Vendor-Management. "Wir holen die Ware beim Walzwerk ab und lagern sie bei uns, bis der Endempfänger sie benötigt. Das Werk kann sich auf die reine Produktion konzentrieren." Zur Innovation in seinem Betrieb gehört für Hans Georg Schmitz auch eine moderne IT. Im Mai dieses Jahres wurde daher die vollständige EDV für einen mittleren sechsstelligen Betrag auf ein neues System umgestellt. Gerne würde er die Digitalisierung noch weitertreiben, aber "alles geht mit den Kunden nicht", sagt er. Schon der Transport ohne Papier-Lieferschein ließe sich nicht umsetzen. Teilweise mangele es an einer Internetverbindung. Auch die Idee für eine Art Onlineshop, in dem die Kunden ihre Bestände im Schmitz-Lager jederzeit einsehen und verwalten können, musste er vorerst auf Eis legen. "Nächstes Jahr starte ich einen neuen Anlauf." Neben Innovation hat Schmitz' Erfolgsrezept eine weitere wichtige Zutat: ein offenes Ohr für die Wünsche seiner Mitarbeiter. Anfang der Neunzigerjahre, als Hans Georg Schmitz gerade in den Familienbetrieb eingestiegen war, steckte das Unternehmen in einer Krise. Nicht nur hatte die Spedition ihren größten Kunden verloren, auch Fahrer fehlten. "Der Umgang mit den Mitarbeitern stimmte damals nicht", erzählt Schmitz. Das hat er geändert. Jeden seiner Fahrer kennt der Chef heute beim Namen. Jeden Freitag nimmt er sich beim gemeinsamen Feierabendplausch Zeit für ihre Fragen, Probleme und Wünsche. Dass die Fahrer zufrieden sind, ist ihm wichtig. Im Nahverkehr seien sie daher generell jeden Abend zu Hause, im Fernverkehr mindestens zwei Nächte in der Woche, erklärt Schmitz. "In der Regel sind die Fernverkehrsfahrer eine Nacht draußen, eine Nacht zu Hause. Und am Sonntag muss grundsätzlich niemand los." Die Fahrer haben bei Schmitz zudem die freie Markenwahl. "Der eine fährt lieber DAF, der andere lieber MAN und der nächste lieber Volvo - das ermöglichen wir", sagt Schmitz. Das sorge nicht nur für zufriedenere Fahrer, sondern am Ende auch für gepflegtere Fahrzeuge. Das Konzept aus Spezialisierung des Unternehmens und dem richtigen Umgang mit seinen Mitarbeitern scheint aufzugehen. Hans Georg Schmitz hat die Spedition aus ihrem Tief herausgeholt. Heute zählt der Fuhrpark 26 Lkw; auftragsbedingt sollen drei bis vier weitere hinzukommen. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Stahllogistik www.verkehrsrundschau.de/dossiers Die Robert Schmitz Spedition Etablierter Familienbetrieb im Ruhrgebiet Die Robert Schmitz Spedition hat ihren Sitz in Hagen im Ruhrgebiet. Seit der Gründung im Jahr 1929 ist die Spedition in Familienhänden - mittlerweile in dritter Generation unter der Leitung von Hans Georg Schmitz. Das Unternehmen bietet seinen Kunden schwerpunktmäßig Lösungen in den Bereichen Lagerung und Transport von Coils und Walzstahl. Auf einem Gelände von über 100.000 Quadratmetern verfügt Schmitz über fünf Hallen und ein eigenes Bahnterminal. Der Fuhrpark umfasst aktuell 26 Lkw. Rund 60 Mitarbeiter sind für die Spedition Robert Schmitz tätig. jt

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