Ramsauers Kandidat kontrolliert Bahn

Utz-Hellmuth FelchtDer 63-jährige Chemieprofessor Utz-Hellmuth Felcht begann als Chemiker bei der Hoechst AG, wo er 1992 Vorstand wurde. Von dort wechselte er zur SKW Trostberg, einem Chemieunternehmen mit Sitz im oberbayerischen Trostberg, das inzwischen Teil der Evonik Degussa ist. Der designierte Deutsche-Bahn-Aufsichtsratschef will trotz seiner Berufung weiter halbtags als Partner bei der Investmentgesellschaft One Equity Partners in Frankfurt/Main arbeiten sowie seine Posten als Aufsichtsratschef bei Südchemie und in zwei weiteren Aufsichtsräten im Ausland behalten. jökVitaRamsauers Kandidat kontrolliert BahnBundeskabinett bestellt Utz-Hellmuth Felcht zum Aufsichtsratschef der Deutschen Bahn: Ressortchef Ramsauer spricht von strategischer Neuaus-richtung und will den Staatskonzern stärker kontrollieren.Mit der Berufung des früheren Chemiemanagers Utz-Hellmuth Felcht zum neuen Aufsichtsratschef der Deutschen Bahn und weiteren Neubesetzungen hat Peter Ramsauer knapp vier Monate nach seinem Amtsantritt als Bundesverkehrsminister die personellen Umbesetzungen abgeschlossen. Der CSU-Politiker sprach vom „letzten Schritt einer Fülle von Neubesetzungen“. Felcht soll zusammen mit DB-Vorstandschef Rüdiger Grube die Position des Ressortchefs bei den schwierigen Haushaltsverhandlungen stützen. Dabei geht es um die Frage, wie die Investitionen in die Infrastruktur trotz Sparzwangs ab 2011 auf hohem Niveau gehalten werden können. Der Ressortchef verknüpfte die Vorstellung Felchts mit einer über den Pressetermin reichenden Aussage: „Die Neubesetzung des Aufsichtsrats bedeutet auch eine personelle und strategische Neuausrichtung deutscher Verkehrspolitik im Hinblick auf die Bahn.“ Die Zusammenarbeit zwischen dem Aufsichtsrat, dem Vorstand und dem Eigentümer Bund werde „künftig wesentlich besser und unmittelbarer“. Er werde sich „auch persönlich intensiv um das Geschehen bei der Deutschen Bahn kümmern, natürlich immer mit großem Respekt vor dem Aktienrecht“, kündigte Ramsauer bei der offiziellen Vorstellung Felchts an. Dieser erklärte, die Bahn müsse wieder zu alten Stärken zurückfinden, bevor an einen Börsengang zu denken sei. Mit Felcht soll Ramsauer seit Jahren eng befreundet sein. Der Grünen-Verkehrsexperte Anton Hofreiter würdigte Felcht als „keineswegs zweite Wahl“. Dieser müsse einen Kurswechsel einleiten. „Die Bahn muss sich wieder auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, den Betrieb von Eisenbahnen in Deutschland und nicht auf den Betrieb von Paketdiensten in Hongkong.“Minister geht zur HauptversammlungKonkret will Ramsauer als erster Verkehrsminister überhaupt die diesjährige Hauptversammlung am 24. März „in meiner Person bestreiten“. Als einziger Eigentümer hatte der Bund in der Regel die Hauptversammlung in Form eines Beauftragten aus der Beteiligungsabteilung des Finanzministeriums wahrgenommen. Damit ist jetzt Schluss. Die neu berufenen Aufsichtsräte bieten nach Ansicht des Ministeriums Gewähr dafür, dass „die Verzahnung mit dem Konzern enger wird“. Es sind auf Arbeitgeberseite der Leipziger Unternehmer Knut Löschke sowie der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Patrick Döring. Ramsauer rechnet mit Mehdorn abZugleich rechnete der Minister mit der Ära des Felcht-Vorgängers Werner Müller und des Ex-DB-Chefs Hartmut Mehdorn ab. Müller, der unter Kanzler Gerhard Schröder Wirtschaftsminister war, wurde, abgesehen von seinen politischen Präferenzen, zu eng mit dem auf einen unbedingten Börsenkurs der DB fixierten Mehdorn in Verbindung gebracht. In den vergangenen Jahren sei viel schiefgelaufen. „Um die Zahlen börsenfein zu machen, hat die Bahn in Bezug auf Kundenorientierung und Sicherheit nur noch so viel gemacht, wie unbedingt nötig war“, teilte Ramsauer in einem Interview aus. Das habe sie sich nur leisten können, weil sie „ein Quasimonopolist“ sei. „Es führt kein Weg daran vorbei: Wir brauchen mehr Wettbewerb“, betonte der CSU-Politiker. Zwar könnten seit der Bahnreform auch andere Eisenbahnunternehmen das DB-eigene Netz nutzen, die Bahn müsse jedoch „ihre Konkurrenten fair behandeln“, mahnte Ramsauer den Unternehmensvorstand. Die neue Konzernspitze habe dies bereits erkannt. „Schon aus eigenem Interesse“, betonte er und drohte indirekt: „Anderenfalls müssten wir tatsächlich über eine stärkere Trennung vom Netz nachdenken.“ ❙❚■ Jörg Kürschner, VR-Korrespondent in BerlinPeter Ramsauer (l.) und sein Kandidat für den DB-Aufsichtsratsposten Utz-Hellmuth Felcht

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