Paris. Die durch die Krise in schwere Wasser geratene Marseiller Linien-Reederei CMA CGM hat angekündigt, die geplante Rekapitalisierung des Unternehmens bis Ende Juli abschließen zu können. Den Namen des zukünftigen neuen Finanz- und Kapitalpartners nannte sie jedoch nicht. Die Pariser Wirtschaftszeitung "Les Echos" berichtete jedoch gestern, dass es sich Gerüchten zufolge um den Strategischen Investment- und Staatsfonds Qatar Holding handle. Dieser werde 1,25 Milliarden Dollar an frischem Kapital einschießen und dafür 49 Prozent der Anteile erwerben. Der US-Investor Colony Capital sei bereit, von seinem Angebot in Höhe von 500 Millionen Dollar gegen Aufgabe entsprechender Bankforderungen in derselben Höhe zurückzutreten.
In einer Mitteilung der Container-Reederei hieß es, die Frist zur Einigung mit dem Konsortium von 70 Banken, die mit CMA CGM finanziell verbunden sind, sei im Einvernehmen mit allen Parteien sowie auch mit der des mit der Abwickelung betrauten Handelsgerichts in Marseille verlängert worden. Die offizielle Begründung dafür lautete, dass es sich um einen "ganz besonders komplexen" Verhandlungsgegenstand handle.
Das Unternehmen war am Ende des ersten Halbjahres 2010 mit 6.171 Milliarden Dollar verschuldet. Wie die Zeitung weiter schreibt, soll die Reederei beabsichtigen, 500 Millionen Dollar der Geldspritze aus dem Golfland zur teilweisen Rückzahlung ihrer Bankschulden zu verwenden und den Rest dafür mit der Bezahlung der jüngsten neuen Schiffsbestellungen zu beginnen.
Die Zukunftsaussichten für CMA CGM haben sich nach Vorjahresverlusten von 742 Millionen Dollar im Zuge des wieder angekurbelten internationalen Warenaustauschs ins positive gewendet. Im ersten Quartal dieses Jahres konnte das Unternehmen einen Bruttobetriebsgewinn von 380 Millionen Dollar verbuchen. Der Ebitda könnte damit auf das Gesamtjahr bezogen zwischen 1,8 und 2 Milliarden Dollar liegen.
Qatar soll mit dem vermuteten Kapitaleinstieg beim drittgrößten Container-Reeder der Welt auch an seinen neuen Hafen in Doha denken, meinen Beobachter. Paris fürchte deshalb, CMA CGM könnte auf Dauer sein Gravitationszentrum von Marseille nach dort verlagern. (jb)