Bern. Die Schweizer Post erlebt momentan auf ihrer Führungsetage unruhige Zeiten. Am Dienstag hat der umstrittene und schwer angeschossene Claude Béglé dem Bundesrat seinen sofortigen Rücktritt vom Präsidium der Post bekanntgegeben. Personen aus dem Umfeld des Verwaltungsratspräsidenten sollen ihm seit Tagen zum Rücktritt geraten haben. Das Schreiben, mit dem Béglé seinen Rücktritt als Post-Präsident mitteilte, spricht eine deutliche Sprache: Mit dem Entscheid tat sich der Machtmensch bis zum Schluss schwer, er spricht von einem „sehr drastischen Schritt, der mir ausserordentlich schwerfällt". Und Béglé ist verletzt: Er schreibt von Diffamierung, einer polemisch geführten Diskussion und unqualifizierten Angriffen auf seine Person. Hatte es nach dem Auftritt im „Club" des Schweizer Fernsehens und einem Interview in der „NZZ“ zunächst noch so ausgesehen, als ob sich Béglé retten könnte, folgte kurz darauf der nächste Hammer: die Enthüllung des Magazins „Bilanz", dass der Post-Präsident neben seinem 50 Prozent-Pensum bei der Post noch eine 75-Prozent-Anstellung bei einem indischen Unternehmen angenommen hatte. Und dass er sich einen Teil des Lohns über eine Firma in einer steuerfreien Zone in Dubai auszahlen liess. Hans Werder, Generalsekretär des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek), und Peter Siegenthaler, Chef der Finanzverwaltung, hatten letzte Woche mit Verwaltungsräten, der Konzernleitung sowie einer Vertretung des Kaders der Post Gespräche zum Fall Béglé geführt. Das Resultat war klar und für Béglé ernüchternd: Praktisch unisono wünschte man sich eine Zukunft ohne den wirbligen Präsidenten. Über diese Gespräche war Bundesrat Leuenberger als Uvek-Vorsteher am Freitagabend informiert worden. arbeiten. Laut Uvek bekommt Béglé keine Abgangsentschädigung, weil dies für Mitglieder der Verwaltungsräte von Betrieben in Bundesbesitz nicht vorgesehen ist, wie ein Bundesratsbeschluss vom Dezember 2007 festhält. VR-Mitglieder haben juristisch gesehen keinen Vertrag wie ein Konzernchef, sondern ein Mandat, wie ein Parlamentarier. Und gerade aus dem Parlament kamen die kritischen Stimmen, die schon vor Wochen einen Rücktritt von Béglé gefordert hatten. Peter Hasler als Nachfolger Mit dem 64-jährigen Peter Hasler kommt bei der Post ein Mann an die Macht, der von 1993 bis 2006 als Direktor den einflussreichen Arbeitgeberverband geleitet hatte. Dem promovierten Juristen und Vater zweier erwachsener Söhne wurde bei seiner Pensionierung eine „ausgeprägte Geradlinigkeit und Ehrlichkeit" attestiert. Hasler habe sich in seiner Funktion beim Arbeitgeberverband immer als Anwalt der praktizierten Sozialpartnerschaft verstanden. Er kennt zudem die besondere Mechanik der Bundespolitik sehr gut und hat ein Gespür für das politisch Machbare. Dies ist für das Amt des Postpräsidenten sicher von Vorteil. Immer wieder sorgte Peter Hasler als Direktor des Arbeitgeberverbands für Aufsehen – weil er Positionen vertrat, die teils auch von den Gewerkschaften geteilt werden. Darum wurde er weitherum geachtet. Danach arbeitete er für verschiedene Organisationen, so etwa den WWF, daneben ist er Präsident der Reka und des Spitalrates des USZ. (hrk)
Schweizer Post: Rücktritt von Béglé – Neuanfang mit Hasler
Personen aus dem Umfeld des Verwaltungsratspräsidenten sollen dem früheren Spitzenmanager der Deutschen Post seit Tagen zum Rücktritt geraten haben