Platters Millimeter

"Wir weichen keinen Millimeter von unseren Notmaßnahmen ab." Das war einer der ersten Sätze des Landeshauptmannes von Tirol, Günther Platter, nach dem Brenner-Gipfel mit den drei Verkehrsministern aus Österreich, Bayern und Deutschland. So hatte er auch schon im Vorfeld der Gipfelgespräche in Berlin seine Position zementiert. Daher konnte man nicht viel erwarten von diesem Treffen. Herausgekommen ist nun ein Zehn-Punkte-Plan (siehe Seite 12). Darin finden sich zumindest auf den ersten Blick überraschend konkrete Maßnahmen, hinterlegt mit einem Zeitplan. Zum Beispiel ein intelligentes Lkw-Leitsystem 2.0. Das soll die in der Transportbranche so verhasste Blockabfertigung ablösen, und zwar bereits am 1. Januar 2020. Bei genauem Hinsehen jedoch sind die Beschlüsse fern der Realität. Fünf Monate für die Installation des Leitsystems? Wer an Projekte wie den Berliner Flughafen denkt, kann sich das beim besten Willen nicht vorstellen. Ein System, das zu einem stetigen Verkehrsfluss führt? Dann würden viele Lkw den Brenner weiterhin als Transitstrecke nutzen. Genau das aber will Platter verhindern. Hinzu kommt, dass die Maßnahmen zur Förderung des Kombinierten Verkehrs (unter anderem der Neubau eines Terminals im Raum München) sich toll anhören, aber deren Realisierung auf wackligen Beinen steht und sie erst in einigen Jahren für eine Entlastung sorgen könnten. Platter wird vorerst stur und das bunte Sammelsurium an Fahrverboten voraussichtlich bestehen bleiben. Etwas Positives kann man dem Gipfel aber doch abgewinnen: Endlich versucht man sich an Instrumenten, deren Umsetzung Zeit braucht, die man womöglich auch deshalb nicht angepackt hat. Das ist kein großer, aber längst fälliger und wichtiger Schritt. Die ersten Millimeter auf dem Marathon mit dem Ziel eines für alle halbwegs akzeptablen Transits über den Brenner.

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