Rollierende Revolution

Die Cargobullen rollen eine rollierende Revolution aus: Damit sparen sie sich in der Rahmenfertigung das Schweißen und erhalten stabilere Längsträger. "Genios" heißt die neueste Sattelaufliegergeneration von Schmitz-Cargobull, bei der in der Endentwicklungsstufe dann tatsächlich kaum ein Stein auf dem anderen geblieben sein wird. Der Kunde hat vom Rollieren außer dem definitiv stabileren Chassis (was in Mitteleuropa noch nie ein Problem war) und künftig den ebenfalls rollierten und stabileren Eckrungen aber weniger als von diversen anderen Genios-Neuheiten: An den neuen Heckrungen lässt sich ein Rungenlifter nachrüsten. Außerdem verbaut Schmitz künftig ein manuelles Hubdachsystem, das jetzt geschützt im Eckrungenprofil sitzt. Neben den Eck- änderten die Münsterländer auch die Schieberungen, die jetzt zweifach aufgehängt sind und so besser laufen sollen. Zudem sind die Rungenkörper jetzt geschlossen. Das soll vermeiden, dass die Fracht beim heckseitigen Beladen an den Rungen hängen bleibt. Außerdem optimierte man den Lattenabstand und erhöhte die unterste Tasche um 45 Millimeter, um die Spanngurte leichter in den Außenrahmen einhaken zu können. Neues auch an Dach und Fahrwerk Am Dach verstärkten die Cargobullen das Gewebe und wollen so dessen Auslenkung reduzieren und die Aufbausteifigkeit weiter erhöhen. Außerdem sparen sie so die Verstrebungen oder Gurte unterm Dach. Den Planenrand verstärkte man ebenfalls und liefert ihn jetzt in UV-beständigem, festem "Panamamaterial", was ebenfalls Langlebigkeit und Stabilität erhöhen soll. Zu erkennen ist die neue "Panama-Plane" am schwarz eingefärbten oberen Planenrand. Aber auch das Laufwerk kommt neu: Die Federbriden wurden verstärkt, außerdem spendierte Schmitz zusätzliche Achsunterschalen, die die Zuverlässigkeit erhöhen sollen. Die Achseinbindung besser vor Beschädigungen schützen soll ein zusätzlicher Bumper auf der Bridenplatte. So soll der Genios viel stabiler und zuverlässiger laufen als der Vorgänger, was den Umkehrschluss nahelegt, dass die Vorgängergeneration für Länder mit extrem üblen Pisten vielleicht etwas zu weit kostenoptimiert war ... Mitteleuropäische Schmitz-Kunden sollten mit den üppigen Service- und Finanzierungsangeboten jedenfalls sehr langfristig planen können. Neben dem Genios optimierte Schmitz weitere Baureihen: Für den Speed-Curtain gibt es ein neues rückwärtiges Lasisystem und dem schwarzen Antirutschboden lässt Schmitz jetzt eine blau folierte Version folgen, die den Gleitreibbeiwert µ von 0,3 auf 0,6 erhöht. Bislang scheuten viele Kunden die hohen Kosten von rund 1500 Euro - dafür spart man die Lasimatten. Wichtigste Neuerung bei den Kühlern dürfte die Multitemp-Variante der Kühlmaschine sein. Dazu hat Schmitz den 167 Millimeter flachen Deckenverdampfer D.ZV entwickelt, der dank vier Zentimeter eingezogenem Dach im Heckbereich nur 127 Millimeter "aufträgt" und so kompakt baut, dass er nur "einseitig" montiert wird. Gegen Anfahrschäden soll ein integrierter Rahmen schützen. Piek-zertifiziert ist der neue Multifunktionsboden, der 19 Kilo leichter sein soll als der laute Gerstenkornstandard. Weitere Vorteile sind laut Schmitz-Kühlerexperte Martin Dechering, dass die Verschleißwerte die des Gerstenkorns um 35 Prozent überbieten sollen und dass der neue Boden beim Reinigen weniger Wasser an die Wände spritzen lässt, was Zeit sparen soll. An den Wänden gibt es neue Schienen, die die Doppelstockbalken leichter einrasten lassen sollen (die Rastpunkte wurden jetzt mit Zahlen versehen, um hier schneller eine waagerechte Einstellung hinzubekommen). Ein "Plastikschwert", das bei Nichtgebrauch im Heck in die Wand geklickt werden kann, erleichtert das Handling der bis zu drei Tonnen tragenden Doppelstockbalken. Wer die nur partiell benötigt, kann kurze, leicht in der Höhe verstellbare Schienensegmente ordern. Auch Kipper und Kühler mit Rollrahmen Das Handling erleichtert wurde auch bei der neuen Trennwand, bei der durch das Umlegen des zentralen Hebels jetzt alle Gummis ein Stück einziehen. So soll die Entlüftung auch in "angefrorenem" Zustand besser funktionieren. Außerdem achtete man auf eine möglichst kompakte Verstauung unter der Decke. Schade nur, dass es zum Ablassen und Anheben keinen Griff in der Mitte gibt: Hier muss man sich zwischen dem oben liegenden Hebel und den weit unten liegenden Griffen hin- und herbücken respektive strecken. Praktischer wurde auch das optionale Schutzblech an der Stirnwand: Es ist jetzt seitlich angeschlagen und lässt sich wie ein Portal wegklappen. Die Öffner verfügen jetzt über Schutzkappen: Die Kappen treffen die Seitenwand am stabilen unteren Profil. Im Laufe der Jahre werden auch Vreden und Gotha rollierte Rahmen erhalten, während der China-Sattel (blattgefedert für 50 Tonnen Nutzlast) vom Start weg das revolutionäre Chassis erhält. Die zweite Rollieranlage steht startbereit in Wuhan. Hintergrund: Die Rolliermaschine in Altenberge Rollieren statt Schweißen Begonnen hat Schmitz Cargobull das Rollieren in Vreden am unteren Längsprofil der Satteltiefkühler. Die Rahmen-Rolliermaschine erspart das Schweißen der Längsträger, was diese stabiler machen soll."Wenn Risse entstehen, dann meist an den Schweißnähten, also lassen wir die künftig weg", erläutert Technik-Vorstand Roland Klement den Hauptgrund für die neue Fertigung. Außerdem verkürzt man die Durchlaufzeit für zwei Längsträger von einer halben Stunde auf fünf Minuten und benötigt weniger Energie. Gewichtsseitig liegt der Träger der neuen "Genios"-Generation laut Entwickler Bernd Thiede noch "im Toleranzbereich": Das bedeutet rund 20 Kilogramm mehr als vorher - mit Potenzial nach unten. Mittlerweile roll(ier)en bereits zehn Prozent der Trailer als Genios von den Bändern in Altenberge. Ab August und bis Ende des Jahres soll dieser Anteil dann auf 100 Prozent steigen. Ende März 2015 sollen die Schweißstraßen demontiert sein. Neben den Längsträgern sollen künftig auch die Eckrungen rolliert werden. gs

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