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Rampe Hoffnungsschimmer Lassen sich künftig die langen Wartezeiten an der Rampe verkürzen? GS1 Germany initiierte dafür einen runden Tisch mit Vertretern aus Industrie, Handel und Logistik. Wie die ersten Zwischenergebnisse aussehen, lesen Sie hier. Das Thema „Rampe“ bleibt brisant. Zu viele Ursachen spielen in das Problem hinein: das Bestellverhalten der Händler, die oft restriktiven Anlieferzeiten bei Handelslägern, zu wenig Spielraum in der Samstagsanlieferung, die ungenügende Etikettierung der Waren und Lieferscheine – um nur wenige Gründe für die ewige Misere zu nennen. Doch eine Lösung der Probleme rückt näher: GS1 Germany gründete unlängst mit Vertretern aus Industrie, Handel und Logistik den Arbeitskreis „Effiziente Wareneingangsabwicklung“ (siehe Kasten). Erste Ergebnisse daraus wurden diese Woche auf dem ECR-Tag 2012 in Wiesbaden vorgestellt. Die VerkehrsRundschau sprach dazu vorab mit dem Leiter des Arbeitskreises Sebastian Krug sowie den drei Teilnehmern Stefan Krautwurst-Leister, Bereichsleiter/Division Manager Food Logistic Sales bei Dachser, Andreas Persigehl, Geschäftsleiter Logistik bei der Gutberlet Stiftung (Tegut) und Rainer Jüngling, Logistikleiter der Dr. Oetker Frischeprodukte KG in Moers. Zeitfenster-Systeme: Fluch oder Segen? Wichtigste Erkenntnis auf allen Seiten: Der Arbeitskreis ist ein wichtiger, ein dringender Anfang – aber es gibt noch viel zu tun. So ist Rainer Jüngling von Dr. Oetker davon überzeugt: „Die Optimierung hat bislang nur auf der Empfängerseite – sprich beim Handel – stattgefunden, ohne die Probleme von Industrie und Dienstleistern ausreichend zu berücksichtigen.“ Selbst web-basierte Zeitfenster-Managementsysteme, in die laut einer Studie mittlerweile über 69 Prozent der Handelsunternehmen investiert haben, sind offenbar keine große Hilfe, wie Stefan Krautwurst-Leister sagt: „Das was da im Augenblick an Kennzahlen im Markt genannt wird, entspricht nur der halben Wahrheit. Man muss dies in der Gesamtheit differenzierter betrachten.“ Im Klartext: Die Wartezeiten an den Rampen haben sich durch diese Zeitfenster-Managementsysteme nicht verkürzt – zumindest nicht aus Dienstleister-Sicht. Dazu von der VerkehrsRundschau befragt, schweigen sich Handelsgrößen wie Rewe, Edeka, DM Drogeriemarkt und Feneberg aus. Keine Anfrage wurde beantwortet. Nur Andreas Persigehl, Geschäftsleiter Logistik bei der Gutberlet Stiftung (Tegut), äußerte sich. Er sagt, man sei „mit der Entwicklung sehr zufrieden“, und habe eine effektive Zeiteinsparung erzielt, die wahrgenommen und bestätigt werde. Auch die Vorwürfe mancher Lieferanten, sie würden nicht bei jeder Handelsfirma gleich behandelt werden, kann Persigehl nicht nachvollziehen. Er sehe da, auch bei den Wettbewerbern, Bemühungen. Genau diese Bemühungen müssen aber laut Jüngling erheblich verstärkt werden: „Aus Sicht des Handels läuft das System ja zu seinem Nutzen. Wenn ich in dieser Situation bin, habe ich nicht unbedingt das Verlangen und die Motivation, etwas zu verändern.“ Dies sei aber dringend geboten – zum Nutzen aller. Weiteres Problem sei, dass bei der Rampendiskussion „alles über einen Kamm geschert wird, ohne Branchen-Besonderheiten zu berücksichtigen“. Es sei durchaus möglich, sagt Jüngling, dass Zeitfenster-Managementsysteme in der Do-it-yourself-Branche helfen, etwa in Baumärkten. Bei den Lebensmitteln gebe es aber massive Probleme. Handel hat Signale verstanden Stefan Krautwurst-Leister kann sich die unterschiedliche Wahrnehmung über den Nutzen von Zeitfenster-Managementsystemen zwischen Handel einerseits sowie Industrie und Logistikdienstleistung andererseits letztlich nur so erklären: „Die vom Handel zitierten Zahlen beziehen Komplettladungen ein, die den größten Teil der Verkehre ausmachen.“ Laut dem Dachser-Mann entstehen die Probleme aber vor allem im Teilladungs- und Stückgut-Segment. Dabei sei er aber „nicht grundsätzlich gegen Zeitfenster-Management“, betont er. Nur funktionieren müsse es eben. Eine mögliche Lösung wäre es für Krautwurst-Leister zum Beispiel, täglich um die gleiche Zeit wiederkehrende Lieferungen aus der Zeitfenster-Steuerung herausnehmen zu können. „Da muss es bilaterale Vereinbarungen geben.“ Außerdem müsse es Logistikern erlaubt werden, „mit Dummy-Buchungen ohne konkreten Lieferauftrag zu operieren“. Nur so könne man mit kurzfristigen Aufträgen – wie in der Food-Logistik üblich – vernünftig umgehen. Erste Gespräche in dieser Richtung laufen – und der Handel hat die Signale verstanden: „Das Thema ist bei uns angekommen“, sagt Persigehl. „Wir sind uns bewusst, dass es Themen mit Potenzial gibt. Wir sind auch bereit, diese anzugehen.“ ❙❚■ Florian Beck, Eva Hassa Sorgt bei allen Gliedern in der Lieferkette für Unmut: der Stau beim Be- oder Entladen eines LKW Arbeitskreis „Effiziente Wareneingangsabwicklung“ von GS1 Germany In diesem Jahr gründete GS1 Germany den Arbeitskreis „Effiziente Wareneingangsentwicklung“ unter Leitung von Sebastian Krug. Ziel ist die gemeinsame Erarbeitung eines Leitfadens zur effizienten Wareneingangsabwicklung auf Basis bereits bestehender Anwendungsempfehlungen. Die Beteiligten des Arbeitskreises tauschten dafür in der Praxis identifizierte Optimierungspotenziale aus und erarbeiteten gemeinsame Maßnahmen zur Lösung der Probleme. Diese werden nun in die bereits bestehende Anwendungsempfehlung integriert, die thematisch den Schwerpunkt bei der Warenanlieferung hat. Die Beteiligten sind sich einig, dass alle ausgearbeiteten Lösungen nur durch die Zusammenarbeit zwischen Industrie, Logistik-Dienstleistern und Handel zu realisieren sind. eh Rampe Die Interessen in Einklang bringen Wie GS1 Germany die Rampenprobleme lösen will, sagt Sebastian Krug, der das Projekt „Effiziente Wareneingangsabwicklung“ leitet. GS1 Germany gründete in diesem Jahr den Arbeitskreis „Effiziente Wareneingangskontrolle“, den Sie leiten. Welche Ziele streben Sie gemeinsam an? Sebastian Krug: In unserem Arbeitskreis sind Vertreter aus Industrie, Handel und Logistikdienstleistung vertreten. Als Lösung hin zu einer optimalen Wareneingangsabwicklung entwickelt unser Arbeitskreis Best Practices und will sich für eine stärkere Umsetzung der GS1-Standards und der Anwendungsempfehlungen in der Praxis einsetzen. Die Lösungen werden die Partner der Logistikkette zum Beispiel dabei unterstützen, die Wareneingangskontrolle zu optimieren, Reklamationen und Retouren kundengerechter zu bearbeiten und die Tätigkeiten des Fahrpersonals am Wareneingang rechtlich zu bewerten. Welche ersten Ergebnisse konnten Sie bislang erzielen? Zunächst haben die Mitglieder des Arbeitskreises ein gemeinsames Verständnis über die Erwartungen an eine effiziente Wareneingangsabwicklung und die möglichen Optimierungspotenziale erzielt. Darauf aufbauend haben wir zum Beispiel einen Szenarienplan entwickelt, der den beleglosen Wareneingang aufzeigt. Basis dafür ist der elektronische Informationsfluss, der den physischen Warenfluss begleitet und die Nachrichten wie Lieferavis und Wareneingangsbestätigung versendet. Beim Thema Zeitfenster-Steuerung, das ein eigener Arbeitskreis betreut, gibt es zudem fertige Empfehlungen, die wir diese Woche auf dem ECR-Tag 2012 vorgestellt haben. Welche weiteren Schritte stehen nun bis wann an? Der Arbeitskreis wird jetzt die Teilergebnisse, etwa die logistikgerechte Bestellung, Reklamationen und Retouren, abschließend diskutieren und in einer Anwendungsempfehlung zusammenführen. Nächster Schritt ist ein Best Practice, das die Statusempfehlung auf Packstückebene in allen Stufen der Logistikkette abbildet. Außerdem ist bis Ende 2012 eine Prozessempfehlung für den Einsatz der elektronischen Wareneingangsbestätigung geplant. Für die Zeitfenster-Steuerung ist zudem vorgesehen, die organisatorischen Rahmenbedingungen zu beleuchten. Eine zentrale Frage ist, wie das Buchen von Rampen per Zeitfenster-Steuerungssysteme und die effiziente Tourenplanung in Einklang gebracht werden können. Weitere Aspekte sind die Folgen, wenn Zeitfenster nicht in ausreichender Anzahl verfügbar sind oder aber, wenn sich die Abwicklung trotz gebuchter Zeitfenster verzögert. eh Interview Sebastian Krug

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