Sauber aufgespielt

Verkehrte Welt auf der Ifat: Wäre diese Messe die Fußball-EM, die Mercedes-Benz als Kulisse nutzte - oder die Champions-League - würde ausgerechnet Absteiger VfB Stuttgart die Schale holen. al Madrid, im Lkw-Bereich vertreten durch Iveco, wäre hier nur Zaungast: Denn die Lkw aus Madrid (und Brescia) dribbelten nur dezent bei einigen Aufbauherstellern auf. Daimler ließ jedoch keinen Zweifel an der Aufstellung: Vom 3,5-Tonnen-Sprinter über den Fuso Canter und das breite Mittelfeld Atego, Antos, Actros und Arocs bis hin zu den Sturmspitzen Econic und Unimog, die in ihrer Spezialisierung von fast keinem anderen Hersteller erreicht werden. Premiere feierte der Antos mit Allison-Wandlerautomat. Schweden spielen viel aggressiver Gegen den Sternenmeister spielen verstärkt die Schweden an, wobei Scania und Volvo europaweit erheblich stärker auftraten als der schwedische Erstligist IFK Göteborg und der eher bedeutungslose Syrianska FC aus Södertälje. Sie dürften nach den Schwaben die stärksten Mannschaften stellen, zwar ohne Unimogs, aber mit Low Entry-Fahrzeugen. Dazu kommen viele alternative Antriebsformen wie Erdgas, Methanol oder im Falle Scanias die Hybridversion. Volvo stellte zudem einen FM 4x4 mit Crawler aus und konnte den FE Low Entry mit 3,7-Meter-Radstand auf unter zehn Meter Gesamtlänge kürzen, was allerdings am optimierten HS-Aufbau lag. Olympique Lyon, im Fußball durchaus eine Nummer und auf der Ifat quasi vertreten durch Renault Trucks, trat eher bescheiden auf: Mit einem C 6x4 und einem D 4x4-16-Tonnen-Allrounder, der mittlerweile auch bei kleineren Kommunen außerhalb Frankreichs guten Anklang findet. Optional kann man jetzt auch in Deutschland den Low-Entry "Access" aufspielen lassen, der seine Kabine von Dennis in England bezieht. Und die "Meister" FC Bayern und PSV Eindhoven respektive MAN und DAF? Während die Niederländer sich mit Gastspielen bei den Aufbauherstellern beschieden, ließ MAN neben dem Platz der Stuttgarter zusätzliche Spieler des TGM- und TGS-Kaders auflaufen, die bisher eher unbekannt waren: Neben dem "Klassiker" TGS 26.400 4x4 mit Nachlauflenkachse und beifahrerseitigem Anbauraum für einen Seitenpflug zeigte man einen Ganzjahres-TGM, der sich sowohl als Allrad-Winterdienstler als auch als Kehrfahrzeug nutzen lässt. Dazu hob man das komplette Abgas- und Hydraulikpaket nach oben, um Platz für die Bürsten zu schaffen. Dieses Auto war übrigens eine Kundenidee der letzten Ifat. In Ermangelung eines Low Entry konfigurierten die Münchner einen nutzlastoptimierten TGM-26.340-Dreiachser mit leicht verlängerter, dreisitziger M-Kabine. Den riesigen Torwart-Lulatsch gab dagegen der TGS 32.400 mit Vor- und Nachlauflenkachse für einen größeren Pressmüllaufbau. FC-Bayern-gleich groß aufgespielt hatte auch Meiller: Dort feierte der komplett neue RS-21-Abrollkipper Premiere, der gegenüber dem Vorgänger 20 Millimeter niedriger und 200 Kilo leichter wurde bei halber Zykluszeit: Binnen 20 Sekunden ist der Behälter abgesetzt respektive aufgenommen. Damit antwortete Meiller auf den noch jungen Optima-20S-Abroller von Hiab, der ebenfalls mit optimierter Bauhöhe, weniger Gewicht und schnelleren Zeiten punktet sowie Gergens Apollo Chronos, der auch mit den Themen Gewicht, Zykluszeit und Bauhöhe wirbt. So ähnlich die drei bei den Abrollern spielen, so verschieden sind die Philosophien bei den Absetzern, wo Gergen vertriebsseitig mit Meier Ratio zusammenarbeitet: Meiller setzt prinzipiell auf seine stabile Isar-Control-Fernbedienung samt Notsteuerung am Fahrzeug. Fernsteuerung (via Funk oder Kabel) samt "Notsteuerung" bietet Gergen auch an, offeriert darüber hinaus aber eine Smartphone-Steuerung via App. Vorteil für den Kunden: Selbst im Worst Case kann er per Ersatz-Smartphone schnell weiterarbeiten (wo man bei der Fernsteuerung eventuell teure Ersatzteile oder Steuerelemente braucht) und abends auf dem Hof können auch Fuhrparkleiter oder der Chef noch mit den Behältern arbeiten. Außerdem agieren die Absetzer Adonis und Helios auf Zuruf: Einfach einen Absetzbefehl ins Smartphone rufen und per Folgesteuerung fährt der Lkw die Stützen aus, entriegelt und setzt den Behälter ab. Umgekehrt funktioniert das auch. Natürlich kann man dabei jederzeit manuell eingreifen oder stoppen. Die Bedienung selbst ist wegen der Touch-Oberfläche und der nötigen Wischbewegungen natürlich nicht ganz so rückmeldungsintensiv wie eine echte Fernsteuerung, trotzdem sieht Gergen-"Teamchef" Arndt Kreutzer in ihr die Zukunft. Softwareupdates erhält der Kunde immer kostenlos, während Funkfernbedienungen immer mal wieder von der Zeit überholt werden. Meier Ratio überträgt derweil das Hammer-System auf die kleineren Geräteklassen, während die neue Maximus-Generation mit höherer Arbeitsgeschwindigkeit, optimierter Steuerung, geringerem Gewicht und neuer Folgesteuerung punktet. So rundet Meier Ratio das Gergen-Programm nach unten ab, aus dem umgekehrt die Abrollkipper und -anhänger vertrieben werden. In Sachen Fernbedienung entschied sich Meier Ratio für einen Mittelweg zwischen App und der Hebelsteuerung von Gergen und bietet eine "smarte" Fünf-Tasten-Steuerung an, die sich per Induktion laden lässt. Niedriger, leichter und schneller Im Absetz-Abroll-Segment spielt auch Hyva verstärkt auf, wo man laut Geschäftsführer Patrick Spitznagel beim Titan-Abroller ebenfalls niedriger und leichter antritt, heißt: 15,3 Tonnen Nutzlast auf einem gewichtsoptimierten MAN-Dreiachsfahrgestell. Stark auf Stabilität setzt dagegen Marrel, wo man immer noch der französischen Massivität huldigt, wenngleich Eigentümer Fassi den Franzosen nach und nach das elegantere und leichtere Spiel beibringen möchte. Auch VDL zeigte seinen Absetzer, der im nächsten Schritt ebenfalls in Richtung Gewicht und Funktionalität überarbeitet werden dürfte, was auch für künftige Palfinger-Absetzer und -Abroller auf dem Trainingsplan steht. Auch bei den Trailern hat sich der Markt neu aufgestellt: Trotz ihrer vermeintlich simplen Optik steckt bei ihnen der Teufel respektive der individuelle Kundenwunsch im Detail: "Mit 0815 brauchen sie hier niemandem zu kommen", kennt Hüffermann-Vertriebsleiter Klaus Kieler seine Kunden. Dass die Jungs trotzdem gut aussehen, beweist nebenbei die sogenannte "Elegance Edition" mit Alus, Edelstahl-Boxen und schicken Seitenverkleidungen. Die gibt es auch bei Gergen, wo man den Kader neben den Trailern übrigens auch wieder um Kipp- (den einst bekannten Saar-Kipper) und gar Pritschen- und Planenaufbauten erweitert hat. Meiller wiederum nahm seine einst von HKM gefertigten Trailer aus dem Programm und arbeitet hier mit Hüffermann zusammen, während HKM an Zandt Cargo ging, der die neue Tochter auf der Ifat erstmals groß aufspielen ließ. Auch hier gilt: Niemand darf zu viel Speck ansetzen und muss trotzdem hochindividuell konfigurierbar bleiben. So sieht man das auch bei Müller Mitteltal, wo die Trailer bei 2850 Kilo starten und je nach Ausstattung etwas zulegten. Und da wir uns gerade andere Ligen ansehen, betrachten wir bei der Gelegenheit auch kurz die Geräteträger: Dort treten zahlreiche Modelle neben, gewichtsseitig aber meist unter dem Unimog an. Hako erweiterte sein Programm um den Multicar-M29-Geräteträger mit Kehrmaschinenfunktion, der die gleiche Kabine nutzt wie der Citymaster 2200, der das Thema von der anderen Seite her angeht: Er tritt als Kehrmaschine mit Zusatznutzen Winterdienst an. Mit 1,32 Meter Breite schlängeln sich beide durch enge Einfahrten oder Wege. Mit gut 1,65 Meter Breite spielt der Bonetti F100X in Euro 6 auf. Die neue Abgasnorm nutzten die Italiener zu einem großen Facelift samt LED-Scheinwerfern, neuer Armaturentafel und Einbau des 3,0-Liter-Iveco-Motors. Der ermöglicht 370 Newtonmeter Drehmoment und zulässige Gesamtgewichte von 3,5 bis 5,5 Tonnen. Die Italiener traten als Winterdienstler und mit Saug- und Spülaufbau an. Hochbezahlte Spezialisten Womit wir bei den teuren Stars der Messe wären, den Saug- und Spülwagen, Kanalreinigern sowie Saugbaggern, deren Ablösesummen schnell jenseits der halben Million liegen: Egal sie von Cappelotto oder RSP sind - hochbezahlte Spezialisten wie sie machen zusammen mit den hochspezialisierten Müllsammlern die Spannung dieser Messe aus! Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Messe Ifat www.verkehrsrundschau.de/dossiers