Freising. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sieht bei der derzeitigen Zahl der Starts und Landungen keine Notwendigkeit für eine dritte Startbahn am Münchner Flughafen. „Die allerwichtigste Frage ist die Frage nach dem Bedarf“, sagte Seehofer am Donnerstag bei einem Besuch im Freisinger Stadtteil Attaching. „Die Zahlen, die wir schon einmal hatten, werden derzeit bei weitem nicht erreicht“, schilderte Seehofer mit Blick auf die stagnierende Zahl der Flugbewegungen auf Deutschlands zweitgrößtem Airport. Er versicherte vor mehreren hundert Teilnehmern einer Versammlung am Sportplatz in Attaching, er werde sich bei seiner Entscheidung nicht von Lobbyinteressen leiten lassen.
Das schon jetzt unter der direkten Flughafennähe leidende Dorf - es gehört zur Stadt Freising - wäre am schlimmsten vom Fluglärm einer weiteren Piste betroffen. Startende Düsenjets würden im Minutentakt in weniger als 100 Metern Höhe über die Häuser donnern, Teile des 1000-Seelen-Dorfes müssten umgesiedelt werden. Der Besuch in Attaching gehörte zum Dialogprozess, den Seehofer seit Wochen zu dem umstrittenen Milliardenprojekt führt. Noch in diesem Jahr will er unter Einbeziehung des Landtags und der Staatsregierung entscheiden.
Die Flughafengesellschaft München (FMG) mit Bund, Freistaat und Landeshauptstadt als Eigentümer hat seit dem Sommer höchstrichterlich bestätigtes Baurecht. Doch sieht sich die Münchner Rathausspitze an einen ablehnenden Bürgerentscheid zur Startbahn aus dem Jahr 2012 gebunden. Die vier Kilometer lange Piste soll nach neuen Berechnungen der FMG an die 1,6 Milliarden Euro kosten. (dpa)