Ihr Unternehmen Zufall Logistics Group hat soeben die Geschäftszahlen von 2013 präsentiert. Demnach ist der Umsatz im vergangenen Jahr nur um knapp ein Prozent auf 271,7 Millionen Euro gestiegen. Kommt bei diesen Zahlen Freude bei Ihnen auf?
Jürgen Wolpert: Wir sind zufrieden. Stolz macht uns vor allem die Entwicklung im Nachtexpressgeschäft, in dem unser Umsatz um 33,7 Prozent auf 24,2 Millionen Euro gewachsen ist, und in der Sparte Kontraktlogistik, in der unser Umsatz um 9,5 Prozent auf 34,8 Millionen Euro gestiegen ist. Sorgen bereitet uns der Umsatzrückgang in der See- und Luftfracht um 11,4 Prozent auf 25 Millionen Euro, was vor allem am massiven Preisdruck insbesondere in der Luftfracht lag. Der Umsatz im Landverkehr entwickelte sich im letzten Jahr dagegen erwartungsgemäß europaweit mit plus 0,4 Prozent und innerdeutsch mit minus 3,7 Prozent.
Das klingt sehr entspannt. Immerhin haben Sie fast vier Prozent in Ihrer umsatzstärksten Sparte, im deutschen Stückgutgeschäft, verloren, also mehr als vier Millionen Euro.
Umsatz ist für uns nicht alles. Viel wichtiger ist für uns der Ertrag und der ist im letzten Jahr sogar gestiegen, da wir konsequent Aufträge in den Markt zurückgegeben haben, die für uns nicht rentabel waren. Unterm Strich hat dies unser Ergebnis verbessert. Trotz der leichten Umsatzrückgänge konnten wir im deutschen Stückgutgeschäft also höhere Erträge erwirtschaften als in 2012. Und in Europa haben wir auch beim Umsatz um 0,4 Prozent auf 70,7 Millionen Euro zugelegt, obwohl wir dort in 2013 einen wichtigen Kunden mit über zwei Millionen Euro Umsatz verloren haben.
Wie attraktiv ist vor diesem Hintergrund für Zufall Logistics das Stückgutgeschäft?
Der Wettbewerbsdruck in diesem Segment ist natürlich der maßgebliche Grund dafür, warum die Gewinnmargen im Stückgutmarkt sehr niedrig sind. Daher werden wir jetzt keine verschärften Akquise-Anstrengungen unternehmen, um unsere Umsatzrückgänge aufzufangen. Uns reichen die täglichen Mengen, die wir haben. Sie sorgen für die nötige kritische Grundauslastung. Mehr brauchen wir nicht. Anders verhält es sich in den europäischen Verkehren. Dort planen wir weiter Zuwächse.
Wie gefährlich ist für Sie das Thema E-Commerce? Wandert dadurch klassisches Stückgut von Ihnen ins Paketgeschäft ab?
An Paketdienste haben wir bislang kein Sendungsvolumen verloren. Wir haben aber vermehrt Stückgut an Privatkunden – mittlerweile rund 10 bis 15 Prozent unseres Gesamtaufkommens. Und dieser Anteil wird steigen. Noch passen diese Sendungen nicht wirklich in unser System und machen uns Mehraufwand. Deshalb denken wir derzeit mit unseren Partnern der Kooperation System Alliance über die Entwicklung eines B2C-Produkts nach.
Welche Lehren ziehen Sie aus dieser Entwicklung? Gibt es einen Strategieschwenk?
Nein, wir halten an der bewährten Strategie fest und damit an allen unseren Geschäftsfeldern. Optimierung geht aber künftig vor Mengenwachstum. Dafür werden wir unter anderem in ein neues Transportmanagement-System investieren. Wir arbeiten aber gleichzeitig daran, stärker in der Kontraktlogistik Aufträge zu generieren. Dafür werden wir einen zusätzlichen Mitarbeiter im Vertrieb beschäftigen. Unser Ziel ist es, dass Zufall Logistics auch in der Kontraktlogistik bei Ausschreibungen zum Zuge kommt. Wir müssen da noch sichtbarer werden.
Was sind Ihre wichtigsten Ziele für 2014?
Wir gehen insgesamt von zwei Prozent Umsatzwachstum in diesem Jahr aus. Allein das erste Quartal war mit rund vier Prozent Umsatzplus sehr vielversprechend.
Das Interview führte VR-Redakteurin Eva Hassa