In Polen hat eine Dumping-Aktion des marktbeherrschenden Mineralölkonzerns PKN Orlen zu sinkenden Kraftstoffpreisen an den Tankstellen geführt. Bereits jetzt fielen die Preise für einen Liter Benzin und Diesel an zahlreichen Orten erstmals seit Jahren auf unter 6 Zloty (etwa 1,30 Euro). In den vergangenen Monaten schwankten die Werte meist um die 6,50 Zloty-Marke, teils lagen sie sogar über 7 Zloty.
Unabhängige Beobachter sehen keine wirtschaftlichen Ursachen für die Senkungen, sondern sehen rein wahltaktische Motive. Es gab nämlich weder einen merklichen Abfall der Ölpreise auf den Weltmärkten – ganz im Gegenteil – noch Änderungen in Polen, etwa bei der Mineralölsteuer. Mehreren Berichten zufolge lagen die Einzelhandelspreise vielerorts sogar schon unter denen des Großhandels.
Orlen ist ein komplett staatlich kontrollierter Konzern, der nicht nur die mit Abstand meisten Tankstellen in Polen betreibt, sondern auch an fast alle in Polen operierenden Tankstellen den Treibstoff liefert. Die mit absoluter Mehrheit regierende Partei PiS hat die wichtigsten Posten bei Orlen im Lauf ihrer seit dem Jahr 2015 andauernden Amtszeit besetzt. Es wird daher damit gerechnet, dass die niedrigen Kraftstoffpreise in Polen noch bis zu den Wahlen am 15. Oktober anhalten oder sogar weiter sinken werden, um der Inflation als negativem Wahlkampfthema entgegenzuwirken.