München/Stockholm. Die schwedische VW-Tochter Scania prüft einen Zusammenschluss mit dem Münchner Lastwagenbauer MAN. Die bisherigen Gespräche über eine engere technische Zusammenarbeit der Konkurrenten hätten ergeben, dass "eine engere Kooperation durch Kombination beider Unternehmen" notwendig sei, um das volle Potenzial auszuschöpfen, teilte Scania am Montag mit. Volkswagen ist mit knapp 30 Prozent auch an MAN beteiligt. Den Wolfsburgern wird seit langem nachgesagt, ihre LKW-Geschäfte unter einem Dach bündeln zu wollen. Die Aktie von MAN legte am Vormittag um mehr als sieben Prozent zu.
Eine Entscheidung, ob und wie beide Konzerne zusammenfinden könnten, sei aber noch nicht gefallen. In jedem Fall sollten die beiden Marken erhalten bleiben, betonen die Schweden. Der Dax-Konzern MAN teilte zurückhaltender mit, man strebe bekanntermaßen mit Scania "eine engere industrielle Zusammenarbeit an, um erhebliches Synergiepotenzial zu heben". Beide Unternehmen führten in dieser Hinsicht Gespräche. Grundlage für jede Option aus MAN-Sicht sei, dass das jeweilige operative Geschäft und die Marken erhalten blieben. Beide Unternehmen reagierten damit auf einen Bericht des "Spiegel".
Ob das LKW-Geschäft von Volkswagen unter der Führung von Scania gebündelt wird, ist noch unklar
Ein VW-Sprecher in Wolfsburg sagte: "Wir unterstützen die Gespräche der beiden Unternehmen." Ziel sei es, industrielle Vorteile zu nutzen. Nun müsse man abwarten, was dabei herauskommt. Zu der Frage, ob VW sein LKW-Geschäft unter schwedischer Führung bündeln wolle, wollten sich weder VW noch Scania oder MAN äußern. Der "Spiegel" berichtete unter Berufung auf interne Planungen bei VW, die Wolfsburger könnten ihren den Anteil an Scania aufstocken und den Schweden die eigenen Anteile an MAN übertragen.
Danach solle dann Scania den MAN-Aktionären ein Übernahmeangebot machen. In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Gerüchte über eine mögliche Übernahme von MAN durch Volkswagen, nachdem VW- und MAN-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch Anfang des Jahres auf der Hauptversammlung des Münchner Konzerns ein engeres Zusammenrücken der beiden verbandelten Rivalen gefordert hatte.
Übernahme-Versuche sind bisher immer gescheitert
Das Verhältnis von MAN und Scania gilt als nicht einfach. 2007 war ein Übernahmeversuch von MAN bei Scania gescheitert. Treibende Kraft war der ehemalige Scania-Manager und damalige MAN-Chef Hakan Samuelsson, der Ende 2009 den Konzern wegen einer Schmiergeldaffäre verließ. Seither hatte es immer wieder Berichte über eine Übernahme oder Fusion gegeben, die auch Nahrung dadurch erhielten, dass VW mit der Berufung von Jochem Heizmann zum Chef des Vorstandsressorts "Nutzfahrzeuge", einen Koordinator für das LKW-Geschäft geschaffen hat.
Die IG Metall in Bayern lehnt eine Übernahme von MAN durch die Schweden ab. "Die MAN SE ist ein erfolgreiches deutsches Traditionsunternehmen mit einer selbstbewussten Belegschaft", teilte Bezirksleiter Jürgen Wechsler mit. "Die IG Metall Bayern hat nichts gegen ein Fortführen der Kooperationsgespräche, mit dem Ziel einer verstärkten Zusammenarbeit." Eine Übernahme durch die VW-Tochter Scania lehne er ab. Vor allem sorgen sich die Gewerkschafter für den Fall einer Übernahme um die Zukunft der Dieselmotorensparte des Konzerns, die etwa Antriebe für Seeschiffe baut. Der Konzern müsse mit beiden Sparten Nutzfahrzeuge und Diesel & Turbo erhalten bleiben. (dpa)